Kulturelle Vielfalt als Innovationsmotor (PM 12/25)
Eine neue Studie der Hochschule München und der Universität Paderborn zeigt, wie der kulturelle Hintergrund von Hackathon-Teams die Qualität der erarbeiteten Lösungen beeinflusst und liefert konkrete Empfehlungen für internationale Innovationsformate.
München, 24. April 2025 – Hackathons haben sich als effektives Veranstaltungsformat etabliert. Ziel ist es, in kürzester Zeit Ideen und tragfähige Lösungen für konkrete Herausforderungen zu präsentieren. Zusätzlich zeichnen sich internationale Hackathons durch eine hohe kulturelle Diversität aus, die jedoch in ihrer Wirkung auf Teamprozesse und Innovationskraft bislang kaum systematisch untersucht wurde. Eine aktuelle Studie um HM-Professor Bernhard Wach der HM Business School liefert dazu Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Perspektive: Kulturelle Werte, insbesondere das Verhältnis zu Hierarchie und Autorität, beeinflussen die Innovationskraft von Hackathon-Teams maßgeblich.
Kultur prägt Ideenqualität
Die zentrale Erkenntnis der Studie: Der kulturelle Hintergrund der Teams beeinflusst die Qualität der im Rahmen des Hackathons entwickelten Ideen – also deren gesellschaftliche Relevanz und Marktnachfrage, Umsetzbarkeit und finanzielle Tragfähigkeit. Es zeigt sich, dass Kulturen mit ausgeprägtem Bewusstsein für und Akzeptanz von Hierarchie tendenziell schwächere Ideen entwickeln, Teams aus weniger hierarchisch geprägten Kulturen hingegen qualitativ hochwertigere Ideen. Dies sei auf eine geringere Meinungsvielfalt und Dominanz einzelner Teammitglieder in der Ideenentwicklung zurückzuführen.
Der #EUvsVirus-Hackathon als einmaliger Studienkontext
Die Datengrundlage für die Studie bildete der #EUvsVirus-Hackathon, initiiert von der Europäischen Kommission, bei dem Teams Lösungen für pandemiebedingte Herausforderungen entwickelten. Durch die standardisierte Dokumentation der Ergebnisse auf einer Online-Plattform konnte die Qualität der entwickelten Ideen durch unabhängige Expertinnen und Experten auf Basis klar definierter, in der Innovationsforschung etablierter Kriterien erfasst werden. Durch das internationale Teilnehmerfeld sowie der hohen Anzahl von über 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es zudem möglich, die Analyse von Teams mit gemeinsamem kulturellem Hintergrund zu fokussieren. So konnten kulturelle Einflüsse isoliert betrachtet und Verzerrungen durch kulturelle Diversität innerhalb von Teams vermieden werden.
Impulse für internationale Innovationsarbeit
Hackathons sind heute nicht nur für Start-ups relevant, sondern auch in Unternehmen, Verwaltungen und der Zivilgesellschaft ein zentrales Tool für Innovationsprozesse. Aus den Ergebnissen lassen sich konkrete Empfehlungen ableiten – etwa zur Zusammensetzung internationaler Teams oder der Gestaltung von Innovationsformaten wie Hackathons. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich kulturelle Diversität in Innovationsprozessen nicht nur bewältigen, sondern gezielt als Ressource nutzen lässt. Die Arbeit macht deutlich, wie anwendungsnahe Forschung praxisrelevante Erkenntnisse liefert und wie Kooperationen über Hochschulgrenzen hinweg gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
Gerne vermitteln wir einen Interviewtermin mit Prof. Dr. Bernhard Wach.
Kontakt: Constance Schölch unter T 089 1265-1920 oder per Mail.
Publikation:
Die Studie wurde von einem Forschungsteam um Prof. Dr. Bernhard Wach am HM-Forschungsinstitut Center for Applied Research for Responsible Innovation (CARRI) sowie in Kooperation mit der Universität Paderborn durchgeführt.
Benjamin P. Krebs, Marieke Funck, Slawa Tomin, Bernhard Wach, & Rüdiger Kabst. Unveiling the Impact of Cultural Value Orientations on Ideation Outcomes: Evidence from the International #EUvsVirus Hackathon. R&D Management. 2025. https://doi.org/10.1111/radm.12752
Bernhard Wach
Prof. Dr. Bernhard Wach ist Professor für Entrepreneurship und Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der HM Business School, Mitglied des HM-Forschungsinstituts Center for Applied Research for Responsible Innovation (CARRI) und Teil des Gründungszentrums der HM, dem Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE). Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf den Feldern (Corporate) Entrepreneurship und Strategic Foresight.
Hochschule München Die Hochschule München ist mit über 500 Professorinnen und Professoren, 820 Lehrbeauftragten und über 18.500 Studierenden eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften Deutschlands. In den Bereichen Technik, Wirtschaft, Soziales und Design bietet sie rund 100 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Exzellent vernetzt am Wirtschaftsstandort München, arbeitet sie eng mit Unternehmen und Institutionen zusammen und engagiert sich in praxisnaher Lehre und anwendungsorientierter Forschung. Die HM belegt im Gründungsradar des Stifterverbands deutschlandweit erneut den ersten Platz unter den großen Hochschulen und Universitäten. Neben Fachkompetenzen vermittelt sie ihren Studierenden unternehmerisches und nachhaltiges Denken und Handeln. Ausgebildet im interdisziplinären Arbeiten und interkulturellen Denken gestalten ihre Absolventinnen und Absolventen eine digital und international vernetzte Arbeitswelt mit. In Rankings zählen sie bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zu den Gefragtesten in ganz Deutschland. hm.edu