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Deutsche Aidshilfe

Deutsche AIDS-Hilfe veröffentlicht erstmals Daten zu Diskriminierung von Menschen mit HIV

Wolfsburg (ots)

Zum ersten Mal liegen aussagekräftige Daten zur Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV in Deutschland vor. Im Vorfeld ihrer Konferenz "Positive Begegnungen", die am Donnerstag in Wolfsburg beginnt, hat die Deutsche AIDS-Hilfe am Mittwoch Vormittag bei einer Pressekonferenz die Ergebnisse ihrer Studie "positive stimmen" vorgestellt.

"positive stimmen" ist die deutsche Umsetzung des internationalen Projektes "The People living with HIV Stigma Index", das unter anderem von der HIV/Aids-Organisation der Vereinten Nationen, UNAIDS, und dem Globalen Netzwerk von Menschen mit HIV, GNP+, getragen wird. Das Prinzip: HIV-Positive befragen HIV-Positive. So werden in dieser Studie nicht nur Stigmatisierung und Diskriminierung sichtbar, sondern gleichzeitig können sich alle Beteiligten mit ihrer Situation auseinandersetzen und Wege zum Umgang damit entwickeln. Forschung und Ermutigung, Hilfe zur Selbsthilfe gehen Hand in Hand.

In Deutschland fanden 1.148 Interviews statt.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:

   - Knapp 77% der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung 
     Diskriminierung erlebt - von Tratsch über Beleidigungen bis hin 
     zu tätlichen Angriffen.
   - Rund 20% der Befragten wurde im Jahr vor der Befragung aufgrund 
     von HIV eine medizinische Behandlung verweigert (zum Beispiel 
     beim Zahnarzt).
   - Es verloren mehr Leute ihren Job aufgrund von Diskriminierung 
     als aus gesundheitlichen Gründen. Kündigungen hatten in 84% der 
     Fälle mit Diskriminierung zu tun.
   - 30% der Befragten haben sich von ihrer Familie zurückgezogen. 
     Bei denen, die  zuvor bereits Ausschlusserfahrungen in der 
     Familie machen mussten, waren es sogar 66%.
   - Stigmatisierung und Diskriminierung werden verinnerlicht: 42% 
     berichteten, sie hätten im Jahr vor der Befragung aufgrund von 
     HIV ein niedriges Selbstwertgefühl gehabt.
   - Die gute Nachricht: 29% der Befragten gehen gegenüber ihrem 
     Arbeitgeber offen mit ihrer Infektion um - mehr als meist 
     vermutet. 61% tun dies allerdings nicht, viele davon aus Angst 
     vor Benachteiligung. (Rest zu 100 Prozent: Mischformen).
   - 74% der Arbeitgeber reagierten auf das Coming-out HIV-Positiver 
     unterstützend oder neutral, 26% diskriminierend.

Dazu sagt Carsten Schatz, Mitglied im Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

"Die in der Befragung deutlich gewordene Diskriminierung im Alltag ist nicht überraschend, aber völlig inakzeptabel. Unser Ziel bleibt eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Die Politik und die gesamte Gesellschaft sind aufgerufen, sich dafür einzusetzen. Die Bundesregierung muss HIV-Positive und chronisch Kranke endlich ausdrücklich unter den Schutz des Allgemeinen Gesetzes zur Gleichbehandlung (AGG) stellen. Arbeitgeber und Berufsverbände sind aufgefordert klarzustellen, dass HIV kein Hinderungsgrund ist, wenn es um die Ausübung des Berufes geht. Und nicht zuletzt kann sich jeder einzelne Mensch fragen, wo sein eigenes Denken und Handeln von Vorurteilen und Ängsten geprägt ist. Informationen und realistische Bilder vom Leben mit HIV sind die besten Mittel, damit umzugehen. Diskriminierung ist heilbar!"

Die Befragung selbst geht hier mit gutem Beispiel voran. So sagt Teilnehmer Manni im Interview: ",positive stimmen' ist sicher auch ein Stück auf dem Weg zu mehr Offenheit im Umgang mit HIV!"

Markus Schmidt vom Projektbeirat und selbst HIV-positiv: "Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt, um dem Leben mit HIV aktuelle Gesichter zu geben." Und Michael Jähme, ebenfalls vom Projektbeirat und HIV-positiv: "Das Leben mit HIV ist ganz anders, als die meisten sich das vorstellen. HIV-Positive dürfen sich stark fühlen, sie dürfen sich empören und fordern, dass es nicht in Ordnung ist, sie zu benachteiligen."

Eine ausführliche Dokumentation der Ergebnisse finden Sie hier: http://ots.de/8DJuh.

Die Ergebnisse der Befragung werden bei der Konferenz in Wolfsburg bei vielen Veranstaltungen diskutiert. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: http://ots.de/9srsx.

Weitere Informationen: www.aidshilfe.de

Pressekontakt:

Holger Wicht
Referent für Öffentlichkeitsarbeit/Pressesprecher
Tel. 0171 274 95 11
holger.wicht@dah.aidshilfe.de

Original-Content von: Deutsche Aidshilfe, übermittelt durch news aktuell

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