IFAW - International Fund for Animal Welfare
Frachtschiff töten jungen Finnwal
Ein junger Finnwal wurde zu Beginn der Woche am Bug eines Frachtschiffs entdeckt, das in den Hafen von Terneuzen, Niederlande einlief. Die von der Universität Utrecht durchgeführte Obduktion hat nun ergeben, dass der junge 15 Meter lange Wal noch am Leben war, als das Schiff ihn rammte.
Experten des International Fund for Animal Welfare (IFAW) analysierten die Route des Schiffs, das von der Türkei in die Niederlande fuhr. Wahrscheinlich wurde der Wal in der Bucht von Biskaya überfahren, das legen die Analyse der Daten und die Obduktion nahe.
„Nur die wenigsten Opfer solcher Kollisionen werden bekannt, sie sind die Spitze des Eisbergs“, erklärt Andreas Dinkelmeyer, Meerescampaigner IFAW Deutschland. „Medien berichteten seit Januar von elf Walen, die durch Schiffe umkamen, nun sind es zwölf. Die meisten getöteten Wale werden aber gar nicht bemerkt. Experten schätzen, dass für jeden durch eine Schiffskollision getöteten Wal von dem wir erfahren, mindestens 20 unbemerkt sterben. Das bedeutet, dass vermutlich dieses Jahr schon mindestens 240 Tiere durch Schiffskollisionen gestorben sind.“
Die Bucht von Biskaya zwischen Frankreich und Spanien ist ein Hotspot für Finnwale, Schnabelwale und mehrere Delphinarten, gleichzeitig herrscht dort ein hoher Schiffsverkehr. Meist werden die Körper angefahrener Wale durch Strömungen weggetrieben oder sinken auf den Meeresgrund. Nur wenige werden an Land gespült oder von den Schiffen mit in die Häfen gebracht, wie in diesem Fall.
„Diese unnötigen und oft qualvollen Todesfälle können verhindert werden“ so Dinkelmeyer weiter. „Geringere Geschwindigkeiten und das Umfahren der für Wale besonders wichtigen Lebensräume können Kollisionen verhindern. Wenn etwa die Schifffahrt ihre Geschwindigkeit um 10 Prozent reduziert, verringert sich das Kollisionsrisiko etwa um die Hälfte. Zusätzlich werden weniger Treibhausgase ausgestoßen“.
Finnwale werden durch die Welttierschutzunion (IUCN) als gefährdet eingestuft und sind nach dem Blauwal die zweitgrößten Säugetiere der Welt. Sie werden bis zu 27 Meter lang, sind schnelle Schwimmer und ernähren sich von Plankton, Krill und kleinen Fischen.
Kollisionen mit Schiffen töten Wale weltweit. Sterben die Tiere nicht sofort, so tragen sie schwerwiegende Verletzungen davon, an denen sie qualvoll zugrunde gehen. Jedes so zu Tode gekommene Tier kann das Überleben mancher Arten oder Populationen wie etwa der Nordatlantischen Glattwale oder der Pottwale im östlichen Mittelmeer gefährden. Je schneller ein Schiff fährt, desto höher ist das Risiko einer Kollision, bei Geschwindigkeiten über zehn Knoten (etwa 18 km/h) steigt die Wahrscheinlichkeit tödlicher Kollisionen erheblich.
Kontakt: IFAW: Andreas Dinkelmeyer, t: 040 866 500 15, m: +49 1520 908 2258, e: adinkelmeyer@ifaw.org
Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: www.ifaw.org