Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Die befohlene Zukunft – Zwei Veranstaltungen über Science-Fiction, Zensur und unerwünschte Visionen in der DDR
Die befohlene Zukunft – Zwei Veranstaltungen über Science-Fiction, Zensur und unerwünschte Visionen in der DDR
Berlin, 31. März 2025 – Was passiert, wenn ein Staat glaubt, die Zukunft bereits zu kennen? Wenn eine politische Ideologie vorgibt, wie morgen auszusehen hat – und Literatur nur mitspielen darf, solange sie nicht stört? In der DDR war die Zukunft nicht offen, sondern „befohlen“. Doch genau das machte Science-Fiction zur vielleicht spannendsten literarischen Zone zwischen Anpassung und Aufbegehren.
Am 10. April 2025 stellen Angela und Dr. Karlheinz Steinmüller ihr neues Buch „Die befohlene Zukunft“ in Berlin vor – eine Rückschau auf DDR-Science-Fiction, geschrieben von einem Autorenduo, das selbst Teil jener Szene war. Es geht um Strategien, Zwischentöne und das Schreiben mit angezogener Handbremse. Und um die Frage: Wie viel Kritik war möglich, ohne den politischen Rahmen zu sprengen?
Zwei Wochen später, am 24. April 2025, wirft Dr. Wolfgang Both einen Blick auf eine beinahe unglaubliche Episode: George Orwells „1984“, lange verboten im Ostblock, sollte Ende der 1980er Jahre in der DDR erscheinen. Eine offizielle Ausgabe war in Vorbereitung – doch der Mauerfall kam ihr zuvor.
Beide Veranstaltungen finden in der Kronenstraße 5, Berlin-Mitte statt und beginnen um 18 Uhr. Sie sind Teil des 40-jährigen Jubiläums des Science-Fiction-Clubs Andymon, der 1985 in Ost-Berlin gegründet wurde – von Fans, die sich Raum für Gedanken jenseits des Realsozialismus schufen. Der Eintritt ist frei, die Veranstaltungen werden live auf YouTube übertragen: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/sciencefiction
„Dass Besitz und Weitergabe von Orwells 1984 in der DDR über Jahrzehnte mit drakonischen Strafen verfolgt wurden – und dass ausgerechnet jenes Regime in den 1980er Jahren eine eigene Ausgabe vorbereitete – ist ein nahezu lehrbuchhaftes Beispiel für die Logik der orwellschen Dystopie. Angesichts der Volkszählungsdebatten in der Bundesrepublik wurde Orwell plötzlich nützlich: als vermeintlicher Kritiker westlicher Überwachung. Dass die Staatssicherheit und politische Justiz zuvor unbarmherzig gegen das Buch vorgingen, wäre zur Randnotiz eines ideologischen Kurswechsels geworden“, so Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Die Moderation beider Abende übernimmt Dr. Ulrich Mählert von der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Jonathan Harnisch
Pressereferent
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