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Wenn Ihr sexy seid, dann klappt’s auch mit dem Azubi!

Wenn Ihr sexy seid, dann klappt’s auch mit dem Azubi!
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Wenn Ihr sexy seid, dann klappt’s auch mit dem Azubi, war mehr oder weniger das Fazit einer Veranstaltung, die ich unlängst besucht habe. Meine Gespräche mit den anwesenden Handwerksunternehmen danach hat meinen eigenen Eindruck jedoch bestärkt. Es geht weniger um Sexyness, sondern darum, mit vollkommen anderen Menschen umgehen zu lernen.

Ein bisschen Statistik auf dem berühmten Bierdeckel: Es gibt pro Jahr ca 550.000 ausgeschriebene Lehrstellen. Darauf habe sich 2023 420.000 Jugendliche beworben. Davon wurden knapp 400.000 angenommen, die restlichen 20.000 nicht. Da passt dann wohl irgendetwas nicht. Daneben schätze ich, dass im Jahr 2000 ca 800.000 Kinder auf die Welt gekommen sind (seit den 1,4 Mio in 1964 ist die Zahl stetig auf 700.000 in 2023 gesunken, könnte also stimmen). Die Statistik sagt uns, dass jedes Jahr 13% die Schule abbrechen. Das sind gut 100.000 Jugendliche. Und um die geht es hier.

Jugendliche haben bereits ganz schön viel Gepäck aufgebaut. Frust, Aggressivität, Hoffnungslosigkeit, aber vielleicht auch die Überzeugung, dass die Welt sich gegen sie vereinigt hat.

Selbst, wenn ein Handwerksunternehmen alle Preise für den absolut allerbesten Arbeitgeber der Welt "abgesahnt" hat, besteht die Gefahr, dass auch dieses Unternehmen vor die Wahl gestellt wird: lasse ich eine Stelle unbesetzt oder setze ich mich mit einem so geprägten Menschen auseinander.

Meine erste Antwort auf diese Frage lautet: schaue erst einmal genau, was du für einen Mangel hast. Wenn diese Jugendlichen dich frustrieren mit Sätzen wie: Boden kehren steht nicht in meiner Stellenbeschreibung!, haben sie damit nicht vollkommen Unrecht: Es sollte einmal genau betrachtet werden, für welche Arbeit man welche Qualifikation benötigt. Dann kann der Meister sich auf die Tätigkeiten konzentrieren, für die man seine/ihre Qualifikationen benötigt. Es gibt viele Menschen, die Arbeiten gerne tun, die andere nicht gerne erledigen. Hier kann man dann, erlöst von alten Stellenbeschreibungen, die Aufgaben so verteilen, dass sie den Qualifikationen und Neigungen entsprechen. Das wird den Kräfte-Mangel zwar nicht lösen aber mildern. Darüber schreibe ich u.a. in meinem Buch "Der ungenutzte Vorteil": viele Potenziale werden in den Unternehmen bisher noch nicht genutzt, weil sie nicht bekannt oder sichtbar sind.

Das möchte ich helfen zu ändern.

Meine zweite Antwort auf die Frage lautet: Irgendjemand muss die Narben, die diese Menschen in ihrem bisherigen kurzen Leben bereits erhalten haben, angehen. Nicht umsonst sind oft die Filme Blockbuster, wo ein Underdog durch einen aufmerksamen Mentor dann doch zum "‚guten Menschen" geworden ist. Genau solche Menschen sind hier notwendig.

Ich selbst bin ein absoluter Anhänger der Theorie Y, die besagt, dass jeder Mensch seinen Beitrag leisten will. Diejenigen, die eher eine aggressive oder Null-Bock Haltung zeigen, haben höchstwahrscheinlich zu häufig gehört, dass sie nichts können und nichts taugen und das dann irgendwann geglaubt. Einige fliehen in den Frust, andere in den Aufstand. Bevor man sich beim Kehren blamiert, ist das eben nicht Teil der Aufgabenstellung. Nun fragen Sie sich vielleicht: soll sich denn jeder Handwerksbetrieb einen Psychologen oder Therapeuten leisten? Die Antwort könnte sogar sein: ja! Allerdings gibt es hier ja auch durchaus Vereinigungen, die helfen könnten. Wenn diese Vereinigungen das Potenzial der Arbeit an diesen Jugendlichen erkennen, kann hier viel bewirkt werden.

Es gibt aber noch einen Aspekt, der die Situation im Handwerk zuspitzt: Die Einstellung derjenigen Azubis, die eine Stelle haben. Auch die haben eher die Ambition, sich selbständig zu machen. Also werden wir in ein paar Jahren entweder nur noch Einzelunternehmen im Handwerk haben, weil jeder sein eigener Chef sein möchte, oder es werden größere Betriebe entstehen, so dass viele auch Abteilungsleitungen übernehmen können. Das Problem bleibt: das berühmte "Hände schmutzig machen wollen" ist ausgestorben.

Auch hier sollte umgedacht werden. Früher hat man in der Garage an seinem Moped geschraubt und hatte ständig ölverschmierte Hände. Heute wird eher in IT "geschraubt", da wird höchstens mal gelötet. Also wird es darauf hinauslaufen, dass wirklich "schmutzige" und gefährliche Jobs durch Roboter mit KI erfüllt werden müssen. Das könnten die zwar wahrscheinlich heute schon, sind aber sehr viel teurer als ein Mensch, der für Mindestlohn arbeitet. Denn die Menge Sensoren und Motoren, die man für manuelle Arbeiten benötigt, ist immens.

An diesem Punkt ist die Politik gefragt, denn sie hat Verantwortung für mehrere Elemente: dafür, dass die Wirtschaft läuft. Dafür, dass Menschen eine Betätigung finden. Dafür, dass die soziale Infrastruktur funktioniert. Wenn also die Handwerksbetriebe die Verantwortung dafür übernehmen, dass Schulabbrecher auch eine Möglichkeit geboten bekommen, ihren Beitrag zu leisten und dafür ein faires Gehalt zu bekommen, sollten sie auch durch die Politik unterstützt werden. Die könnte die psychologischen Begleitungen zur Verfügung stellen und finanzielle Unterstützungen für die Investition in Roboter anbieten. Steuerliche neue Konzepte entwickeln. Es gibt hier sicher viele Möglichkeiten, wie Staat und Handwerk sich erfolgreich unterstützen könnten.

Bisher ist diese gegenseitige Abhängigkeit jedoch nicht von beiden Seiten gleich verstanden, so erschien es mir jedenfalls unlängst. Wenn sich das nicht bald ändert, werden wir sicher sehr bald sehr lange auf sehr wichtige handwerkliche Arbeiten warten müssen, weil einfach niemand da ist, der sie erledigen kann und möchte.

Hat Ihnen der Impuls gefallen und Sie wollen mit mir in den Diskurs treten? Dann kontaktieren Sie uns einfach, gerne mich auch direkt.

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Wir freuen uns auf Sie.

Seien Sie herzlich gegrüßt

Ihre Susanne Kremeier, CEO und Autorin

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