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Die Muttersprache prägt das Denken!

Die Muttersprache prägt das Denken!
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Sprachwissenschaftler versuchen schon lange die Frage zu klären, ob unsere Muttersprache unser Gehirn prägt, fanden aber bis jetzt mit ihrer Herangehensweise mehr Vermutungen als Beweise. Mich hat diese Frage schon länger umgetrieben. Eine wirkliche Antwort konnte ich in meinen Büchern nicht finden.

Weil ich aber immer schon Spaß an Fremdsprachen hatte, habe ich angefangen, Wörter in ihre Teile zu zerlegen. Mit Latein im Hinterkopf verglich ich, welche Bedeutungen ein lateinisches Wort in verschiedenen europäischen Sprachen oder auch in Fachsprachen erfahren hat. Damit kam ich schließlich an einen Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich anders denke als viele Menschen. – Bis ich in Kontakt mit einem jungen Syrer und mit der arabischen Sprache kam. Wie konnte das sein, dass ich plötzlich das Gefühl hatte, verstanden zu werden? Beim Deutschunterricht wurde mir klar, da denkt jemand wie ich.

Was die Sprachwissenschaft nicht beweisen konnte, gelingt seit kurzem den Neurowissenschaftlern, die das Gehirn untersuchen. Dazu gibt es einen Artikel im Spektrum der Wissenschaft mit dem Titel „Typisch „deutsch“ verschaltet“ vom 30.3.2023 mit dem nachstehend abgebildeten Bild aus Spektrum der Wissenschaften, aus „Typisch „deutsch“ verschaltet“ von Christiane Gelitz.

Auf der linken Seite sieht man die Gehirnströme eines Deutschmuttersprachlers beim Denken und auf der rechten Seite die Verbindungen im Gehirn eines Arabers über beide Hirnhälften hinweg. Nichts könnte besser ausdrücken, als diese beiden Bilder, wie ich mich gefühlt hatte. Immer mit irgendwelchen Verschaltungen im Kopf, die die anderen nicht nachvollziehen konnten.

Spätestens als ich dann in der Wüste Rum in einem Zeltrestaurant mit einem elfjährigen Jungen saß, stand mein Entschluss fest, ein Buch zu schreiben. Dieser Junge, der auf eine internationale Schule ging und schon gut Englisch konnte, war bemüht, mir einige arabische Wörter beizubringen. So zum Beispiel das Wort für „verstehen“.

„Es gibt aber noch ein anderes Wort für „verstehen“, meinte er. „Aber das heißt auch „Haare“ und „Dichter“. Und das verstehe ich überhaupt nicht.“ – Das wird dich deine weitere Entwicklung lehren, dachte ich. Das kannst du noch nicht verstehen. Daraus ist folgender Absatz zum Entstehen der Liebesgeschichte meiner Protagonistin in meinem Buch entstanden:

„Am Abend klingelte das Telefon und Klara vernahm Kāmels Stimme. „Darf ich zu dir nach oben kommen?“ Klara trat mit offenen Haaren an die Tür. Wie würde diese Geschichte enden? Ging ihr durch den Kopf, als sie bemerkte, dass sie die Haare offen trug, Intuitiv verstand sie! Einen schönen, wenn auch kurzen Liebesbrief, der wie ein kurzes Gedicht war, hatte sie schon bekommen. Intuitiv verstehen konnte sie, dass ihre offenen Haare und das Gedicht eines bekannten Dichters den weiteren Verlauf des Abends bestimmen würden.“

Intuitiv verstehen, die Haare und das Gedicht, diese drei Wörter schreibt man mit den gleichen drei arabischen „Wurzelbuchstaben“: scha’ar und der Dichter ist eine Variante dazu. Hin und her wandern die Gedanken zwischen den beiden Hirnhälften, um diesen poetischen Zusammenhang zu verstehen. Die Bedeutungen sind durch gleiche Buchstaben miteinander verbunden. Die offenen Haare sind hier eine Einladung – wie ein geöffnetes Tor.

Sind Sie nun gespannt, noch mehr zu erfahren über die arabische Welt? Mehr darüber zu finden ist in meinem Buch „Just love oder Scheinliebe?“.

P.S.: Die Tore in die Altstadt von Jerusalem haben alle das Wort „Sha’ar“ (Scha‘ar) in ihrem Namen, z.B. Sha’ar Jaffa. Wenn es geöffnet ist, ist es wie eine Einladung.

Herzliche Grüße

Sabina Gabriele Thomas, Bauingenieurin und Autorin

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