Schlaganfall: Was kommt danach?
Die Medizin sucht nach Antworten, die über die einfache Rehabilitation hinausgehen
München (ots)
Dank der guten Notfallmedizin in Deutschland überleben immer mehr Patienten einen Schlaganfall. Viele der Überlebenden haben jedoch mit Lähmungen, Sprachproblemen, neuropathischen Schmerzen, Krampfanfällen sowie Folgeerkrankungen zu kämpfen. Bis dato wird nach dem Schlaganfall intensive Reha mit überwiegend Krankengymnastik und Logopädie betrieben. Jetzt wird an einer regenerativen Therapie mithilfe von Nabelschnurblut geforscht, welche die konventionelle Rehabilitation deutlich ergänzen soll. Die Therapie hat erste klinische Tests absolviert und wird in München an einer Privatklinik für einen ausgewählten Patientenkreis durchgeführt.
Der Schlaganfall ist in Deutschland nach Herz- und Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für bleibende Behinderung im Erwachsenenalter. Ein erhöhtes Risiko für Hirninfarkte besteht möglicherweise auch bei jüngeren Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion und assoziierter Aktivierung des Gerinnungssystems.
Kurz nach dem Schlaganfall werden Reha-Maßnahmen, je nach Ausprägung der Symptome, von intensivierter Krankengymnastik bis hin zur Logopädie für Patienten mit Sprachstörungen durchgeführt. Die neurologische Rehabilitation hilft, diese Probleme mindestens zu lindern und so gut wie möglich zu verbessern. Neurologische Diagnostik und multimodale Therapie regen das Nervensystem an, helfen anderen Bereichen des Gehirns die Aufgaben zu übernehmen und den Patienten den Wiedereinstieg in ihren Alltag zu erleichtern.
Neuartige Therapie an Münchner Klinik
Maßnahmen, die auf die direkte Regeneration von Gehirnarealen zielen, sind bislang selten. Medikamente für neuroprotektive Therapien gegen die Folgen von Schlaganfall sind beispielsweise noch im vorklinischen Stadium der Entwicklung. Unter der medizinischen Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Nils H. Thoennissen wird seit 2018 in München eine neue, regenerative Therapie angeboten. Es handelt sich dabei um die intravenöse Infusion von Nabelschnurblutzellen.
"Sinnvoll ist diese Therapie allerdings nur innerhalb weniger Jahre nach einem Schlaganfall, insbesondere solange der Patient bei der Rehabilitation noch merkliche Fortschritte erfährt", erklärt Dr. Nils Thoennissen die Einsatzmöglichkeiten. "Das Alter des Patienten und Ko-Morbiditäten spielen dabei auch eine wesentliche Rolle." Innerhalb von 6 bis 8 Wochen nach der Infusion mit Nabelschnurblutzellen tritt bei vielen Patienten eine merkliche Besserung ein, die bis zu bis maximal 8 Monate nach der Therapie zunehmen kann.
Forschungshintergrund und Durchführung der Therapie
Diese neuartige Behandlungsmethode geht auf die langjährigen Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Joanne Kurtzberg zurück. Seit 1988 forscht sie an der Duke University in North Carolina/ USA unter anderem an degenerativen Erkrankungen wie Zerebralparese (CP), Autismus, und Schlaganfall.
Kurtzberg fand heraus, dass Nabelschnurblut ein sehr hohes regeneratives Potential für neurodegenerative Erkrankungen hat. Nabelschnurblut enthält neben den für andere Therapieformen nützlichen mesenchymalen Stammzellen (MSCs) auch sehr viele Monozyten, "Fresszellen" genannt, die stark anti-entzündlich (anti-inflamatorisch) wirken. Sie beseitigen Zelltrümmer, Feinde wie Viren oder Bakterien und Stoffwechselmüll. Aber auch wichtige regenerative Proteine und regulatorische Nanovesikel und Botenstoffe gehören zu den Inhaltsstoffen des Nabelschnurbluts. Nur die Gesamtheit aller Faktoren des Nabelschnurblutes bietet eine starke regenerative Kraft.
Frau Kurtzberg konnte nachweisen, dass durch die Infusion von Nabelschnurblut die Entzündungsprozesse stark abgesenkt und der Schlafmodus der angrenzenden Neurone aufgehoben werden. Letzteres ist ebenfalls eine Folge des Schlaganfalls: der Körper versetzt die Neurone, die direkt um das tote Areal angesiedelt sind, in einen Schlafmodus. Somit stehen noch größere Teile des Gehirns nicht mehr zur Verfügung.
Insgesamt verbessert die ganzheitliche Nabelschnurbluttherapie von anonymen, gesunden Spendern die Kommunikation des Gehirns, wodurch die gesunden Gehirnareale einfacher und schneller neue Aufgaben übernehmen können ("Neuroplastizität") und assoziierte Krampfanfälle reduziert bis kupiert werden können.
Wenn der klinisch stabile Patient zeitnah nach Erkrankungsbeginn diese neuartige Behandlung durchführt, steigert diese auch den Erfolg der Reha-Maßnahmen ("Synergismus").
In klinischen Studien an der Duke University wurde bewiesen, dass die Vitalität des tiefgefrorenen Nabelschnurblutes über 96 Prozent - also sehr hoch - liegt und dass für eine regenerative Behandlung mindestens 25 Millionen Zellen pro Kilogramm Körpergewicht notwendig sind. In der CBC Health Klinik München werden für diese Therapie sogar mehr als 50 Millionen Zellen pro Kilogramm Körpergewicht genutzt.
Dr. Thoennissen verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Evidenz-basierten Medizin und über 14 Jahre klinische Erfahrung in der Hämotherapie einschließlich Bluttransfusionen sowie in der Knochenmarktransplantation. Er ist ein internationaler Spezialist für Krebs, chronisch degenerative Erkrankungen und regenerative Medizin mit einer Doktorarbeit in neurologischer Forschung, die mit "summa cum laude" benotet wurde.
Die Therapie wird momentan nicht von Krankenkassen erstattet, da sie noch keine EMA-Zulassung (Europäische Arzneimittel-Agentur) hat. Momentan befindet sie sich in Phase II, die Ende dieses Jahres abgeschlossen werden soll. Die Phase I (Sicherheit der Anwendung) wurde bereits 2018 erfolgreich abgeschlossen und publiziert.
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Karl H. Mayer, Berkeley Kommunikation München, Tel. 0172 841 5419, karl.mayer@berkeleypr.com
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