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Was geschah in der Dachmansarde: Totregiert?

Was geschah in der Dachmansarde: Totregiert?
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"In einem Antiquariat habe ich einen alten Lederfolianten ergattert. Das Leder bröselt an den angestoßenen Rändern und verströmt den Duft althergebrachten Wissens. Den neuen Schatz unterm Arm steige ich in die S-Bahn, um ihn sicher nachhause zu transportieren. Ein älterer Mann beäugt mich interessiert und geniert sich nicht, mir sogleich ein Kaufangebot zu unterbreiten. Noch fester presse ich das Werk an meinen Oberkörper und lasse mich selbst vom zehnfachen Preis nicht verblenden. In meiner Dachmansarde angekommen lege ich den Folianten vorsichtig auf dem Schreibpult ab. Der Aufschlag des Buches auf dem blankpolierten Holz evoziert einen Duft wie der grüne Honig des Alten vom Berge. Neugierig klappe ich den Deckel auf. Braune Altersflecke wandern über das Büttenpapier des Schmutztitels: Geheime Gesellschaften Verbindungen und Orden. Am Tag der Reformation MCMV. G.S. Die Idee zu „Meilenweit – ein fantastisches Abenteuer“ war entstanden", so Marcus Schütz bei Erscheinen seines Buches.

Totregiert und homegeofficed liege ich unter einer beständig dicker werdenden Staubschicht im Quartier, als plötzlich ein junges Amselmännchen von allen Corona-Vogel-Schweingrippen unbeeindruckt in den aufkommenden Frühling trällert. Ganz frei tiriliert der Vogel von einem blattlosen grauen Ast, den die ersten Sonnenstrahlen erwärmen und seine Knospen aufbrechen. Einfach nur getrieben von dem täglich länger dauernden Tageslicht, ein ungebrochener Zyklus aus Geburt, Fressen, Vermehren, Sterben und natürlich Singen im Dämmerlicht zwischendurch. Ein Wohlgesang ganz anders als im letzten Jahr. Modifiziert, verspielt, neue Kunst. Nur das Licht regiert Lebenszyklus und Kunst, nicht eine manipulative Schattenwelt aus politischen Ränkespielen, finanzkapitalistischer Gier, hochgezüchteter Verwaltungsdiktatur und finsterster Überregulation.

Und obgleich des Amselmannes Vogelsang seiner flotten Biene gilt, hat er mich aus monatelanger Lethargie ans Fenster gelockt, den Frühling selbst zu schauen. Staubflocken wirbeln durch das Sonnenlicht und verlangen ungefiltert Einlass in meine Lungenflügel. Sonne und Amsel hinter meinem Fenster, das schon lange keinen Putzer mehr gesehen hat, locken mich ins Freie an die frische Luft, den Frühling zu schnuppern und mit Pollen statt Staub die Pupillen zu trüben. Das Jucken in den Augen erinnert mich daran, dass ich noch lebe. Eine Träne für die lang gesuchte Freiheit, eine zweite für die Kunst.

Marcus Schütz, Heilpraktiker, promovierter Biologe und Autor

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