Vom Balkan nach Berlin: In »Samuels Buch« erzählt Schauspieler Samuel Finzi seine Geschichte
Ein Dokument
Samuel Finzi zählt zu den gefragtesten Schauspielern im europäischen Raum. Er wirkte in über 150 Filmproduktionen mit, darunter Kino-Highlights wie »Kokowääh«, »Fritz Lang« und »Herrliche Zeiten«. Für seine herausragenden Arbeiten in Film und Theater wird er von Feuilleton und Publikum begeistert gefeiert und vielfach ausgezeichnet.
Mit »Samuels Buch« erscheint nun sein autobiografischer Debütroman. Das Hörbuch liest der Schauspieler selbst und untermalt seine Lebensberichte mit seiner unvergleichbaren Stimme und Persönlichkeit. In treffsicheren Anekdoten, mit furiosem Witz und großer Wärme erzählt Samuel Finzi vom Paradies der Kindheit, der Revolte der Jugend und dem gelingenden Leben im falschen System [ Videohörprobe ].
Ein Hörbuch über ein außergewöhnliches Familienleben
Bulgarien in den 1970er-Jahren. Mitten im Sozialismus führen die Finzis das Leben der Bohème: Da ist der elegante Großvater, der seine Hüte noch aus den Zeiten des Zaren retten konnte. Die zähe Großmutter Mathilda, die die stalinistische Psychiatrie samt Elektroschocks und Eiswasser überlebte. Die Mutter, die es versteht, aus einer Scheibe Parmaschinken die ganze Leichtigkeit des Dolce Vita zu ziehen. Und der Vater, der seinem Sohn auf einer Reise in den Westen das Tor zur Freiheit aufstößt: Diese glitzernde Welt erkundet der junge Samuel und ahnt schon bald, dass das Glück jenseits der engen Grenzen der Heimat wartet.
Zwei Fragen an Samuel Finzi
Als Schauspieler sind Sie sehr erfolgreich und europaweit bekannt. Nun sind Sie auch Autor. Stand die Tätigkeit des Schreibens schon lange auf Ihrer Bucket List?
Irgendwo tief vergraben, vielleicht. Ich hatte aber nie das Bewusstsein, mich als Autor zu verstehen. Zudem fehlte mir auch die technische Seite, also wie schreibt man kontinuierlich. Aber als Schauspieler fasse ich mich immer als Geschichtenerzähler auf. Ob im Film oder Theater: Mich interessiert immer, was das Narrativ ist, von dem ich Teil sein kann. Und wie kann ich das erzählen? Die Literaturagentin Karin Graf gab dann den entscheidenden Anstoß. Irgendwann einmal saßen wir nachts nach einer Vorstellung in der Kantine vom Deutschen Theater und sie sagte zu mir: „So wie Sie auf der Bühne spielen, bin ich mir sicher, dass Sie auch schreiben und Geschichten erzählen können.“ Ich habe erst lange gezögert. Dann hatte Maxim Biller einen Text von mir über Dimiter Gotscheff gelesen und insistierte, dass ich schreiben soll. So fing alles an.
Sie veröffentlichen mit »Samuels Buch« Teile Ihrer Lebensgeschichte. Was hat Sie dazu bewogen, sie zu erzählen?
Es gab zuerst Verwirrung und Unentschlossenheit in mir, über was ich eigentlich schreiben wollte. Aber sowohl Maxim als auch Frau Graf sagten dann: „Schreib doch einfach über Dich." Und ich dachte, vielleicht ist das eine Möglichkeit, an die Technik des Schreibens heranzukommen, in dem ich mich über mein Umfeld, meine Geschichte an eine mögliche neue, eigene Geschichte herantraue. Ich hoffte, dass sich daraus der Weg ergeben würde. Aber als ich dann anfing zu schreiben, und das gelebte Leben wieder zum Leben kam, wollte ich nicht aufhören. Auch weil ich merkte, dass ich über eine Zeit und einen Raum schreibe, die hierzulande – auch aufgrund der eigenen Geschichte – nicht bekannt sind. So wurden aus dem Narrativ über einen Jungen, der in einer außergewöhnlichen Familie aufwächst, auch Einblicke in das europäische Judentum, als auch in die europäische Politik während des kalten Krieges.
Das Hörbuch »Samuels Buch« ist ab dem 30. März 2023 als CD sowie rein digital verfügbar. Die Buchausgabe erscheint zeitgleich als Spitzentitel bei Ullstein. Samuel Finzi geht im Frühjahr auf Lesereise .
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