Gamepathy - Empathie in Games
Erfurt (ots)
Professor:innen der IU Internationalen Hochschule schaffen wissenschaftliche Grundlage für die Erforschung von Empathie in Videospielen.
Bisher stand bei Videospielen der Unterhaltungswert im Vordergrund. Inzwischen gibt es immer mehr Spiele, die Spieler:innen durch ihr erzählerisches Potenzial mit ernsten Themen wie Trauer, Verlust und Tod konfrontieren und sie bewusst dazu anregen, sich in die Spielfiguren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Gamedesigner sind die kreativen Köpfe hinter der Games-Entwicklung und spielen eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung von Empathie-Ansätzen in Games. Die Professor:innen des Studiengangs Gamedesign an der IU Internationalen Hochschule (IU) erforschen derzeit Empathie im Gaming und bedienen sich mit "Gamepathy" einer völlig neuen Wortkreation.
"Spiele sind interaktive Medien, die nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern auch zum Lehren und Lernen eingesetzt werden können. Daher kann die Messung und Förderung von Empathiefähigkeiten auch im Prozess des Spieledesigns thematisiert werden. Kombiniert man die Suche nach einem passenden Begriff für die Verbindung von Spielen und Empathie mit der Erkundung der vielfältigen Möglichkeiten des Spieledesigns, entsteht der Begriff Gamepathy, also die Verschmelzung von Spiel und Empathie", erklärt Prof. Thorsten Zimprich, Professor für Gamedesign und Studiengangsleitung Gamedesign an der IU Internationalen Hochschule.
Mit der neu geschaffenen Forschungsdisziplin Gamepathy will das IU-Forschungsteam praktische Gamedesignziele messbar und vergleichbar machen. In der Gamepathy-Forschung soll beispielsweise untersucht werden, welche Eigenschaften ein Avatar haben muss, um die Empathiefähigkeit von Spieler:innen am besten zu trainieren. Auch Spielmechaniken und -elemente sollen auf ihre unterstützende Wirkung hin untersucht werden.
Gleichzeitig soll Gamepathy als Grundlage dienen, um Gamepathy als Forschungsdisziplin zu etablieren und damit einen größeren Nutzen für die praxisorientierte Ausbildung angehender Gamedesigner:innen zu schaffen. Die Erkenntnisse aus diesem neuen Forschungsfeld sollen so direkt in die Ausbildung angehender Gamedesigner:innen einfließen.
Interdisziplinäre Fachtagung als Kick-off für Gamepathy
Gamepathy ist auch der Leitbegriff der ersten IU-Fachtagung zu Spielekultur, die am 27. Oktober 2023 am IU-Campus in Regensburg stattfindet. Diese findet hybrid, online und am Campus, unter dem Titel "GAMEPATHY #1" statt.
Zur Fachtagung laden die IU, das deutschsprachige DiGRA Chapter (D-A-CH-Twittersektion) und das Ressort Spielkultur des Kulturjournals Nahaufnahmen.ch ein. Bei dem ganztägigen Event diskutieren die Professor:innen der IU mit Expert:innen und Studierenden über das Thema Gamepathy sowie über bisherige Forschungsergebnisse. Die Tagung soll durch verschiedene Blickwinkel auf das Thema den Startschuss für das zukunftsträchtige Forschungsfeld bilden.
An der Fachtagung nehmen neben den Gamedesign-Professor:innen der IU auch externe Expert:innen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen teil. So zeigt zum Beispiel die Diplom-Theologin Brigitte Hettenkofer auf, wie Spiele die Team-Resilienz verstärken. Prof. Dr. Sonja Gabriel von der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) rückt das Thema Serious Games, Empathie und Ethik in den pädagogischen Kontext.
"Wir sind auch offen für interdisziplinäre Angebote - dadurch zeichnet sich die moderne wissenschaftliche Arbeit schließlich aus", sagt Prof. Zimprich.
Auch Studierende der IU können sich einbringen
Sarah Wegmann studiert im vierten Semester Gamedesign (B.A.) an der IU. In ihrem Vortrag beschäftigt sie sich mit der Frage, wie das Spielerlebnis von Spieler:innen durch den Wechsel steuerbarer Avatare und ihrem Verhältnis zueinander beeinflusst wird und inwiefern Empathie hier sogar eine Herausforderung darstellen kann.
"Empathie, Perspektivwechsel und Identität in Videospielen sind gerade ein riesiges Thema in der Videospielbranche. Und da mich das Thema sehr interessiert, ist die geplante Konferenz eine sehr gute Gelegenheit, mich hier einzubringen", sagt Sarah Wegmann.
"Wir sollten Videospiele als ein Medium wahrnehmen, das sich mit ernsten Themen wie Verlust und Trauer auseinandersetzt. Und vor allem mit dem Potenzial, das sie im Storytelling haben", so Wegmann weiter.
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