Frauen und Mädchen vom Staat im Stich gelassen?
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Frauen und Mädchen vom Staat im Stich gelassen?
Hass und Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehmen in Deutschland in allen Bereichen weiter zu. Für 2023 zählt das am vergangenen Dienstag vorgestellte neue BKA-Lagebild allein 360 Femizide, davon 254 in Folge häuslicher Gewalt. Gemeinsam mit dem Deutschen Frauenrat fordern Betroffene, Prominente und Fachverbände sowie zahlreiche NGOs, darunter Zonta, die Regierungsverantwortlichen heute am „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ erneut mit Nachdruck auf: „Gewalthilfegesetz JETZT!“ Auch Männer engagieren sich aktiv gegen Gewalt am Frauen und Mädchen.
Das erst wenige Stunden vor dem Ampel-Crash am 06. November in die Ressortabstimmung gelangte Gewalthilfegesetz steht auf der Kippe. Mit Unterstützung des neuen Finanzministers könnte der gemeinsam von BMFSFJ und BMI ausgearbeitete Gesetzentwurf zwar in dieser Woche vom Kabinett beschlossen werden. Äußerst fraglich bleibt jedoch, ob der Bundestag ihn noch verabschieden wird. Aus Sicht von Antje Buch, Präsidentin der Union deutscher Zonta Clubs, kommt es jetzt auf den Willen und die Einsicht aller politisch Verantwortlichen an: „Die Ungewissheit muss endlich beendet werden. Für zahlreiche von geschlechtsbezogener Gewalt Betroffene und ihre Kinder bedeutete die Ablehnung des Gewalthilfegesetzes zu wenig Schutz und Unterstützung, mit lebensbedrohlichen Folgen.“
Borussia Dortmund leuchtet auf!
Hass und Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehmen in Deutschland kontinuierlich zu. Inzwischen bezahlen das fast jeden Tag eine Frau oder ein Mädchen mit ihrem Leben. Wie dringend ein gesellschaftliches Umdenken sowie vorbeugende Maßnahmen sind, verdeutlichte die Diskussion von vier Experten beim digitalen Zonta Says NO-Talk „Wo bleiben die Männer? Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.“ am 15. November mit rund 300 Gästen:
Er sei eigentlich kein „Kampagnenfan“, wenn es um Gewalt gegen Frauen gehe, sagt BVB-Antidiskriminierungsbeauftragter Daniel Lörcher. „Kampagnen fehlt oft der Unterbau für die ernsthafte Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle darin.“ Borussia Dortmund hat sich ein umfassendes Gewaltschutzkonzept verordnet. „Auch wenn sich im Fußball schon sehr viel getan hat, ein Fußballstadion ist keine rosarote Wolke. Auch hier werden toxische Männlichkeitsbilder reproduziert“, so Daniel Lörcher.
Den gordischen Knoten zerschlagen
Von solchen Männlichkeitsbildern können auch Jan Pliszewski und Björn Süfke ein Lied singen. Er arbeite am Ende der Kette, erläutert Jan Pliszewski von der Fachstelle Respekt! für Mittelfranken, „nämlich da, wo Prävention nicht stattgefunden hat“. „Ab wann trete ich nicht mehr für meine Sache ein, sondern versuche, sie gewaltvoll durchsetzen? Das zu erkennen, müssen Männer in der Regel erst noch lernen“. Über ihre Probleme und Gefühle zu sprechen, das sei für viele Männer noch immer ein „Auswärtsspiel“, beobachtet Buchautor und Männerberater Björn Süfke: „Der gordische Knoten, der zerschlagen werden muss, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern, ist das Problem der Gefühlsabwehr, dieser Abwehr von Trauer, Scham und Hilflosigkeit." Nur wer diese Gefühle wahrnehmen könne, lerne auch einen konstruktiven, gewaltfreien Umgang damit.
