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Hochschule Bremerhaven

Bremerhavener Student entwickelt Energiesparmaßnahmen für Starke Bäcker KG

Pressemitteilung der Hochschule Bremerhaven vom 09. Dezember 2024

Deutliche Kostensenkung durch kleine Veränderungen

Bremerhavener Student entwickelt Energiesparmaßnahmen für Starke Bäcker KG

Die hohen Energiepreise sind nicht nur ein Problem für private Haushalte, sondern auch für viele Unternehmen. Speziell für die Industriezweige, deren Verbrauch produktionsbedingt sehr hoch ist, werden die Gewinne deutlich geschmälert. Der Absolvent Ahmad El Chouli hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit im Studiengang Ingenieurwesen der Hochschule Bremerhaven und im Auftrag der Unternehmensberatung Lixcon GmbH & Co. KG mit der Frage beschäftigt, wie eine Großbäckerei ihren Energieverbrauch senken kann. Würde das Unternehmen alle Empfehlungen umsetzen, könnte es voraussichtlich mehr als 35.000 Euro jährlich einsparen.

Ahmad El Chouli hat in Bremerhaven die Vertiefungsrichtung Maritime Technologien des Studiengangs Ingenieurwesen studiert. Während einer Projektarbeit im Studium kam er mit dem Microgrid in Berührung. Dort produziert die Hochschule seit einigen Jahren grünen Wasserstoff. „Wir haben im Rahmen des Projekts für eine Partnerhochschule in Bangkok untersucht, ob auch bei ihnen ein Microgrid implementiert werden kann. Dabei sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich für sie nicht lohnt. Aber mich hat dieses Projekt sehr fasziniert. Mir ist dadurch bewusstgeworden, dass ich mich lieber allgemeiner mit Energie beschäftigen möchte, statt mich nur auf maritime Energien zu fokussieren“ sagt El Chouli. Gelegenheit dazu bekam er im Rahmen seiner Bachelorarbeit. Für die Lixcon GmbH & Co. KG begab er sich auf die Suche nach Energiefressern bei der Großbäckerei.

Strom und Gas sind für Bäckereien erhebliche Kostentreiber. Die Öfen und Kühlräume benötigen sehr viel Energie. Hinzu kommen noch Faktoren wie Maschinen und die Beleuchtung. Die steigenden Energiepreise durch den Ukrainekrieg und den Nahostkonflikt schmälern die Gewinne. Das bringt viele Betriebe dazu, über die Steigerung ihrer Energieeffizienz nachzudenken – so auch die Großbäckerei Starke Bäcker KG, über die Ahmad El Chouli seine Bachelorarbeit geschrieben hat. „Der Kunde hatte bereits Messtechnik für den Strom- und Gasverbrauch, hatte aber selbst keine Zeit, sich damit zu beschäftigen“, sagt der Absolvent.

Für die Durchführung seiner Analyse hat Ahmad El Chouli drei Methoden zur Identifikation von Energieeffizienzmaßnahmen genutzt. Zunächst hat er sich den technischen Stand des Unternehmens mit dem verglichen, was in einschlägiger Literatur empfohlen wird. So konnte er herausarbeiten, welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden. Danach hat er mithilfe des Messsystems ein Energieflussdiagramm erstellt. Dieses zeigt den Gas- und Stromverbrauch einzelner Anlagen. Aus den Daten lässt sich ableiten, für welche Bereiche Maßnahmen besonders sinnvoll sind. „Es lohnt sich natürlich am meisten, mit den Anlagen zu beginnen, die den höchsten Verbrauch haben. So bringen schon Energieeffizienzsteigerungen von wenigen Prozent eine deutliche Kostenreduktion“, sagt El Chouli.

Die dritte Methode war die Erarbeitung einer sogenannten Lastganganalyse, welche in den Vorlesungen von Prof. Dr.-Ing. Carsten Fichter thematisiert wurde. So konnte Ahmad El Chouli das Gelernte auch direkt anwenden. Dabei wird die Grundlast, die Mittellast und die Spitzenlast ermittelt. „Bei der Grundlast handelt es sich um die konstante Leistung, die immer anliegt. Zum Beispiel, weil zu Hause der Kühlschrank auch dann läuft, wenn niemand anwesend ist. Die Mittellast fällt nicht kontinuierlich, aber regelmäßig an. Die Spitzenlast ist die höchste Leistung, tritt aber selten auf“, erklärt El Chouli. Die Erfassung erfolgt mittels eines Lastgangs durch eine Institution wie die Stadtwerke. Dieser Lastgang zeichnet den Stromverbrauch in 15-Minuten-Intervallen über ein Jahr hinweg auf und liefert dabei 35.040 Messwerte. Mit dieser Datengrundlage kann das Betriebsverhalten analysiert werden, um Lasten bei Bedarf gezielt zu verschieben. Auf diese Weise können kostspielige Spitzenlasten vermieden werden.

