Der Siegeszug der Jogginghose
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Home Office kurbelt Absatz des bequemen Beinkleids an
Was kratzt an der Vormachtstellung der Jeans und kratzt nicht? Die Jogginghose! Vormals von konservativen Mode-Experten als No-Go gerügt, trägt sie heute nahezu jeder zu jeder Zeit. Vom Sportplatz kommend, eroberte sie Sofas, Schulen und Innenstädte. Selbst den Büroalltag prägt sie maßgebend, denn das Home Office findet in ihren Gefilden statt. Obenrum Hemd und Krawatte, untenrum bequeme Jogginghose – weder zwackt die Videocall-Kombination, noch fällt sie im Bild negativ auf, wissen die Sportfashion-Profis von Sportspar.de. Von Baumwolle bis Elasthan – seit die Heimarbeit boomt, findet der Urban Classics Hit beim Onlinehändler vermehrt Absatz.
Von wegen graue Maus
„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, urteilte Modezar Karl Lagerfeld 2012. Ein vielbeachteter Satz und ein Schlag ins Gesicht der Sweat-Pants-Fans. Seine Abneigung gegenüber der ultrabequemen Klamotte teilen die Wenigsten. „Gibt es eigentlich noch jemanden, der keine Jogginghose besitzt? Sie hat sich längst im gesellschaftlichen Alltag etabliert“, ist sich Sportspar-Chef Jevgenij Borisenko sicher. „An unseren Verkäufen des letzten Jahres sehen wir, dass der Bedarf an Jogginghosen stetig steigt. Egal ob Adidas, Nike oder Reebok – die Kollektionen der bequemen Freizeitoutfits sind schneller vergriffen als noch vor zwei Jahren.“ Den letztjährigen Anstieg führt der 31-Jährige auf die langen pandemiebedingten Aufenthalte im eigenen Haushalt zurück. „In der eigenen Komfortzone kleidet man sich eben bequem“. Waist-up dressing in Jogginghose betreiben laut Bitkom-Umfrage 35 Prozent aller Heimarbeiter. Auch der durchweg erlaubte Individualsport zähle zu den Treibern der Entwicklung.
Taufe bis heute
Vor ungefähr 100 Jahren kreierte der Franzose Émile Camuset eine einfache gestrickte Jerseyhose mit viel Bewegungsfreiheit, die das Training in kalten Tagen ermöglichte: die Geburtsstunde der Jogginghose. In den 70ern aus Nylon und mit Schlag, traten erste modische Veränderungen zutage. Meist Teil eines weit geschnittenen Trainingsanzugs, fristete sie damals ihr Dasein noch ausschließlich als Sportbekleidung. In den 80er Jahren setzte sich Baumwolljersey als Material durch. Jogginghosen bekamen enge Bündchen und weite Schnitte verpasst. Stil-Ikonen ließen sich so in Diskos blicken, um den sogenannten Breakdance zu präsentieren. Den Wandel vom Sportoutfit zum Alltagskleidungsstück verdankt die Jogger vor allem der amerikanischen Rap- und Hip-Hop-Szene der 90er Jahre. Auf den tiefsitzenden Baggystyle-Look vertrauten auch hierzulande viele Sympathisanten der Szene. Die Jogginghose verließ endgültig ihre monothematische Herkunft und genießt seit der Jahrtausendwende gesellschaftliche Akzeptanz in nahezu allen Bereichen. Von der Couch bis zum Laufsteg reichen ihre Referenzen. Ob das Karl Lagerfeld geschmeckt hätte?
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