Qualitätsatlas Pflege zeigt Handlungsbedarf bei stationärer Pflege im Rheinland
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Qualitätsatlas Pflege zeigt Handlungsbedarf bei stationärer Pflege im Rheinland
Neue Datenbank des Wissenschaftlichen Instituts der AOK beleuchtet Qualität in der Pflege. Daten zeigen Häufigkeit von kritischen Ereignissen in der pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Versorgung. AOK Rheinland/Hamburg fordert, diese Erkenntnisse zur Verbesserung der Versorgung zu nutzen.
Pflege und Gesundheit zukunftsfest aufzustellen, steht im Zentrum der politischen Debatte. Mit dem neuen Qualitätsatlas Pflege des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) kann diese Debatte nun auf einer soliden Datenbasis geführt werden. Die Datenbank bietet umfangreiche Erkenntnisse zu kritischen Ereignissen in der pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Versorgung und macht diese regional vergleichbar. Der Qualitätsatlas Pflege betrachtet dabei drei wesentliche Schnittstellen zwischen Pflege und Gesundheit: fehlende Prophylaxe und Prävention, kritische Arzneimittelversorgung und vermeidbare Krankenhausaufenthalte. Ausgewertet wurden zehn Indikatoren für 400 Kreise und kreisfreie Städte deutschlandweit. Daten gibt es mit dem Start des Portals für den Zeitraum von 2017 bis 2021. Auch im Rheinland gibt es erhebliche regionale Unterschiede.
Die AOK gibt seit vielen Jahren mit ihrem Pflege-Report einen Einblick in die Situation von Pflegenden und Pflegebedürftigen. In diesem Jahr hat das WIdO die Abrechnungsdaten von Kranken- und Pflegekasse ausgewertet und eine neue Datenbank entwickelt: den Qualitätsatlas Pflege.
„Der neue Qualitätsatlas Pflege beruht auf den Routinedaten der AOK und nicht auf Modellrechnungen. Er bietet daher ein realistisches Bild des Ist-Zustandes und macht deutlich, wo es bei welchem Thema Handlungsbedarf gibt. Die Ergebnisse sind teilweise ernüchternd“, sagt Thomas Meertz, Bereichsleiter Pflege bei der AOK Rheinland/Hamburg. Die AOK Rheinland/Hamburg wird die Erkenntnisse aus dem Qualitätsatlas Pflege nutzen, um mit den Akteuren aus Pflege, Ärzte- und Apothekerschaft darüber ins Gespräch zu kommen, wie erkannte kritische Ereignisse verringert und damit die Versorgung in der Pflege mittelfristig verbessert werden kann. „Wir unterstützen zudem den Vorschlag des AOK-Bundesverbands, die Routinedaten der Kranken- und Pflegeversicherung stärker für Qualitätsverbesserungen bei der Versorgung zu nutzen. Das Potenzial zum Erkenntnisgewinn durch die Daten ist hoch. Ein Vorteil der Abrechnungsdaten liegt auch darin, dass sie den Kassen ohnehin vorliegen und genutzt werden können, ohne dass für die Erhebung zusätzlicher Aufwand in den Pflegeeinrichtungen entsteht“, erklärt Meertz.
Regionale Unterschiede gibt es nicht nur zwischen den 16 Bundesländern, auch zwischen den Kreisen in Nordrhein-Westfalen zeigen sich Differenzen bei den einzelnen Indikatoren. So liegen bei der Dauerverordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln nur zwei Kreise in ganz NRW unter dem bundesweiten Median: Wuppertal und Duisburg.
Große regionale Unterschiede bei Prävention und Prophylaxe
Auch beim Qualitätsmerkmal Prävention und Prophylaxe zeigen die Abrechnungsdaten regionale Unterschiede. So hatten laut der Auswertung im bundesweiten Durchschnitt knapp 4 Prozent aller an Demenz erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen 2021 einen Krankenhausaufenthalt, der durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr verursacht war. In den 20 Kreisen mit den auffälligsten Werten waren es dagegen zwischen 7,5 und 12,5 Prozent der Pflegeheimbewohnenden mit Demenz. Im Rheinland liegt die Spannweite zwischen 1,83 Prozent und 8,21 Prozent. „Der Qualitätsatlas macht diese Informationen sehr kleinräumig sichtbar und zeigt, wo es Ansatzpunkte für Qualitätssicherung und -verbesserung gibt“, erklärt Meertz.
Strukturen verbessern
Ursachen für die Unterschiede kann man aus dem Qualitätsatlas nicht unmittelbar ableiten. „Regionale Unterschiede können Hinweis darauf geben, wo regionale Strukturen an den Schnittstellen zwischen Pflege und Gesundheit gut funktionieren und wo es hakt. Davon können andere Kreise und Städte lernen“, sagt Thomas Meertz.
Hinweise für die Redaktionen:
Der Qualitätsatlas Pflege ist ab sofort abrufbar unter: www.qualitaetsatlas-pflege.de
Grundlage des Qualitätsatlas Pflege sind versichertenanonyme Abrechnungsdaten der AOKs. Fast die Hälfte aller vollstationären Leistungsempfängern der Gesetzlichen Krankenversicherung sind AOK versichert (2019 lag der Anteil bei 47,37 Prozent).
Daten zu den zehn Indikatoren können nach Bundesländern, Kreisen, Jahren gefiltert und verglichen werden. Es werden sowohl relative als auch absolute Zahlen angezeigt.
AOK-Pflegenavigator mit Gesundheitspreis ausgezeichnet.
Die Qualität der Pflege und eine Lotsenfunktion im komplexen Gesundheitssystem sind der AOK ein großes Anliegen. Für die Versicherten bietet die Gesundheitskasse dafür Beratung Unterstützung an. In diesem Jahr hat die AOK für den AOK-Pflegenavigator den „Deutschen Gesundheitspreis“ des Deutschen Instituts für Service-Qualität und des Nachrichtensenders n-tv erhalten. Der AOK-Pflegenavigator richtet sich an Versicherte und hilft beim Finden des passenden Pflegeangebots oder einer Beratungsstelle.
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