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In Hamburg sind 227.000 Menschen von Depressionen betroffen

Gesundheitsatlas Deutschland: 227.000 Menschen sind in Hamburg von Depressionen betroffen

Die Zahl der Diagnosen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Erkrankte fallen am Arbeitsplatz überdurchschnittlich lange aus. Es ist wichtig, die Sensibilität zu stärken und Stigmata in der Bevölkerung zu beseitigen.

Hamburg, 07.10.2024

Anlässlich des Welttags der seelischen Gesundheit am 10. Oktober hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) seinen neuen „Gesundheitsatlas Depressionen“ veröffentlicht. Demnach waren 227.000 Menschen ab dem zehnten Lebensjahr in Hamburg im Jahr 2022 von Depressionen betroffen. Die Zahl der diagnostizierten Erkrankungen ist zwischen 2017 und 2022 deutlich gestiegen und hat zuletzt mit 13,5 Prozent einen Höchststand erreicht.

Im Verlauf der Jahre 2017 bis 2022 ist die Zahl der Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, laut dem Bericht deutlich angestiegen: Während 2017 noch 12,6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner ab zehn Jahren in der Metropolregion Hamburg eine ärztlich diagnostizierte Depression hatten, waren es im Jahr 2022 bereits 13,5 Prozent. Die größte Patientenzahl findet sich sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern in der Altersgruppe von 55 bis 59 Jahren.

Frauen sind häufiger betroffen

Laut der Analyse des Gesundheitsatlas kommen Depressionen bei Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren noch selten vor. Mit zunehmendem Alter zeigt sich jedoch ein deutlicher Anstieg der Depressionshäufigkeit. In allen Altersgruppen sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Bei den Hamburgerinnen liegt die Prävalenz bei 16,4 Prozent, bei den Hamburgern sind es 10,4 Prozent. Ein Erklärungsansatz dafür, warum Frauen häufiger betroffen sind, können physiologische Aspekte wie hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren sein. Außerdem ist es möglich, dass Frauen im Laufe ihres Lebens mehr Stressoren ausgesetzt sind, die die Entstehung von Depressionen begünstigen.

„Über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Behandlung von Erkrankungen wird unter dem Oberbegriff Gendermedizin heute glücklicherweise häufiger gesprochen als früher“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. „Die unterschiedliche Betroffenheit von Frauen und Männern auch bei psychischen Krankheiten wie Depressionen zeigt einmal mehr, dass wir als Gesellschaft gefordert sind, im Gesundheitswesen Strukturen zu schaffen, die beiden Geschlechtern gerecht werden.“

Regionale Unterschiede

Vergleicht man Hamburg mit anderen deutschen Metropolen (Großstädte ab 500.000 Einwohnerinnen und Einwohner), belegt die Hansestadt mit 13,5 Prozent den vierten Platz hinter Nürnberg (16,6 Prozent), Dortmund (14,5 Prozent) und Essen (13,6 Prozent). Betrachtet man alle Bundesländer, rangiert Hamburg im faktischen Vergleich auf dem zweiten Platz hinter dem Saarland (14,2 Prozent).

Ausfallzeiten durch AU bei den Beschäftigten

Der Anteil der bei der AOK in Hamburg versicherten Beschäftigten, die 2022 wegen einer Depression krankheitsbedingt ausgefallen sind, ist mit 4,9 Prozent vergleichsweise gering. Allerdings fehlten die Betroffenen im Vergleich zu anderen Erkrankungen überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz: Die Ausfalltage wegen Depressionen belegen mit durchschnittlich 44 Tagen je Fall einen Spitzenplatz unter den Erkrankungen, die eine Arbeitsunfähigkeit auslösen.

„Für Unternehmen ist es daher umso wichtiger, das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden im Blick zu halten und Aspekte wie Entscheidungsspielräume, Sicherheit und Verlässlichkeit bewusst zu gestalten“, sagt Sabine Deutscher. „Auch die Stärkung von individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und die Förderung persönlicher Fähigkeiten im Betrieb tragen dazu bei, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen und die individuelle Resilienz bei bestehenden Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt zu steigern. Mitarbeitende können so vor der Entwicklung psychischer Erkrankungen geschützt werden.“

Stigmata abbauen und Wissenslücken schließen

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland und führen zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität. Oft sind Patientinnen und Patienten nicht mehr in der Lage, ihren alltäglichen Aktivitäten nachzugehen. „Obwohl es in den letzten Jahren ein stärkeres öffentliches Bewusstsein für Depressionen und andere psychische Erkrankungen gibt, ist das Bild von Betroffenen noch häufig von Vorurteilen und Stigmata geprägt. Das kann Patientinnen und Patienten stark belasten“, sagt AOK-Vorständin Sabine Deutscher. Der Gesundheitsatlas Deutschland solle dazu beitragen, Wissenslücken beim Thema Depressionen zu schließen, ein Bewusstsein für die Dimension dieser Erkrankung zu schaffen und Berührungsängste abzubauen.

Was sind Depressionen und wie entstehen sie?

Depressionen werden der Gruppe der affektiven Störungen zugerechnet, die zu den psychischen Erkrankungen gehören. Im Fokus des Gesundheitsatlas Deutschland stehen die unipolaren Depressionen. Eine gedrückte Stimmung mit Interessenlosigkeit und Antriebsminderung hält bei den Betroffenen über einen längeren Zeitraum an. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die die Entstehung der Krankheit beeinflussen können. Kritische Lebensereignisse wie Beziehungskrisen, Todesfälle, berufliche Enttäuschungen oder Traumata durch Gewalt, Krieg oder Missbrauch können eine Erkrankung begünstigen. Daneben spielen Faktoren wie das Alter, das Geschlecht oder das Vorliegen chronischer Erkrankungen eine Rolle. Auch chronischer Stress ist ein Risikofaktor für Depressionen.

WIdO-Gesundheitsatlas Depression

Ziel der Gesundheitsatlas-Reihe des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist es, die gesundheitliche Situation aller Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland transparent zu machen. Der Gesundheitsatlas fokussiert häufige Volkskrankheiten, die ein hohes Präventionspotenzial bieten, mit einer eingeschränkten Lebensqualität oder einer hohen Sterblichkeit einhergehen.

Ein Hochrechnungsverfahren, das vom WIdO in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt wurde, ermöglicht auf Grundlage der Abrechnungsdaten von mehr als 27 Millionen AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen über die Krankheitshäufigkeit der gesamten Bevölkerung Deutschlands.

AOK Gesundheitsatlas Deutschland (gesundheitsatlas-deutschland.de)

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