5 Jahre Krieg im Jemen: Verheerende Folgen für Zivilisten
München (ots)
Fünf Jahre nach Beginn des Konflikts in Jemen verurteilt die Hilfsorganisation Handicap International (HI) den massiven Einsatz von Explosivwaffen, darunter auch Landminen, die seit 1999 durch den Ottawa-Vertrag verboten sind. Die Gewalt durch Explosivwaffen hat verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Bei Explosivwaffeneinsätzen in Wohngebieten sind 95 Prozent der Opfer Zivilist/-innen. Handicap International fordert außerdem alle beteiligten Parteien auf, die unangemessenen bürokratischen Auflagen zu beseitigen und der betroffenen Bevölkerung Zugang zu humanitärer Unterstützung zu ermöglichen. 80 Prozent der Bevölkerung brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben.
Thomas Hugonnier, HI-Einsatzleiter im Nahen Osten, warnt vor den verheerenden Auswirkungen: "Die bewaffnete Gewalt hat die Wirtschaftskreisläufe des Landes zerstört und den Jemen zum größten humanitären Notfall der Welt gemacht: 80 Prozent der Bevölkerung benötigen humanitäre Hilfe. Nichtregierungsorganisationen kämpfen mit erheblichen Sicherheits- und Verwaltungsauflagen, die ihren Handlungsspielraum stark einschränken. Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass die betroffene Bevölkerung sicheren und zeitnahen Zugang zur grundlegenden Versorgung erhält."
Notfall-Rehabilitation für Kriegsverletzte
Seit 2015 haben die Teams von Handicap International im Jemen 25.000 Menschen behandelt, viele von ihnen sind Kriegsverletzte. Über 3.000 von ihnen sind Opfer von Explosivwaffen (Bombenangriffe, explosive Kriegsreste, improvisierte Sprengsätze usw.). HI hat dazu beigetragen, eine Notfall-Rehabilitation für Kriegsverletzte einzurichten, um den speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Opfer von Bombenangriffen erleiden komplexe Verletzungen (offene Wunden, Brüche, Verbrennungen, Verlust von Muskelmasse, geschädigtes Nervensystem usw.), die zu schweren Behinderungen führen können.
Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland, ist erschüttert über die Anzahl der Menschen, die durch Bomben, Landminen oder explosive Kriegsreste verletzt wurden. "Viele von ihnen benötigen dringend orthopädische und physiotherapeutische Rehamaßnahmen. Viele Verwundete werden langfristig medizinische, finanzielle und soziale Unterstützung benötigen, oft für den Rest ihres Lebens. Dieser Konflikt hinterlässt eine ganze Generation von Menschen mit Verletzungen und Behinderungen. Die Unterstützung durch Hilfsorganisationen wird viele Jahre lang erforderlich sein."
Nicht explodierte Kriegsreste werden die Zivilbevölkerung noch Jahrzehnte bedrohen
Die Verseuchung mit explosiven Kriegsresten im Jemen wird als extrem hoch eingeschätzt. Selbst wenn der Konflikt heute enden sollte, ist zu erwarten, dass Unfälle in Verbindung mit explosiven Kriegsresten noch Jahrzehnte andauern, die Zivilbevölkerung weiterhin beeinträchtigen und die Rückkehr der Geflüchteten in ihre Heimat verhindern. Das ist ein schreckliches Erbe.
Handicap International hilft Zehntausenden
Seit Beginn der Arbeit im Jahr 2015 hat HI mehr als 27.000 Krücken, Gehhilfen, Rollstühle usw. verteilt. Fast 23.000 Menschen haben psychologische Unterstützung erhalten. Darüber hinaus hat die Organisation 300 Menschen mit Prothesen und Orthesen versorgt. Über 700 jemenitische Mitarbeiter/-innen des Gesundheitssektors in Sana'a und anderen Regionen haben Schulungen über die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Traumatisierungen erhalten.
Millionen von Menschenleben gefährdet
In fünf Jahren Krieg ist der Jemen durch den Einsatz von Explosivwaffen verwüstet worden. Die Organisation Action on Armed Violence (AOAV) berichtet, dass zwischen 2015 und 2018 fast 16.300 Menschen durch Explosivwaffen getötet oder verletzt wurden. Etwa 80 Prozent von ihnen waren Zivilist/-innen. Wenn im Jemen Explosivwaffen in Wohngebieten eingesetzt wurden, waren den Untersuchungen von AOAV zufolge sogar 95 Prozent der Opfer Zivilist/-innen. Es gibt Berichte über den weit verbreiteten Einsatz von Landminen in mehreren Regionen des Landes. Landminen und verschiedene explosive Kriegsreste sind heute in 19 von 22 Regionen im gesamten Jemen präsent und gefährden Millionen von Menschenleben (OCHA, 2019).
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