Aufgeben ist für die Ermittler keine Option - Mord verjährt nie!
Warum bleiben so viele Verbrechen an unschuldigen Kindern unaufgeklärt? Der sexuelle Missbrauch von Kindern hat dramatisch zugenommen und das Dunkelfeld lässt sich nur erahnen. Dass die Wirklichkeit noch perverser, als die Fantasie sein kann und die Abgründe menschlichen Handelns unvorstellbar sind, zeigt vielmehr der aktuelle Fall auf einem Campingplatz. Hinweise auf ein Verbrechen liegen nicht immer offen zutage und nur derjenige erkennt sie, der auch verdächtigt. Die Fähigkeit, ja die Sucht, leicht Verdacht zu fassen, ist die Grundlage erfolgreicher kriminalistischer Arbeit. Ein Kriminalist sollte daher eher eine Dosis zu viel Verdacht hegen. Es ist unvorstellbar, wenn Behörden entscheiden, es könne nichts weiter getan werden, um ein Verbrechen aufzuklären, schon gar nicht, wenn in all den Jahren nie neue umfassende Ermittlungen erfolgten.
Doch: Ist Mithilfe zur Aufklärung (un-)erwünscht?
Am 4. November strahlte das ZDF eine weitere Folge von "Aktenzeichen XY- ungelöst" aus. Im Mittelpunkt dieser Sendung stand das Thema "Cold Case", ein Thema, das mich brennend interessierte. Zu Beginn hieß es: "Wenn in einem Mordfall alle Spuren abgearbeitet sind, spricht man von einem "Cold Case". Aber Aufgeben ist für die Ermittler keine Option - Mord verjährt nie!"Es war erfreulich in dieser Sendung zu erfahren, dass es Kriminalisten gibt, die auch nach sehr vielen Jahren nicht aufgeben, um einen Mord aufzuklären.Das wirft bei mir aber zugleich die Frage auf: Aber warum gibt es nur wenige Beispiele dieser Art?Ich denke da enttäuscht an einen Fall, in dem ich als Privatermittler tätig war, das Verbrechen an der kleinen zehnjährigen "Anne" (Name geändert d. Verf.), die 1994 in Mecklenburg spurlos verschwand und deren Leiche 1998 in einem Meliorationsschacht gefunden wurde. Warum wird hier nicht weiter um Aufklärung gerungen? Warum gibt es keine Aktivitäten der Ermittlungsbehörden und nur jahrelanges Schweigen der Angehörigen? Gibt es im LKA keine Abteilung die sich mit dem "Cold Case", dem Fall "Anne" befassen kann oder will?In unserem Rechtsstaat ist es verpflichtend das alles nur Erdenkliche von allen Seiten getan werden muss, ein Verbrechen, wie das an Anne aufzuklären, selbst nach 26 Jahren.In meinem Buch "Vergessen?" schildere ich, was ich durch meine detektivischen Ermittlungen im Fall "Anne" erfahren konnte und wie bzw. ob Behörden und Angehörige des Opfers die Chance der Aufklärung nutzten.Alles, was in diesem Buch zu lesen ist hat sich genau so zugetragen. Das würde ich sehr gern als Zeuge unter Eid aussagen. Nach wie vor bin ich bereit in gemeinsamer, kooperativer und vertrauensvoller Zusammenarbeit, vielleicht gemeinsam in einer Arbeitsgruppe "Cold Case", eine umfassende Fallanalyse zu erstellen. Der Mord an Anne sollte neu bewertet, analysiert, und geprüft werden. Eine operative Fallanalyse wäre aus heutiger Sicht ein guter Anfang. Alle Informationen zu diesem Fall, sowohl die aus meinem Buch und die aus den Akten der Kripo und Staatsanwaltschaft, müssten auf den Tisch. Sie sollten erneut auf Ermittlungsansätze geprüft, kategorisiert, priorisiert und aus heutigen auch wissenschaftlichen Erkenntnissen neu bewertet werden. Ich bin mir sicher, dass dann neue Ermittlungs- und kriminaltechnische Untersuchungsansätze erkannt werden. Meine Unterstützung biete ich an. Der Inhalt meines Buches lässt erkennen wie dringlich eine operative Fallanalyse ist. Warum aber wird nicht reagiert?
Günter Rohwedel, Diplomjurist, Kriminalist und Autor
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