PwC-Studie: Managed Accounting & Reporting Services 2024
Die Qualität der Finanzberichterstattung ist wegen des Fachkräftemangels gefährdet
PwC-Studie „Managed Accounting & Reporting Services 2024“: 76 Prozent der befragten Unternehmen konstatieren Fachkräftemangel / 83 Prozent rechnen mit weiterer Verschärfung / Verstärkter Technologieeinsatz und die Auslagerung von Prozessen per Managed Services sind Antworten auf knappe Ressourcen
Düsseldorf, 28. November 2024 Die Finanzabteilungen von Unternehmen erhalten zunehmend eine strategisch relevante Funktion. Zuvor haben sie ganz überwiegend Backofficeaufgaben übernommen. Doch um ihre neue Rolle wirkungsvoll auszufüllen, mangelt es ihnen häufig an (hoch-)qualifiziertem Personal. Um den Mangel zu kompensieren, setzen die Unternehmen verstärkt Technologien ein, beauftragen externe Dienstleister und erwägen zunehmend, mittels Managed Services komplette Prozesse auszulagern. Dies sind einige der Kernergebnisse der aktuellen Studie Managed Accounting & Reporting Services 2024. Für die Untersuchung hat PwC Deutschland 200 Unternehmen aus der Industrie, dem Handel und dem Dienstleistungssektor befragt. Die meisten von ihnen erwirtschaften einen Jahresnettoumsatz ab 100 Millionen bis hin zu einer Milliarde Euro und mehr.
Rund drei Viertel Befragte beklagen Mangel an geeignetem Personal
Bereits heute konstatieren 76 Prozent der Befragten einen „sehr starken“ oder „eher starken“ Fachkräftemangel. Und die Tendenz ist steigend: 87 Prozent rechnen für die kommenden fünf Jahre mit einer Verschärfung, vor allem aufgrund nicht geeigneter Bewerber:innen (61 %) und anstehender Pensionierungen (57 %). In der Folge sehen fast drei von vier Führungskräften (72 %) die Qualität der Finanzberichterstattung mittelfristig „etwas“ oder „sehr“ gefährdet.
Um dem entgegenzuwirken, greifen heute schon nahezu alle (95 %) Unternehmen auf externe Dienstleister zurück, insbesondere in der Finanzbuchhaltung (54 %), der Steuerbuchhaltung (53 %) sowie in der Abschlussstellung und Konsolidierung (45 %): 32 Prozent tun das regelmäßig und systematisch, 41 Prozent gelegentlich und 22 Prozent selten. Lediglich fünf Prozent verzichten gänzlich auf externe Unterstützung.
Fachexpertise ist wichtigstes Auswahlkriterium externer Anbieter
Bemerkenswert: Von den Unternehmen, die keine externen Kräfte einsetzen, sagen 80 Prozent, dass sie ihren Bedarf (vorerst) mit ihren bestehenden Ressourcen decken können. Aber: Bereits 20 Prozent nennen die mangelnde Personalverfügbarkeit als Hürde. Dietmar Prümm, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Assurance bei PwC Deutschland, sagt: „Dieses Ergebnis unterstreicht, dass Fachexpertise im Bereich Accounting und Reporting am Markt bereits heute nur noch eingeschränkt verfügbar ist. Die Lage wird sich künftig noch verschärfen – denken wir nur an die zunehmenden regulatorischen Anforderungen insbesondere bei der nichtfinanziellen Berichterstattung.“ Und er ergänzt: „Wichtig ist es hier, sich frühzeitig auf den wachsenden Bedarf einzustellen – dazu gehört auch, die unternehmensinternen Prozesse so zu organisieren, dass sich Externe nahtlos in sie einfügen lassen.“
Bei der Auswahl legen die Befragten vor allem auf Fachexpertise Wert: Für 52 Prozent ist dieses Kriterium entscheidend, das Preis-Leistungs-Verhältnis nannten lediglich 38 Prozent. Dies unterstreicht die zunehmende Knappheit vor allem in den Fachbereichen, die von gut bis sehr gut ausgebildeten Mitarbeiter:innen übernommen werden, weniger von der Knappheit im transaktionalen Bereich. Die Mehrheit der Befragten – 57 Prozent – gibt jährlich zwischen 100.000 und 250.000 Euro für externe Kräfte aus; bei 25 Prozent belaufen sich diese Kosten auf mehr als 250.000 Euro, und 18 Prozent investieren weniger als 100.000 Euro pro Jahr.
Firmen schöpfen Potenzial moderner Technologien nicht aus
Weitere Studienergebnisse lauten: 94 Prozent der befragten Unternehmen setzen in der Finanzfunktion digitale Technologien ein. Ihren Reifegrad bei der Technologisierung schätzen 87 Prozent der Befragten eher hoch (63 %) oder sehr hoch (24 %) ein. Mirsad Grizovic, Partner bei PwC Deutschland, sagt: „Insgesamt scheint uns die Selbstwahrnehmung der Unternehmen bezüglich ihres Technologieeinsatzes etwas zu optimistisch zu sein. Unserer Erfahrung nach bleiben in der Praxis viele Unternehmen weit hinter ihren Möglichkeiten zurück und verpassen Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt.“
Große Hoffnungen setzen die Befragten in KI-Anwendungen: Insgesamt 86 Prozent glauben, dass KI den Fachkräftemangel teilweise (63 %) oder maßgeblich (23 %) auffangen kann. „Diese Hoffnung ist vor allem wegen des sich verschärfenden Fachkräftemangels verständlich“ kommentiert Mirsad Grizovic. „Allerdings ist KI derzeit noch nicht in der Lage, komplexe Tätigkeiten im Finanz- und Rechnungswesen voll und ganz zu übernehmen.“ Es brauche daher nach wie vor menschliche Expertise, insbesondere wenn es darum geht, komplexe bilanzielle Sachverhalte zu interpretieren und gemäß den Standards zu bewerten.
Von Expert:innen erbrachte Managed Services können den Fachkräftemangel abfedern und die Reportingqualität sichern
Für Managed Services übernimmt ein Dienstleister, der Managed Service Provider, wiederholt bestimmte Prozesse für den jeweiligen Auftraggeber und kann damit skalieren. Eine Auslagerung bestimmter Tätigkeiten und Prozesse auf diese Weise können sich 89 Prozent der Befragten prinzipiell vorstellen. Dietmar Prümm sagt: „Mit Managed Services gelingt es Unternehmen, mit der enormen Dynamik der regulatorischen Veränderungen sowie der steigenden Komplexität der finanziellen und nichtfinanziellen Berichterstattung Schritt zu halten, Ressourcen flexibel einzusetzen und so die Qualität und das Vertrauen in ihre Berichterstattung zu sichern oder gar zu verbessern – und dies auf sehr kosteneffiziente Weise.“
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