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Aktuelle Studie: Jeder dritte Händler sieht sich bis Jahresende in einer Restrukturierung
Arbeitsplätze sollen abgebaut und Filialen geschlossen werden

Aktuelle Studie: Jeder dritte Händler sieht sich bis Jahresende in einer Restrukturierung / Arbeitsplätze sollen abgebaut und Filialen geschlossen werden
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Aktuelle Studie: Jeder dritte Händler sieht sich bis Jahresende in einer Restrukturierung / Arbeitsplätze sollen abgebaut und Filialen geschlossen werden

Mehr als jeder dritte Händler (36 Prozent) will eine Restrukturierung noch bis Ende 2024 umgesetzt oder begonnen haben. Vier von fünf Einzelhändlern (83 Prozent), die eine Restrukturierung planen, ziehen auch eine strategische Neuausrichtung ihres Unternehmens in Betracht. Die Hälfte (50 Prozent) berücksichtigt in der Planung gezielt Arbeitsplatzabbau als wichtige Maßnahme, um Kosten zu senken. Zum Vergleich: In der Industrie will jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) Jobs streichen. Befragt wurden Einzelhändler im Non-Food-Bereich (ohne Lebensmitteleinzelhandel). Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Marktforschungsinstituts Verian (zuvor: Kantar Public) im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch in den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel.

  • 17 Prozent der Befragten mit Plänen zur Restrukturierung sehen auch Filialschließungen vor
  • Mittelfristig will fast die Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) eine Restrukturierung durchführen
  • 91 Prozent der Befragten macht der Arbeitskräftemangel zu schaffen – trotz geplanter Stellenstreichungen

Insgesamt schätzt der Non-Food-Einzelhandel in Deutschland die wirtschaftliche Lage noch negativer ein als die Industrie. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Händler rechnet mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung als im Vorjahr (vgl. Industrie: 34 Prozent), 60 Prozent erwarten eine Zunahme von Insolvenzen im Handel (vgl. Industrie: 42 Prozent), jeder dritte Händler (34 Prozent) erwartet eine ‚Insolvenzwelle‘ (vgl. Industrie: 21 Prozent) unter Händlern und Lieferanten. Ein Viertel der Befragten (24 Prozent) sieht sich selbst ‚existenziell bedroht‘, wenn branchenweite Insolvenzen im erwarteten Umfang eintreten (vgl. Industrie: neun Prozent).

„Insolvenzen können schnell zu einem Domino-Effekt führen: Kunden und Lieferanten brechen weg, Rabattschlachten nehmen zu, Finanzierer werden immer skeptischer und die Attraktivität von Innenstädten sinkt weiter“, sagt Dorothée Fritsch, Managing Director und Handelsexpertin bei FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland.

„Die ersten prominenten Insolvenzen haben wir bereits gesehen. Jetzt treffen strukturelle Herausforderungen auf die wohl schlechteste wirtschaftliche Lage seit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Und das gepaart mit einer anhaltend schlechten Konsumstimmung. Zuletzt sind neben den so genannten Vertikalisten und Plattformbetreibern zusätzlich noch weitere internationale Anbieter aggressiv auf den deutschen Markt gedrängt. Das Ergebnis: An einer Marktbereinigung wird kein Weg vorbeiführen“, sagt Fritsch.

FTI-Andersch-Expertin: Netto werden Jobs im Handel wegfallen

Ein Drittel (36 Prozent) der Handelsunternehmen, die sich bereits in der Restrukturierung befinden, baut bereits aktiv Arbeitsplätze ab. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten, die aktuell eine Restrukturierung ins Auge fassen, plant eine Personalreduktion. Die größte Hürde für eine erfolgreiche Neuausrichtung ist gleichzeitig: das Halten und Rekrutieren von Arbeitskräften – das haben 84 Prozent der Handelsunternehmen angegeben, die aktuell eine Restrukturierung durchführen oder planen. Dabei stößt vor allem der Handel im Vergleich zur Industrie auf größere Herausforderungen. Denn bei denjenigen, die bereits in der Restrukturierung sind, haben dies sogar 91 Prozent angegeben. In der Industrie sehen das Problem des Haltens und Neu-Rekrutierens mit zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten deutlich weniger.

