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Mein Bruder ist der Philosoph, ich bin der, der viel soff

Mein Bruder ist der Philosoph, ich bin der, der viel soff
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Warum hat der zu seiner Zeit weltberühmte Philosoph Martin Heidegger im April 1933 das Rektorat an der Universität Freiburg übernommen, nachdem die Nationalsozialisten kurz vorher an die Macht gekommen waren? Wie war sein Verhältnis zu seinen jüdischen Kolleginnen und Schülerinnen und Schülern? Warum scheute er sich, nach dem zweiten Weltkrieg öffentlich Fehler in seiner politischen Haltung einzugestehen? Warum ist er fast zeitlebens in seiner Heimat im Schwarzwald und Umgebung geblieben, obwohl er Angebote aus Berlin und Japan erhielt? Wie war seine Beziehung zu seinen Studierenden, von denen viele weltweit bekannte Publizisten wurden?

Solche Fragen beschäftigen viele Ideenhistoriker, aber auch seinen Bruder Fritz, in seinem Lebensbericht, in meinem Roman „Heimlicher König im Reich des Denkens“.

In neunzehn Kapiteln auf 240 Seiten geht Fritz Heidegger Leben und Wirken seines Bruders durch: Die Überschriften lauten etwa: „Die katholische Kirche im Leben von Martin Heidegger“, „Ein dunkles Kapitel: Martin Heidegger und das dritte Reich“, „Der große Interpret von Texten und der Kunst“, „Die Beziehung zu Hannah Arendt“, „Freundschaft mit Ernst Jünger“ oder „Die Bedeutung der griechischen Philosophie“.

Viele Kenner der Philosophie Martin Heideggers werden fragen: Wozu brauchen wir noch ein Buch über den Mann aus Meßkirch? Die Fachliteratur dazu ist fast unüberschaubar und alle Fragen ausgiebig behandelt. Doch ein Roman aus der Sicht seines Bruders Fritz bietet ungeahnte Möglichkeiten: Zum einen kann er einzelne Szenen aus dem Leben ausgestalten und sich in manche Begebenheit hineindenken. Zum anderen kann auch Fritz aus seinem Leben als Bankangestellter, Fassnachtsredner und Sekretär Martins erzählen. Er war selbst ein Filou und immer zu einem Scherz aufgelegt. „Mein Bruder ist der Philosoph, ich bin der, der viel soff“, sagte er etwa. Doch trank er nur ab und zu einen Schoppen in einem Lokal nach Feierabend. Die Ich-Perspektive erlaubt subjektive Urteile, kritische Sichtweisen und dankbare Würdigungen. Auch spricht Fritz Heidegger scheinbar abgelegene Themen wie die Rolle des Sports im Leben des Philosophen an. Er schildert dessen Freude am Schilaufen im Schwarzwald und auch bei dem berühmten Philosophentreffen mit Ernst Cassirer 1928 in Davos und in seiner Jugend die Begeisterung beim Fußballspiel. Zudem kann ein Roman schwierige philosophische Zusammenhänge erklären und die Person dahinter zum Vorschein ringen.

Ein weiteres Kapitel trägt die Überschrift „Anerkennung im Ausland“. So hielt Martin Heidegger Seminare in Frankreich in der Provence ab. Die dortige Landschaft erinnerte ihn an Griechenland und er konnte sich auch ein wenig als neuer Platon fühlen. Angesprochen von den ihn verehrenden Franzosen auf die Übernahme des Rektorats sprach er von einer „Dummheit“ und wiederholte dieses Wort. Ausführlich kommt bei Fritz Heidegger auch Jean-Paul Sartre zu Wort und er zitiert aus dessen 1000-Seiten-Werk „Das Sein und das Nichts“, das schon im Titel auf Martin Heideggers Hauptwerk „Sein und Zeit“ von 1927 Bezug nimmt. Anerkennung erfuhr der Philosoph auch in Japan, wo ein Dozent ihm bescheinigte, mit seiner Hilfe verstehe er auch seine eigene Tradition besser.

Ein wichtiges Kapitel behandelt sein Verhältnis zur katholischen Kirche. Als Sohn eines Mesners rang Martin Heidegger ein Leben lang mit dem Glauben. Er besuchte öfter das Kloster Beuron und war von der dortigen Liturgie beeindruckt. Fritz sieht in Martin Heidegger einen Geistesverwandten des Mystikers Meister Eckhart. Auch viele bekannte Kirchenleute gingen bei Martin Heidegger in die Schule, etwa der Jesuit Karl Rahner oder der evangelische Theologe Rudolf Bultmann. Martin Heidegger rief vierzehn Tage vor seinem Tod den Religionsphilosophen Bernhard Welte zu sich, der ebenfalls aus Meßkirch stammte. Dieser hielt dann am Grab des Freundes die Trauerrede und bezeichnete ihn als den „vielleicht größten Suchenden des Jahrhunderts“.

Gegen Ende des Buches nimmt Fritz Heidegger sich die Verse des von Martin auch interpretierten Rainer Maria Rilke vor: „Ich kreise um Gott, den uralten Turm, ich kreise jahrtausendelang. Und ich weiß nicht, bin ich ein Adler, ein Wurm oder ein großer Gesang.“ Auf seinen Bruder gemünzt meint er, es treffe am ehesten der Vergleich mit dem Adler zu: Martin hatte einen scharfen Blick für philosophische Zusammenhänge, eine große Spannweite von Griechenland über die Kunst zur Literatur und warf seinen Schatten auf die Erde.

Fritz Heidegger würdigt zuletzt auch die Rolle der wichtigsten Frau im Leben seines Bruders, seiner Gattin Elfride, die ihm den Rücken freihielt und die berühmte starke Frau hinter dem erfolgreichen Mann war. Die Beziehung zur Geliebten Hannah Arendt in seiner Frühzeit lebte nach dem Krieg in reiferen Jahren wieder auf. Sie las seine Schriften, hielt auch Vorträge im Radio anlässlich eines runden Geburtstages und machte Werbung für ihn in den USA, wo sie seit den dreißiger Jahren lebte. Von ihr stammt nach dem Ersten Weltkrieg die Bezeichnung Martin Heideggers als „Heimlicher König im Reich des Denkens“, was auch den Titel des Buches abgibt. Ob dies für den Philosophen auch heute noch, in den zwanziger Jahren des 21. Säkulums, gilt, bleibt allerdings offen und die Antwort auf diese Frage ist der Leserin und dem Leser überlassen.

Sind Sie neugierig geworden und Sie wollen mehr? Kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Sie.

Herzlichst Ihr

Markus Herrmann

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Frau Kathrin Kolloch

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