100 Jahre Schulzentrum Marienhöhe, ein Jahrhundert "Schule fürs Leben"
Darmstadt (ots)
Das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt feiert 2024/25 sein 100-jähriges Bestehen. Von der Gründung 1924/25 bis zur modernen Bildungseinrichtung von heute hat das Schulzentrum in freier Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Das Jubiläum bietet die Gelegenheit, auf eine bewegte Geschichte zurückzublicken und die zukunftsweisenden Entwicklungen der Schule zu beleuchten.
Die Geschichte der Marienhöhe beginnt schon im Jahr 1911, als der letzte Großherzog Darmstadt-Hessens der Tanzpädagogin Elisabeth Duncan das Gelände westlich unterhalb der Marienhöhe zur Verfügung stellt. Er lässt als Förderer ein großzügiges Jugendstilgebäude mit Parkanlagen bauen, das als Internat, Schule und natürlicher Raum für Ausdruckstanz dienen soll. Die Pädagogik Duncans war von der deutschen Lebensreformbewegung wie auch von der in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits profilierten amerikanischen Reformpädagogik geprägt, die auch die Pädagogik der Siebenten-Tags-Adventisten beeinflusste: Körper, Seele und Geist der Schülerinnen sollten sich gleichermaßen entwickeln. Der Erste Weltkrieg zwang Elisabeth Duncan, ihre Schule zu schließen.
1924 erwarb der Deutsche Verein für Gesundheitspflege im Auftrag der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten - bis heute der Schulträger der Marienhöhe - das Gelände. Am "Seminar Marienhöhe" wurden angehende Pastoren und Missionare ausgebildet. Aber auch andere Schulzweige wurden in den Folgejahren eröffnet: Handelsschule, Haushaltungsschule sowie Krankenpflege-Vorschule und bald auch ein Lehrgang für allgemeine höhere Ausbildung sowie Deutschkurse für Ausländer.
Trotz der Schließung durch die Geheime Staatspolizei 1933 und der Beschlagnahmung durch die Wehrmacht 1941, konnte die Schule 1948 wiedereröffnet werden. In den 1950er Jahren wuchs die Schülerzahl stetig, und die Marienhöhe etablierte sich als Aufbaugymnasium.
Jahrzehnte des Wachstums und des Wandels
In den 1960er Jahren wurden naturwissenschaftliche und neusprachliche Zweige eingeführt, ebenso Deutschkurse für ausländische Schüler wiederbelebt. Die 1967 neu gebaute Sporthalle diente fortan auch als Versammlungsraum für Schule und Kirchengemeinde.
Die 1970er Jahre brachten eine Umstrukturierung der Oberstufe und den Bau neuer Gebäude. Die Einführung der Fünf-Tage-Schulwoche und die Möglichkeit für Berufstätige, am Kolleg das Abitur nachzuholen, machten die Marienhöhe zu einer Vorreiterschule in ganz Hessen. Die Schülerzahl wuchs in den 70ern erheblich: von 280 zu Beginn auf 520 am Ende des Jahrzehnts. Vor allem aber war die Marienhöhe der 70er geprägt von vielfältigen, oft von den Internatsschülern initiierten Aktivitäten auf dem Campus, um ihn nicht nur als Schul-, sondern auch als Lebensraum attraktiv zu machen.
Die 1980er Jahre sahen die Einführung der fünften Klasse und die Gründung der "Lernbörse", die das Konzept des lebenslangen Lernens förderte. Vor 40 Jahren, im Jahr 1984, wurde das Gemeindezentrum Marienhöhe für Gottesdienste und auch weitere, der interessierten Stadtbevölkerung offenstehende Veranstaltungen eingeweiht, so dass größere Versammlungen nicht weiter in der Schulsporthalle stattfinden mussten.
Die deutsche Wiedervereinigung hatte für die Marienhöhe eine einschneidende Folge, denn das traditionsreiche Theologische Seminar wurde schrittweise zur Theologischen Hochschule in Friedensau (Nähe Magdeburg in Sachsen-Anhalt) hin verlagert. Die Marienhöhe verlor damit die "erwachsenen" Schüler, die über viele Jahrzehnte hinweg und in vielfältiger Weise die Schulkultur mitgeprägt hatten. Umgekehrt aber wurde ab 1993 mit der Einführung der Realschule ein anderer und bis heute bestehender Schulzweig der Marienhöhe neu dazugewonnen.
Modernisierung und zukunftsweisende pädagogische Programme
Seit den 2000er Jahren hat die Marienhöhe zahlreiche Modernisierungen umgesetzt: Gebäude wurden gedämmt, alte Fenster durch Energiesparfenster ersetzt, eine Photovoltaikanlage zur Energieeinsparung installiert, welche derzeit rund 60 Prozent des auf dem Campus benötigten Strombedarfs deckt. Die Unterrichtsräume wurden schallisoliert und flächendeckend mit interaktiven, digitalen Smartboards ausgestattet. Glasfaserleitungen sorgen für schnelles Internet in den Klassenräumen, die Schulbibliothek wurde zur modernen Schulmediothek weiterentwickelt mit heute 12.000 Büchern und 16.000 weiteren Medien.
