Dezentrale Hilfe für Flüchtlinge im Nordirak
Frankfurt/M. (ots)
medico international und Haukari e.V. unterstützen kurdische Organisationen der Zivilgesellschaft in der aktuellen Kriegssituation
Die aktuelle Situation der Menschen im kurdischen Nordirak ist nach wie vor unübersichtlich. Schon seit Wochen berichten die kurdischen Partner der deutschen Hilfsorganisationen medico international und Haukari davon, dass viele BewohnerInnen, insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen, entlang der kurdisch-irakischen Frontlinie die Dörfer und Städte verlassen haben. Auch viele Familien aus den Großstädten ArbiI und Sulaimania haben Zuflucht auf dem Land und im iranisch-irakischen Grenzgebiet gesucht. In erster Linie fürchten sie militärische Angriffe des irakischen Regimes. Unweit der an der Strasse zu Kirkuk nur wenige Kilometer vor der Demarkationslinie zu dem von der irakischen Zentralregierung kontrollierten Gebiet gelegene Stadt Chamchamal gab es bereits Bombardements der der USA und Großbritannien. Wie ein Gesundheitsteam der Kurdistan Health Foundation berichtet, verließen die meisten Bewohner von Chamchamal die Stadt und flüchteten unter Felsvorsprünge und notdürftige Zeltplanen. Das mobile Team betreut diese Menschen. Mit der in Kürze erwarteten Intensivierung der Kampfhandlungen im Nordirak ist mit einer Zunahme der Flüchtlingsbewegungen zu rechnen.
medico international und Haukari e.V. Arbeiten seit vielen Jahren mit der Kurdistan Health Foundation zusammen. Angesichts des Kriegsausbruchs haben beide Organisationen zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, um mobile Gesundheitsteams zur Versorgung von Flüchtlingen auszurüsten. Auch zwei Ambulanzen wurden zusätzlich angeschafft, in denen Notoperationen durchgeführt werden können. Die Gesundheitsteams arbeiten normalerweise in entlegenen Dörfern an der Demarkationslinie oder in Flüchtlingslager für irakische Binnenflüchtlinge. Ein Schwerpunkt der Arbeit der KHF sind die in den letzten Jahren wiederaufgebauten Gebiete, die während der sog. Anfaloperationen 1988 von der irakischen Armee vollständig zerstört wurden und deren Bevölkerung deportiert oder ermordet wurde.
Medico international und HAUKARI e.V. blicken auf langjährige Arbeitserfahrungen in den kurdischen Gebieten im Irak zurück und thematisieren seit Jahren die Verbrechen des Baath-Regimes unter Saddam Hussein und die Notwendigkeit einer Überwindung des Regimes. Den Krieg der US-Regierung und ihrer Verbündeten lehnen wir dennoch ab. Dieser Krieg ist völkerrechtswidrig. Er ist offensichtlich von Großmachtinteressen bestimmt. Auch der Anspruch der Bush-Administration mittels eines von außen geführten Gewaltaktes eine Demokratisierung des gesamten Nahen Ostens durchführen zu wollen, entbehrt angesichts der ungemein komplexen historischen Wechselbeziehungen zwischen Orient und Okzident einer Grundlage. Uns ist bewusst, dass unsere kurdischen Partner im Irak mit dem Krieg die Hoffnung auf die langersehnte Befreiung vom Baath-Regime verbinden. Wir sehen aber die Gefahr, dass gerade die kurdische Bevölkerung zwischen den Fronten zerrieben werden.
Wir halten es gerade in dieser Situation für wichtig, die Unterstützung unserer lokalen Partner zu verstärken. Sie sind in der Lage eine dezentrale Hilfe dort zu leisten, wo Menschen sie benötigen. Die Kurdistan Health Foundation, aber auch das von Haukari seit vielen Jahren unterstützte Frauenzentrum Khanzad teilen die traumatischen Erfahrungen und Erinnerungen der kurdischen Bevölkerung, die nun in diesen Wochen des Krieges wieder ins Bewusstsein dringen.
Auch in der jetzt zu leistenden Nothilfe gilt es lokale Strukturen zu stärken und zu stabilisieren. Diese werden unabhängig vom Ausgang des Krieges langfristig benötigt werden, um die verheerenden gesellschaftlichen Folgen der Diktatur zu überwinden und den Weg hin zur Partizipation der Bevölkerung und zur Demokratisierung zu öffnen.
Weitere Informationen unter: www.medico.de, www.haukari.de
oder bei:
Dr. med. Bernhard Winter, Haukari e.V. 069 70760278, info@haukari.de
Katja Maurer, medico international 069 94438 29, Maurer@medico.de
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