Prävention muss früh ansetzen
„Mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen muss früh und systematisch begonnen werden“, betont Martin Schmitz, Leiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion Osnabrück. Seit Jahren ist er mit seinem Team in den Kindergärten und Schulen der Stadt unterwegs. „Es passiert viel zu wenig. Noch immer herrschen zu viel Wildwuchs und Aktionismus. Gefordert sind langfristige fachübergreifende Maßnahmen und entsprechende Ausbildungs- und Studieninhalte für alle angehenden Erziehenden und Lehrkräfte“. Buchautor und Männerberater Björn Süfke wäre daher gerne auch mit bildungspolitisch Verantwortlichen in engerem Kontakt: „Das enorme Leid – und im Übrigen auch die hohen volkswirtschaftlichen Kosten – von Gewalt gegen Frauen könnten wir verhindern, wenn sich fragwürdige Männlichkeitskonstruktionen nicht schon früh verfestigten.“
Es fehlt an Bewusstsein, Personal und Geld
Wie dem chronisch unterfinanzierten Hilfs- und Beratungswesen insgesamt, mangelt es Präventionsangeboten, wie sie die Polizeiinspektion Osnabrück für Mädchen und Jungen anbietet, an Geld und Personal. An ausreichenden Mitteln fehlt es auch für die Täterarbeit. Etwa 60 Täter pro Jahr durchlaufen das Training bei Jan Pliszewski und seiner Kollegin. Gerade einmal eine Planstelle hat die Fachstelle Respekt! dafür. Dabei kostete die Umsetzung des Gewalthilfegesetzes einen Bruchteil von dem, was Gewalt gegen Frauen jährlich an Steuermitteln allein für Rettungsdienste, Klinikaufenthalte, Polizeieinsätze, Justiz, Verdienstausfälle und Sozialleistungen verschlingt.
Weitere Informationen
Aktionen ab heute, 25. November 2024
Der Deutsche Frauenrat hat unlängst seinen auch von Zonta International Germany unterzeichneten Brandbrief erneut an die jetzt verantwortlichen Regierungsmitglieder adressiert. Heute am 25. November um 13:00 Uhr wird der Brandbrief, der inzwischen weit über 75.000 Unterzeichnende zählt, an Bundesministerin Lisa Paus übergeben. Treffpunkt ist das Reichstagsgebäude, Platz der Republik 1, Eingang Nord (Treppe zur Spree). https://www.frauenrat.de/petitionsuebergabe-gewaltschutz-fuer-alle-jetzt/
Bundesweit beteiligen sich Zonta Clubs in ganz Deutschland mit Aktionen vor Ort an den mit dem heutigen Tag beginnenden 16 Days of Activism against Violence against Women. Die diesjährigen Orange The World Aktionen von UN Women in Deutschland unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas rücken die Partnerschaftsgewalt in den Fokus.
Mehr zum aktuellen BKA-Lagebild vom 19. November lesen Sie hier:
Die Aufzeichnung der Zonta Says NO Online-Diskussion „Wo bleiben die Männer? Gewalt gegen Frauen geht alle an.“ vom 15. November 2024 finden Sie hier:
https://youtu.be/_HHiU-FkJzk?si=uiA6dIETi_hV1PFl
Karin Lange Kommunikation PR Management und Redaktion Pressesprecherin der Union deutscher Zonta Clubs Member of the Zonta International Working Group Zonta Says NOW Hiddenseestr. 12 D-13189 Berlin +49 (0) 175 2604260 +49 (0) 30 27592330 langekarin@t-online.de presse@zonta-union.de www.karin-lange-kommunikation.de -------------------------------------------------------------------------- Diese E-Mail enthält vertrauliche und/oder rechtlich geschützte Informationen. Wenn Sie nicht der richtige Adressat sind oder diese E-Mail irrtümlich erhalten haben, informieren Sie bitte sofort den Absender und vernichten Sie diese Mail. Das unerlaubte Kopieren sowie die unbefugte Weitergabe dieser Mail ist nicht gestattet. -------------------------------------------------------------------------- This e-mail may contain confidential and/or privileged information. If you are not the intended recipient (or have received this e-mail in error) please notify the sender immediately and destroy this e-mail. Any unauthorized copying, disclosure or distribution of the material in this e-mail is strictly forbidden. ———————————————————————————————————— We empower women! https://www.zonta.org https://zonta-union.de