Zeichen für Nachhaltigkeit: Düsseldorfer Modeschüler kreieren High Fashion in Kambodscha
Düsseldorf (ots)
Kleidung aus Lotusseide, Taschen aus Autoreifen - Fashion Design Institut (FDI) in Düsseldorf ermöglicht besondere Auslandserfahrung
Lea Ateljevic Vrebac und Jasper Hellenthal sind Schüler des Fashion Design Instituts in Düsseldorf und leben in - Kambodscha. Die Modeschule hat ihnen einen außergewöhnlichen Auslandsaufenthalt ermöglicht. Glitzer und Glamour erleben sie dort selten. Dafür aber viel Wichtigeres: Wie faire Produktion aussieht und wie man aus den verrücktesten Materialien die schönsten Accessoires herstellt.
Seit März 2020 leben Lea und Jasper in einer anderen Welt. Sie ist 9000 Kilometer entfernt von Zuhause und dennoch ein bisschen zur zweiten Heimat geworden: Kambodscha. Bis zu ihrem Abflug wussten die beiden Modedesign-Schüler nicht viel über das Land in Südostasien. Aber was sie dort erwartete, reizte sie von Anfang an. Denn ihre Schule - das Fashion Design Institut in Düsseldorf - betreibt dort ein ganz besonderes Projekt: das Modern Ethnic Design Centre (MEDC), ein Ausbildungs-Center für kambodschanische Designerinnen und Designer und solche, die es werden möchten. Das Fashion Design Institut Düsseldorf ist einer der Kooperationspartner der Schule und hat sie, unter anderem mit Bazaar Berlin - der bekannten internationalen Verkaufsausstellung für exotische Produkte aus aller Welt und suPPPort - im Jahr 2017 ins Leben gerufen. Das Besondere für die Schüler des Fashion Design Instituts in Düsseldorf: Jährlich dürfen einige von ihnen nach Kambodscha reisen - und dort als Lehrer unterrichten.
Stylisches Accessoires aus Reissäcken - und jede Menge Kreativität
"Wir möchten unseren Schülern die Möglichkeit geben, schon während der Ausbildung eigene Lehrerfahrungen zu machen", sagt Inna Thomas, Leiterin des Fashion Design Instituts in Düsseldorf. "So können sie ihr gerade erst erlerntes Wissen direkt weitergeben." Wie wichtig das ist, gerade in einem Land wie Kambodscha, wissen Lea und Jasper nun aus eigener Erfahrung. Der Staat gehört immer noch zu den wenig entwickelten Ländern. High Fashion? Spielt hier keine so große Rolle - vielmehr die schnelle, billige Massenproduktion von Stangen-Ware in großen Textilfabriken. Das Fashion Design Institut Düsseldorf möchte mit ihrem Entwicklungsprojekt dagegenhalten und ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen. Eine riesige, aber aufregende Herausforderung, finden Lea und Jasper. "Bei einigen Schülerinnen und Schülern mussten wir von Null auf anfangen, sie brachten wenig Vorwissen mit", berichtet die 23-jährige Lea. "Designer und angehende Designer haben hier nicht so gute Möglichkeiten wie wir. Viele sind gezwungen, mit eher zweckmäßigen Jobs schon früh ihre Familien zu unterstützen." Die Kurse an der Modeschule in Kambodscha ließen sie dann richtig aufblühen. Jasper und Lea schwärmen vor allem von der Kreativität, dem Einfallsreichtum und der großen Motivation der Kambodschanerinnen und Kambodschaner. "Wir sind jeden Tag aufs Neue beeindruckt, aus welchen Materialien unsere Schüler hier ihre Mode entstehen lassen." Alles ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Benutzt werden ausschließlich handgewebte Stoffe, Baumwolle und Seide. Lea und Jasper lernten Stoffe aus Bananenfasern und Seide aus Lotus kennen. Auch Reissäcke, die es in Kambodscha zuhauf gibt, werden zu stylischen Accessoires. All das beeindruckt die beiden Fashion-Design-Schüler nachhaltig. "Hier haben wir nochmal gelernt, wie wichtig es ist, Mode achtsam entstehen zu lassen. Und dass das auch mit ungewöhnlichen Mitteln möglich ist."
"Wir kommen mit viel mehr Selbstbewusstsein zurück nach Deutschland"
Mittlerweile sind Lea und Jasper seit einem halben Jahr in Kambodscha und haben eine "große Entwicklung hingelegt", sagt Inna Thomas vom Fashion Design Institut Düsseldorf. Die beiden angehenden Designer leiten das Ausbildungs-Center ganz allein, kümmern sich um die Schülerinnen und Schüler und bereiten gemeinsam mit ihnen eine aufwändige Abschlusskollektion. "Wir kommen mit viel mehr Selbstbewusstsein im Gepäck zurück nach Deutschland", erzählen sie. "Und mit noch mehr Verständnis für die Entstehung und Produktion von Mode."
Fashion Design Institut fördert eigene Schüler - und Designer aus dem Ausland
Doch bevor es nach Hause geht, ist noch viel zu tun - zum Beispiel die Online-Fashionshow vorbereiten, auf der ihre Schüler und Schülerinnen ihre Kollektionen präsentieren. Eine siebenköpfige Jury wird daraus einen Sieger küren, der nach Deutschland reisen darf und dort seine Fashion-Stücke auf dem nächsten Bazaar Berlin präsentieren und verkaufen darf. "Genau das ist es, was das Kambodscha-Projekt so wertvoll macht", sagt Inna Thomas vom Fashion Design Institut. "Wir fördern nicht nur unsere eigenen Schüler, sondern gleichzeitig auch Designer und werdende Designer aus einem Entwicklungsland."
Gedanke an Nachhaltigkeit ist nochmal gewachsen
Und was kommt danach für Lea und Jasper? Sie hoffen darauf, noch einmal nach Kambodscha kommen zu dürfen. "Das Leben und Arbeiten hat uns so viel weitergebracht, dass wir gern einige weitere Monate anschließen möchten", sagen sie. Aber auch über die Zeit danach denken sie nach. Zurück in Deutschland werden Lea und Jasper ihren Abschluss am Fashion-Design-Institut machen. Ihre Abschlusskollektion wird stark von ihren Kambodscha-Erfahrungen geprägt sein - das wissen sie schon jetzt. Jasper: "Ich werde mich auf jeden Fall auf Nachhaltigkeit konzentrieren." In Kambodscha hat der 21-Jährige erstmalig gelernt, Taschen herzustellen; aus Autoreifen. Auch die werden sich in seiner Abschlussarbeit wiederfinden - genauso wie die Verarbeitung von Zementsäcken. "Solch kreative Ideen hätte ich ohne die Auslandserfahrung in Kambodscha nicht gehabt", sagt er. Lea ist vor allem beeindruckt von den andersartigen Stoffen aus Kambodscha. "Davon werde ich viel mit nach Deutschland nehmen und verarbeiten", sagt sie.
Nicht nur Luxushäuser erleben - sondern auch die andere Seite der Mode
Für die Chance, in Kambodscha leben und arbeiten zu können, sind sie dem Fashion Design Institut in Düsseldorf sehr dankbar. "Natürlich haben wir über die Modeschule auch die Chance, große Luxushäuser und Fashionshows zu besuchen", sagen beide. "In Kambodscha lernen wir gerade aber auch eine weitere wichtige Seite der Mode und vor allem auch der Modeindustrie kennen. Und das ist genauso wichtig und wertvoll."
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