Ein weiterer Meilenstein am Schulzentrum Marienhöhe war die Eröffnung der Grundschule im Jahr 2010, welche das Bildungsspektrum nochmals deutlich erweiterte und die Marienhöhe auch jüngeren Jahrgängen zugänglich machte. Die Zertifizierung als "Gesundheitsfördernde Schule" mit den Schwerpunkten Ernährung, Bewegung, Sucht- und Gewaltprävention sowie Umwelterziehung bzw. ökologische Bildung bedeutete für die Marienhöhe einen weiteren Schub in der Schulentwicklung als eine "lernende Organisation". Beispielhaft dafür ist auch die 2010 von Schülern und Lehrern gegründete "Energieagentur Marienhöhe" (EMH), welche seither Energiesparprojekte für das Schulzentrum Marienhöhe plant und realisiert und in Wettbewerben auf Bundesebene schon einige hoch dotierte Preise gewonnen hat.
Zu den jüngsten Entwicklungen auf dem Schulzentrum gehört die Anerkennung als Ausbildungsschule für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und die Implementierung des Lebenskompetenzprogramms von "Lions-Quest", bei welchem in die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnern und Schüler investiert wird.
In den herausfordernden Corona-Jahren wurden früh flächendeckend Luftfilter für alle Klassenräume angeschafft. Auch heute noch helfen sie, die Zahl von Krankheitsfällen in den klassischen Grippesaisons deutlich zu reduzieren. Ebenfalls im Kontext der Corona-Pandemie entstand 2020 ein durch großzügige Fördermittel ermöglichter Grundschulspielplatz mit zahlreichen Geräten auf dem Freigelände, mit Bolz- und Basketballplatz sowie einem liebevoll angelegten Biogarten.
Seit 2023 ist die Marienhöhe für das von der EU kofinanzierte Programm "Erasmus+Schule" akkreditiert, wodurch Austauschprogramme für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrerinnen und Lehrer mit Partnerschulen in Europa organisiert und gefördert werden. Im gleichen Jahr wurde das Schulzentrum Marienhöhe zur "Bikeschool" ernannt, wodurch zahlreihe Angebote rund um das Fahrrad - beispielsweise eine von Lehrkräften und Schülern unterhaltene Fahrradwerkstatt - in den Schulalltag integriert werden.
Ganz aktuell wurden zum Schuljahr 2024/25 Jungen- und Mädcheninternat in einem gemeinsamen Gebäude zusammengeführt. Den Internatsschülerinnen und -schülern wird hier ein modernes und gemütliches Zuhause auch über den Schulalltag hinaus geboten. Mit der neu eingeführten Option des 5-Tage-Internats, wo Jugendliche ab 14 Jahren von Montag bis Freitag im Internat leben und lernen und das Wochenende zu Hause verbringen, ermöglicht das Schulzentrum Marienhöhe seit jüngstem noch mehr Flexibilität.
Ein Blick in die Zukunft
Mit einem breiten Bildungsangebot, das heute Grundschule, Realschule, Gymnasium, Internat und Kolleg umfasst, bereitet das Schulzentrum auch 100 Jahre nach seiner Gründung junge Menschen auf ihre Zukunft und einen guten Start in Berufsausbildung oder Studium vor.
Heute zählt die Marienhöhe rund 800 Schülerinnen und Schülern aus dem Raum Darmstadt und den umliegenden Landkreisen. Im angegliederten Internat auf dem Schulcampus wohnen über 30 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis ca. 21 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet, ganz Deutschland sowie dem europäischen und außereuropäischen Ausland. Insgesamt 84 Lehrkräfte, zudem Sozialpädagogen, Schulpsychologen und Schulpastoren tragen dazu bei, die Marienhöhe zu einem Ort des Lernens, vor allem aber zu einer Schule fürs Leben zu machen.
Das Schulzentrum Marienhöhe bleibt somit seinem von Anfang an gelebten, ganzheitlichen Ansatz treu. Ermutigende Schulgottesdienste tragen zum gelingenden und wertschätzenden Miteinander der Schulgemeinschaft bei und unterstreichen die christliche Wertebasis des Schulprofils. Als "Schule fürs Leben" soll auf der Marienhöhe auch in Zukunft Wertschätzung erfahren, Lernfreude erlebt, Kooperation praktiziert, Eigenverantwortung entwickelt, Ganzheitlichkeit gelebt und Nachhaltigkeit eingeübt werden.
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