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Tag der Deutschen Einheit

„Ich spüre fast jeden Tag persönlich dieses Einheitsding“

„Ich spüre fast jeden Tag persönlich dieses Einheitsding“
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Ein Land, 16 Bundesländer, 32 Botschafterinnen und Botschafter. Zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit zeigt Deutschland Gesicht: In ganz persönlichen Protokollen stellen die Einheitsbotschafter sich und ihre Idee der Deutschen Einheit vor.

„Ich spüre fast jeden Tag persönlich dieses Einheitsding“

Einheitsbotschafter Sachsen-Anhalt – Falk Schuster

Falk Schuster (40) ist zwar gebürtiger Sachse, aber längst leidenschaftlicher Sachsen-Anhalter. Er liebt die landschaftliche Vielfalt und den unglaublich kulturellen Reichtum des Landes. Falk Schuster studierte an der Hochschule für Kunst und Design auf der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) Trick- und Animationsfilm. Er ist inzwischen ein mehrfach und international prämierter Filmproduzent. Er ist überzeugt, dass wir unsere Zukunft, wie kaum eine andere Generation vor uns, in der Hand haben. Es liege jetzt an uns, was wir aus dem Geschenk der Einheit machen.

Ich bin 1980 in der Nähe von Oschatz in Sachsen geboren. Als die Mauer fiel, war ich neun. Bis auf ein paar Urlaube mit den Eltern im Harz hatte ich mit Sachsen-Anhalt keine Berührungspunkte.

Meine erste bewusste Begegnung mit unserem Bundesland? Mit 14 war ich auf einem Konzert der schwäbischen Rapper von Fanta 4 in Halle (Saale). Irgendwie muss es mich da erwischt haben. 2003 begann ich an der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) mein Studium als Werbegrafiker. Die Kunsthochschule ist eine der größten in Deutschland, fördert visionäres Denken und Gestalten ebenso wie berufspraktische Fähigkeiten. In Halle konnte ich mir für meinen heutigen Beruf als selbstständiger Dokumentarfilmer ein tolles Netzwerk aufbauen, das ich nicht wieder aufgeben wollte. Außerdem hatte ich während des Studiums hier die Frau meines Lebens kennengelernt. Gibt es bessere Gründe, hierzubleiben? Die Menschen gerade im Süden von Sachsen-Anhalt liegen mir irgendwie. Überhaupt nicht glatt und oberflächlich, sondern mit einer besonderen, ganz direkten Herzlichkeit.

Was mich an Sachsen-Anhalt so begeistert: die landschaftliche Vielfalt, die ich selbst erst entdecken musste – zum Beispiel bei einer Radtour die Elbe entlang Richtung Norden. Verwunschene Auenwälder, winzige Dörfer, Storchennester, so viele versteckte Geheim-Ecken, und ich habe sie noch längst nicht alle gesehen. Und dann die unglaubliche Dichte an UNESCO-Weltkulturerbestätten: Quedlinburg, Wörlitzer Park, Bauhaus – da kann einem fast ein bisschen schwindelig werden...

Ohne die Einheit hätte ich mein Studium sicher nicht so frei wählen, mich in verschiedenen Richtungen ausprobieren können. Das war schon ein Glück für mich, das mir allerdings erst viel später bewusst geworden ist. Meine Schwester ist sechs Jahre älter und ebenfalls in Sachsen aufgewachsen. Sie lebt heute mit Mann und Kindern in Glasgow. Meine halbe Familie sind also Schotten. Wir besuchen einander oft und gern. Wäre ohne die Einheit so alles undenkbar.

Obwohl ich die Wende kaum bewusst erlebt habe: Mit dem Wissen von heute bekomme ich fast eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass die friedliche Revolution auch hätte scheitern können. Es ist einfach ein großes Glück, dass alles so gekommen ist.

Viele meiner Mitarbeiter und Zulieferer sind in Halle (Saale) gebliebene Westdeutsche. Da spüre ich fast jeden Tag persönlich dieses Einheitsding. Und: Irgendwie hat ja mein Job auch mit der Einheit zu tun. Oder mit dem, was davor war. Ich habe zum Beispiel einen Film gemacht über das berühmte Leipziger Devisen-Hotel “Astoria”, das 1996 schließen musste. Dafür mit Barfrauen, Nachtportiers und auch Stasileuten über die DDR-Zeit gesprochen und viel Persönliches, auch Widersprüchliches erfahren.

Ossis und Wessis müssen ja nicht in allem gleich sein, schließlich unterscheiden sich Nord- und Süddeutsche auch. Ein bisschen selbstbewusster könnte der Osten, egal ob jetzt Bundesländer oder einzelne Menschen, oft schon auftreten – denn sie haben überhaupt keinen Grund, sich zu verstecken. Bei Renten und Löhnen gibt es hingegen vielfach noch Aufholbedarf. Wir haben unsere Zukunft in der Hand, wie kaum eine Generation vor uns. Es liegt an uns, was wir aus dem Geschenk der Einheit machen.

Mit freundlichen Grüßen
Susanne Bethke
Projektleiterin Bundesratspräsidentschaft/
Tag der Deutschen Einheit 2021
Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt
Hegelstraße 40 - 42
39104 Magdeburg
+49 391 567 6666
 presse@stk.sachsen-anhalt.de
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