Mithilfe seiner Analysen konnte Ahmad El Chouli einige Maßnahmen identifizieren, die zum Teil leicht umzusetzen und dennoch effektiv sind. So ließ sich eine der elektrischen Heizungen der Korbspülmaschine abschalten, was Berechnungen zufolge im Jahr rund 2.500 Euro einsparen könnte. Auch die Anpassung der Lüftungsanlage an die Schichtzeiten könnte jährlich eine kleine Summe einsparen, ohne einen großen Aufwand zu bedeuten. Die Energieeffizienzmaßnahmen mit dem höchsten Einsparungspotenzial sind zunächst mit Investitionen verbunden. Demnächst solldas alte Lichtsystem gegen ein neues mit energiesparenden LEDs ausgetauscht werden. Laut Berechnungen könne das Unternehmen so jährlich etwa 10.500 Euro einsparen. Und eine größere Sanierung könnte die Kosten nochmal deutlich senken. „Die Bäckerei plant, ihre Öfen in den kommenden Jahren zu modernisieren. Dabei könnten diese so umgebaut werden, dass sie die Schwadenwärme der Öfen rückgewinnen können und beispielsweise als Vorlauf für die Heizungsanlage nutzen. Dies hat das Potenzial, bis zu 23.700 Euro jährlich einzusparen“, erklärt El Chouli. Doch nicht alle Maßnahmen, die grundsätzlich möglich wären, lohnen sich für das Unternehmen. Dazu gehört auch der Bau eines Blockheizkraftwerks (BHKW), das Gas zur Strom – und Wärmeproduktion nutzt. „Bei einem Blockheizkraftwerk sind die Investitionskosten hoch, allerdings wird Strom zu Gaspreisen produziert, was in der Regel günstiger ist. Letzten Endes hätte sich diese Investition für die Großbäckerei nicht rentiert. Es gibt aber Anwendungsfälle, bei denen sich der Einsatz lohnt, wie z.B. im Schwimmbad, bei dem ganzjährig und konstant Wärme abgenommen wird“, sagt der Absolvent.

Inzwischen hat Ahmad El Chouli seinen Abschluss in der Tasche und arbeitet für seinen Auftraggeber, die Lixcon GmbH & Co. KG. Das Unternehmen berät seine Kund:innen in den Bereichen Energie, Umwelt, IT-Sicherheit und Arbeitssicherheit. Dort landen immer wieder neue und spannende Themen auf seinem Schreibtisch. Sein Studium hat ihn darauf gut vorbereitet: „Der Studiengang Maritime Technologien bietet einen starken Praxisbezug, insbesondere durch die Projektarbeiten, bei denen ich viel gelernt habe. Die Lehrenden sind engagiert und schaffen es, Interesse für die Themen zu wecken.“

Die Vertiefungsrichtung „Maritime Technologien - Meerestechnik -Windenergie – Meeresenergien“ des Studiengangs Ingenieurwesen beschäftigt sich mit dem Meer als nicht zu unterschätzende und vielseitige Energiequelle. Die Studierenden erstellen entsprechend ihrer eigenen Interessen ein individuelles Fachprofil in der Meerestechnik, Windenergie oder den Meeresenergien und wählen zwischen einer eher mechanischen oder eher elektrotechnischen Spezialisierung. Noch bis zum 15. Februar können sich Interessierte für einen Studienplatz in diesem und weiteren Bachelor- und Masterstudiengängen bewerben. Alle Informationen unter www.hs-bremerhaven.de/studium.

Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.

Pressekontakt:
Hochschule Bremerhaven
Nadine Metzler
An der Karlstadt 8
27568 Bremerhaven 
nmetzler@hs-bremerhaven.de 
presse@hs-bremerhaven.de
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