Pflege-Report: Pflegebedürftigkeit in Hamburg fast verdoppelt
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Pflegebedürftigkeit nimmt auch in Hamburg stark zu
Neuer Pflege-Report der AOK zeigt erhebliche regionale Abweichungen. In Hamburg ist die Pflegeprävalenz seit 2017 um 63 Prozent gestiegen.
Hamburg, 10.12.2024
Der Anteil von Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung in Hamburg steigt stark und deutlich mehr als erwartet. Seit 2017 hat die Pflegeprävalenz um 63,2 Prozent zugenommen. Hatten im Jahr 2017 noch 3,8 Prozent der gesetzlich Versicherten in Hamburg einen Pflegegrad, waren es im Jahr 2023 bereits rund 6,2 Prozent, so die AOK Rheinland/Hamburg. Der Bundesdurchschnitt lag im Jahr 2023 bei 7,1 Prozent. Die wenigsten Pflegebedürftigen gab es mit 5,5 Prozent in Bayern. Das geht aus Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) für den AOK-Pflege-Report 2024 hervor.
Der Pflege-Report zeigt innerhalb Deutschlands große regionale Abweichungen bei der Entwicklung der Pflegeprävalenz. Im Bundesdurchschnitt betrug der An-stieg von 2017 bis 2023 rund 57 Prozent, in Hamburg lag der Anstieg mit 63,2 Prozent gut sechs Prozentpunkte über dem Deutschlandschnitt. Den größten Anteil an Pflegebedürftigen gab es 2023 vorwiegend in Teilen Ostdeutschlands, aber auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland. Grundlage der Auswertung sind anonymisierte Daten von AOK-Versicherten, die standardisiert wurden.
Die Analysen des WIdO zeigen zudem, dass die Entwicklung der Pflegeprävalenzen nicht allein durch die Alterung der Gesellschaft erklärt werden kann. In 396 von insgesamt 400 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland lag der Anteil an Pflegebedürftigen im Jahr 2023 über dem, was demographisch erwartbar gewesen wäre.
Die Autorinnen der Studie stellten fest, dass bei einer reinen Fortschreibung der Alterung bundesweit nur mit einem Anstieg von 21 Prozent zu rechnen gewesen wäre und nicht mit den tatsächlich festgestellten 57 Prozent. Laut Susann Behrendt, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege am WIdO und Mitherausgeberin des Pflege-Reports, spielt auch der neu gefasste Pflegebedürftigkeitsbegriff eine Rolle. Durch ihn haben sich die Anspruchsvoraussetzungen geändert. Zu den erheblichen regionalen Unterschieden in der Inanspruchnahme von Leistungen in der Pflege tragen neben dem Alter auch der jeweilige Anteil Demenz-Erkrankter, die Unterstützung durch Pflegepersonen im Umfeld der Betroffenen sowie die räumlichen Strukturen bei.
Anteilig etwas mehr Pflegebedürftige in Bremen und Kiel
Deutschlandweit lagen im Jahr 2023 nach den AOK-Auswertungen die sieben Städte und Kreise mit der höchsten Pflegeprävalenz allesamt in Brandenburg – mit einem Anteil von Pflegebedürftigen zwischen 14,3 und 17,1 Prozent. Mit einem Anteil von 6,2 Prozent Pflegebedürftigen im Jahr 2023 schneidet Hamburg im Vergleich zu anderen großen Städten in Norddeutschland etwas besser ab, hat die AOK Rheinland/Hamburg festgestellt. In Bremen (6,3 Prozent), Kiel (6,6 Prozent) und Hannover (7,0 Prozent) war der Anteil der Pflegebedürftigen noch etwas höher.
„Die im Pflege-Report dargestellte Entwicklung zeigt einmal mehr, dass die Pflege eines der wichtigsten Zukunftsfelder in der Gesundheits- und Sozialpolitik ist. Das vielfach unkoordinierte Nebeneinander von Kranken- und Pflegeversicherung führt zu einem ineffizienten Ressourceneinsatz. Damit bleiben wir deutlich hinter unseren Möglichkeiten zurück, und es geht zu Lasten der alten Menschen“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Eine Pflege, die stärker therapeutische Inhalte in den Mittelpunkt rückt, sei eine Antwort auf die Herausforderung der steigenden Anzahl Pflegebedürftiger. „Dafür müssen wir unser System einer deutlichen Revision unterziehen“, so Matthias Mohrmann.
Laut Pflege-Expertin Susann Behrendt gewinnt vor allem die Planung der regionalen Pflegestrukturen erheblich an Bedeutung. Die Abrechnungsdaten der Kranken- und Pflegekassen könnten bei dieser Planung einen wesentlichen Beitrag leisten. „Sie sind zeitnah verfügbar und erlauben differenzierte Analysen zur Entwicklung der Prävalenz und der Inanspruchnahme.“ Die Ergebnisse zeigten, so Behrendt, wie heterogen das Thema Pflege in Deutschland sei. Für eine systematische Planung der Pflegeinfrastruktur vor Ort reiche die demographische Entwicklung als empirische Grundlage nicht aus.
Weitere Infos rund um den AOK-Pflegereport:
https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/pflege-report/2024/
Antje Kusalik Pressesprecherin AOK Rheinland/Hamburg - Die Gesundheitskasse Pressestelle/Stabsbereich Kommunikation Pappelallee 22-26 22089 Hamburg Telefon: 040 2023 28218 antje.kusalik@rh.aok.de www.aok.de/pp/rh www.aok.de/rh www.facebook.com/AOKRH