Repräsentanz Transparente Gebäudehülle GbR
Neues Klimaschutzprogramm Gebäude: Gute Impulse, aber noch zu unkonkret
Berlin (ots)
Das vom Bundesbauministerium zusammen mit dem Wirtschafts- und Klimaministerium beschlossene Klimaschutzprogramm für den Gebäudesektor soll dafür sorgen, dass die in den vergangenen zwei Jahren verpassten Klimaziele in Zukunft erreicht werden. Dafür sind insbesondere sehr viel mehr und energetisch bessere Sanierungen nötig - vor allem bei den Gebäuden, die heute den höchsten Energiebedarf haben. Ob das Paket allerdings ausreicht, um jetzt schnell eine Sanierungswelle zu starten, ist für Thomas Drinkuth, Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle in Berlin, noch nicht sicher: "Das Programm liefert wichtige Impulse, die in die richtige Richtung gehen. Beispielsweise ist die Festlegung auf energetische Mindeststandards für Bestandsgebäude ein Meilenstein. Aber: Sowohl diese Standards als auch die neue Sanierungsförderung sind noch unkonkret. Die Regierung muss schnell Klarheit schaffen und die Maßnahmen in die Umsetzung bringen."
Dass die erstmalige Einführung energetischer Mindestanforderungen an Bestandsgebäude noch viele Tücken bereithält und insbesondere sozial verträglich erfolgen muss, liegt auf der Hand. Umso wichtiger ist für Drinkuth, schnell in die Ausgestaltung einzusteigen: "Während in Brüssel noch die Verhandlungen um EU-weite Vorgaben laufen, könnte Deutschland bereits jetzt ein passendes System entwickeln und sich dabei an den zahlreich vorliegenden Konzepten und Gutachten orientieren", schlägt Drinkuth vor. Je schneller man damit beginne, die heiklen Fragen solcher Standards zu klären, umso besser.
Auch bei der Sanierungsförderung sei das Programm noch nicht klar und konsequent genug. Es werde lediglich angekündigt, dass eine neue Förderung demnächst mehr und bessere Sanierungen auslösen solle. "Die Richtung stimmt zwar, aber wie soll das konkret gemacht werden? Baufachlich ist klar: Der Umstieg auf erneuerbare Energien und die Verbesserung der Effizienz der Gebäudehülle müssen Hand in Hand gehen und daher endlich gleich hohe Fördersätze bekommen", fordert Drinkuth. Dieser Ansatz sei in einem frühen Entwurf des Programms enthalten gewesen. Wenn demnächst die neue Bundesförderung vorgestellt wird, hofft die RTG auf starke Anreize für die energetische Sanierung - insbesondere für Gebäude mit hohem Energiebedarf.
Zudem fehlten in dem Programm zukunftsorientierte Maßnahmen, die beispielsweise den baulichen sommerlichen Wärmeschutz stärken und den Energiebedarf für Kühlung mindern. Automatisierter Sonnenschutz spart im Sommer und im Winter wertvolle Energie und verringert die Anfälligkeit für Hitzewellen. Hier müssten besondere Programme geschaffen werden. Auch sind konkrete Maßnahmen zur Qualifizierung von Fachkräften im vorliegenden Programm nur für die Wärmepumpenbranche vorgesehen. "Gut ausgebildete Fachkräfte fehlen in allen energiewenderelevanten Bereichen. Daher brauchen alle Branchen der energetischen Sanierung politische Unterstützung, um die nötigen Kapazitäten aufzubauen und zu qualifizieren", so Drinkuth weiter.
"Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Situation, die von steigenden Preisen und Zinsen geprägt ist, brauchen wir nun schnell und konkret Schub für die energetische Sanierung", resümiert Drinkuth. "Die Bundesregierung kann bald nachbessern: Mit dem großen, sektorenübergreifenden Klimaschutzprogramm, an dem derzeit noch verhandelt wird, kann sie die Lücken füllen."
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