30.11.2020 – 10:30

Großangelegte Studie zur Behandlung von Schlafstörungen startet in Baden-Württemberg und Bayern

Pressemitteilung

Größte Schlafstudie Europas: Betroffene mit Schlafstörungen und Ärzte aus Bayern und Baden-Württemberg gesucht

Freiburg/Hamburg, 30. November 2020 - Experten haben mit einer großangelegten Studie zur Behandlung von Schlafstörungen begonnen. Dafür suchen sie aktuell nach betroffenen Personen und behandelnden Ärzten aus Süddeutschland. In der Erhebung "GET Sleep" erforschen die Spezialisten, wie wirksam insbesondere psychologische Online-Trainings bei der Therapie von Schlafstörungen sind. Beteiligt sind unter anderem Wissenschaftler des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg, Forscher der Universität Ulm, Psychologen des E-Health-Anbieters HelloBetter sowie die BARMER Krankenkasse.

Etwa jeder zehnte Deutsche leidet unter Ein- oder Durchschlafstörungen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sich dies seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch weiter verschärft hat. So fand eine Erhebung aus dem Fachmagazin "Sleep Medicine" heraus, dass viele Menschen während des ersten Lockdowns im März vermehrt mit einer schlechteren Schlafqualität sowie Ängsten konfrontiert waren. Hinzu kommt: Oftmals verordnen Allgemeinmediziner lediglich Medikamente und nicht - wie von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin empfohlen - psychotherapeutische Verfahren.

Ziel der vierjährigen Studie ist es, Betroffenen mit Schlafstörungen langfristig besser helfen zu können. Die Erhebung erfolgt in drei Stufen: Zunächst vermitteln Hausärzte den Studienteilnehmern grundlegende Informationen zu Schlafstörungen und zu sogenannten schlafhygienischen Regeln. Entsprechende Infomaterialien samt Schulung erhalten die teilnehmenden Ärzte durch das Studienteam des Universitätsklinikums Freiburg. Tritt beim Patienten keine Besserung ein, erfolgt nach vier Wochen eine kognitive Verhaltenstherapie. In dem psychologischen Online-Training von HelloBetter lernen die Teilnehmenden am Computer individuelle Techniken, um ihren Schlaf zu verbessern. Psychologen begleiten das Training in zwei von drei Gruppen. Führen auch diese Maßnahmen nicht zu signifikanten Verbesserungen, erhalten die Studienteilnehmenden im letzten Schritt eine ambulante psychotherapeutische, psychiatrische oder schlafmedizinische Fachbehandlung.

"Eine medikamentöse Behandlung von Schlafstörungen kann zu einer Gewöhnung oder gar Abhängigkeit führen. Bei älteren Patienten treten als Folge auch Verwirrtheitszustände oder Stürze auf. Die verhaltenstherapeutische Behandlung ist risikoärmer und wirksamer", sagt Prof. Dr. Dr. Kai Spiegelhalder, Leiter des Projekts von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg. "Die Ergebnisse der Studie werden im Hinblick auf Wirkung und Potenziale online-gestützter Therapiemodelle in der Behandlung von Insomnien wegweisend sein. Bei einer möglichen Überführung in die Regelversorgung können künftig bundesweit nahezu alle gesetzlich Versicherten, die unter Schlafstörungen leiden, von dem neuen Ansatz profitieren."

Insgesamt sollen an der Studie mehr als 4.000 Patienten teilnehmen. Die Evaluation der Behandlung verantwortet die Universität Ulm. Das Forschungsteam erhebt unter anderem, wie sich die Teilnehmenden der online-basierten Verhaltenstherapie im Vergleich zu den Patienten der regulären Behandlung sechs Monate nach der Therapie fühlen.

Unter www.getsleep.de können sich interessierte Betroffene deutschlandweit sowie Allgemeinmediziner aus dem Raum Bayern und Baden-Württemberg über die Studie informieren und für die Teilnahme anmelden.

Hintergrundinformationen zur Studie:

Projektzeitraum: 01.10.2019 - 30.09.2023
Konsortialpartner des Projekts: Universitätsklinikum Freiburg, Universität Ulm, HelloBetter, BARMER, Klinikum Nürnberg Nord, Ideamed GmbH
Projektleitung: Prof. Dr. Dr. Kai Spiegelhalder und Prof. Dr. Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie)
Gefördert durch: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses

Projektrahmen:

- Teilnehmen können ausschließlich gesetzlich versicherte Patienten
- Lokale Hausärzte in Baden-Württemberg und Bayern
- Online-Hausärzte deutschlandweit

Über HelloBetter

HelloBetter gehört zu den führenden Anbietern im Bereich der E-Mental-Health Anwendungen. Das Unternehmen wurde 2015 unter dem Namen GET.ON Institut für Online Gesundheitstrainings GmbH von interdisziplinären Forschern und Psychologen gegründet. HelloBetter bietet derzeit elf verschiedene psychologische Online-Trainings aus acht Problembereichen an. Sie dienen sowohl der Prävention als auch der Behandlung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Panikstörungen, aber auch bei Stress oder chronischen Schmerzen. Mit bislang 33 randomisiert-kontrollierten Studien, die Wirksamkeit sowie Kosteneffektivität untersuchten, ist HelloBetter der Anbieter von E-Mental-Health-Anwendungen mit den meisten klinischen Studien weltweit. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin und Hamburg und beschäftigt 50 Mitarbeiter. Weitere Informationen unter www.hellobetter.de

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