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440 Millionen Streumunitionen bedrohen 400 Millionen Menschen
Neuer Bericht bestärkt die Forderung nach einem Verbot von Streumunition

München (ots)

25 Länder der Welt sind nach Streubombenangriffen
von Blindgängern verseucht, 98% der Opfer dieser Waffen stammen aus 
der Zivilbevölkerung. Sie werden getötet und verletzt, wenn sie nach 
einem Krieg heimkehren oder während sie ihren alltäglichen Arbeiten 
nachgehen. Diese schockierende Erkenntnis einer vorläufigen 
weltweiten Studie vom letzten November wird von dem heute vorgelegten
endgültigen Bericht Circle of Impact bestätigt. Der Bericht erscheint
in der Vorwoche der nächsten internationalen Streubombenkonferenz in 
Lima, der zweiten Konferenz im so genannten "Oslo-Prozess": Vom 23. 
bis 25. Mai werden in der peruanischen Hauptstadt mehr als 100 
Staaten über einen geplanten internationalen Vertrag diskutieren, der
bis 2008 ein Verbot von Streumunition regeln soll.
Auch die deutsche Regierung ist in Lima vertreten, und Handicap 
International wird als einzige deutsche Nicht-Regierungs-Organisation
die Debatten vor Ort kritisch verfolgen. "Die deutsche Diplomatie hat
im Vorfeld der Konferenz ein Positionspapier vorgelegt, das zwar 
einen langfristigen Ausstieg aus der Verwendung von Streumunition 
vorsieht, aber mit vagen und viel zu langen Fristen," bemängelt 
François De Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap International, 
der an der Konferenz in Lima teilnehmen wird. "Außerdem sieht dieses 
Papier vor, dass bestimmte Streumunitionen vom Verbot ausgenommen 
werden, da sie im Gegensatz zu anderen weniger Blindgänger 
hinterlassen. Bis heute hat uns aber niemand glaubhaft darlegen 
können, dass dies technisch möglich und nachweisbar ist. Diese 
Position der deutschen Regierung wird dem humanitären Problem, das 
unser neuer Bericht offen legt, leider noch nicht gerecht."
Nach Angaben des neuen Berichts sind weltweit 400 Millionen 
Menschen davon betroffen, dass ihr Zuhause und ihr Lebensumfeld nach 
einem Angriff mit Streumunition de facto zu Minenfeldern geworden 
sind. 13.306 Opfer von Streumunition sind bestätigt, aber die 
Experten schätzen die wirkliche Zahl auf über 100.000 - denn 96% der 
Unfälle ereignen sich in Ländern mit mangelnder Datenerhebung.
Streumunition trifft die Zivilbevölkerung, wenn sie am 
verwundbarsten ist, nämlich häufig bei der Heimkehr nach einem Krieg.
Die Rückkehrenden wissen noch nichts über die Gefahr, die sie 
erwartet. Die Unfälle passieren, wenn die Menschen ihre Häuser und 
Gärten betreten und besonders häufig, wenn Kinder nach den 
schrecklichen Kriegszeiten endlich wieder spielen möchten. Im Kosovo 
ereigneten sich 53% der Unfälle mit Streumunition in den zwei Monaten
nach dem Kriegsende 1999 - die meisten Opfer waren Jungen zwischen 
fünf und 15 Jahren.
Mehr als 60% der Unfälle reißen die betroffenen Menschen mitten 
aus ihren Alltagsgeschäften. Oft treibt sie die wirtschaftliche Not 
dazu, auf ihren von Blindgängern verseuchten Feldern zu arbeiten. 76%
der Opfer sind besitzlose Männer und Jungen ohne Ausbildung. Im 
Süd-Libanon sind fast 90% der landwirtschaftlichen Flächen mit nicht 
explodierter Munition verseucht. Mit einem Unfall beginnt für die 
betroffenen Menschen meist ein Teufelskreis von Auswirkungen: Durch 
die medizinischen Folgekosten verarmen die sowieso schon geschwächten
Familien. Für die behinderten und traumatisierten Überlebenden 
verringern sich die Bildungschancen und die Möglichkeiten zu 
arbeiten. Dadurch steigt erneut das Armutsrisiko.
Von wem die Opfer Unterstützung oder gar Entschädigung erhalten, 
ist bisher praktisch nicht geregelt. Bei der Konferenz in Lima und 
bei den folgenden Verhandlungen werden sich die Diskussionen wieder 
auf Definitionen und technische Bestimmungen konzentrieren. Aber alle
Beteiligten sollten in Erinnerung behalten, was ein hoher 
norwegischer Diplomat zu Beginn des Oslo-Prozesses gesagt hat:  "Wir 
haben diesen Prozess begonnen wegen der zerstörerischen Auswirkungen 
dieser Waffen auf menschliches Leben. Wir arbeiten hier für die 
Menschen - sie müssen im Mittelpunkt des zukünftigen Vertrags 
stehen."
Den vollständigen Bericht "Circle of Impact: The Fatal Footprint 
of Cluster Munitions on People and Communities" finden Sie auf 
unserer Website: 
http://www.handicap-international.de/landminen/sb_circle.html
Eine deutsche Kurzfassung liegt ab Freitag, 18.5., vor.
Für mehr Information und Interviews mit François De Keersmaeker in 
Lima:
Dr. Eva Maria Fischer, Pressereferentin, 089-54 76 06-13, 
www.handicap-international.de

Original-Content von: Handicap International e.V., übermittelt durch news aktuell

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