„Am Point of Sale (POS) benötigt der Handel Verkäuferinnen und Verkäufer mit einer höheren Qualifikation, um den gestiegenen Kundenansprüchen gerecht zu werden. Um diese Top-Leute werben alle, und der Personalmangel wurde im Zuge der Coronapandemie nachhaltig verschärft“, sagt Dorothée Fritsch. „Zudem fehlen Experten und Expertinnen für Digitalisierung, Supply Chain Management und Innovation.“

Eine weitere zentrale Herausforderung stellen aus Sicht der Händler Refinanzierungen dar. Dies ist einerseits auf das aktuelle Zinsumfeld zurückzuführen, andererseits auf gestiegene Anforderungen der Finanzierer infolge des strukturellen Marktwandels. Entsprechend stoßen zwei Drittel der Händler (66 Prozent) auf große beziehungsweise sehr große Herausforderungen, während dies in der Industrie weniger als die Hälfte (45 Prozent) der befragten Unternehmen angeben. Dennoch kommuniziert die Hälfte (48%) der kurzfristig zu refinanzierenden Handelsunternehmen nicht verstärkt mit den jeweiligen Finanzierern.

Gleichzeitigkeit von Stabilität und strategischer Neuausrichtung notwendig

Weitere Maßnahmen, die Händler in der Restrukturierung jetzt angehen wollen: Bereinigung des Portfolios (92 Prozent), verstärktes Liquiditätsmanagement (67 Prozent) und Rückstellung von Investitionen (jeweils 58 Prozent), Verringerung der Einkaufsmengen/Vorordervolumina (42 Prozent), verstärkte Abverkaufsmaßnahmen (50 Prozent). An Filialschließungen arbeiten zwar aktuell nur neun Prozent der Befragten, 17 Prozent wollen dies aber bei weiteren geplanten Maßnahmen angehen. 83 Prozent der Unternehmen mit Restrukturierungsplänen ziehen eine strategische Neuausrichtung in Betracht, 64 Prozent derjenigen, die sich bereits in der Restrukturierung befinden, arbeiten daran.

„Stabilisierung und konsequente Neuausrichtung müssen jetzt gleichzeitig stattfinden. Sonst verlieren die Unternehmen zu viel Zeit, die sie nicht mehr haben“, sagt Dorothée Fritsch. „Die Unternehmen müssen jetzt grundsätzlich erarbeiten, wie eine stabile Neuaufstellung aussehen kann. Dazu gehört nicht nur eine Portfolio-Bereinigung, sondern ein grundsätzliches Infragestellen von Strategie, Strukturen und aller Prozesse hinsichtlich ihres Wertbeitrags. Besonderes Augenmerk sollte dabei auch auf Portfolio und Kanäle gelegt werden.“

Sofortiges Handeln nötig, aber kein Aktionismus

Immerhin: Jeder fünfte (20 Prozent) Händler prüft bereits eine mögliche Übernahme strauchelnder Wettbewerber bzw. Lieferanten. 68 Prozent arbeiten an einem Ausbau der Kunden- und Partnerbasis außerhalb der bestehenden Märkte, 48 Prozent führen aufgrund der Marktlage jetzt intensiv ein Screening ihrer Lieferanten durch. Nur jeder zehnte Befragte untersucht auch seine Vermieter auf wirtschaftliche Gesundheit.

„Es wird stark erkennbar sein, wer für diesen Sturm gut gerüstet ist. Diese Händler haben bereits zuvor auf erfolgreiche und innovative Verkaufsformate, ein fokussiertes Sortiment, ein gutes Zusammenspiel von Fläche und profitablen digitalen Kanälen, die richtige Lage und ein positives Kundenerlebnis abgestellt“, sagt Dorothée Fritsch.

Fritsch: „Weitere Erfolgsfaktoren, die wir im Markt sehen: es werden gemeinsam mit den wichtigsten Lieferanten neue Belieferungsmodelle entwickelt und mit Vermietern neue, in Teilen flexibilisierte Mietkostenmodelle vereinbart. Wie in jeder Krise wird es darum auch hier Gewinner geben. Allerdings deutlich weniger als Verlierer. Es gilt jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren, einen Plan zu entwickeln, genau zwischen kurz- und langfristigen Maßnahmen zu unterscheiden. Und endlich die Transformation in Angriff zu nehmen, die in zu vielen Fällen in den letzten Jahren zu kurz kam.“

Über die Untersuchung von Verian:

Das Marktforschungsunternehmen Verian (früher: Kantar Public) hat im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch im Rahmen der Studie ‚German Economic Pulse 2024‘ 200 Unternehmen in Deutschland aus den Branchen Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, Konsumgüter und Handel telefonisch zu aktuellen Themenstellungen um wirtschaftlichen Ausblick, Restrukturierung, Insolvenzen, Refinanzierungen und sonstigen strukturellen Herausforderungen befragt.

Der Umsatz der Unternehmen beträgt mindestens 50 Mio. Euro. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen erwirtschaften im Jahr mehr als 500 Mio. Euro.

Über FTI-Andersch:

FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre Mandanten in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten.

Zu den Mandanten zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 8.000 MitarbeiterInnen weltweit.

www.fti-andersch.com

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