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PwC Deutschland: Zufriedenheit mit deutschem Gesundheitssystem auf Tiefstand

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Nur noch 50 Prozent zählen das deutsche Gesundheitswesen zu den Top 3 weltweit / Zweifel an Reformfähigkeit: Knapp 60 Prozent sehen der Krankenhausreform skeptisch entgegen / 42 Prozent kritisieren, dass Ärzt:innen sich zu wenig Zeit nehmen / Bürger:innen wünschen sich, dass der Pharmastandort Deutschland gestärkt wird

Düsseldorf, 09. April 2025. Die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Gesundheitssystem hat einen neuen Tiefstand erreicht: Nur noch 50 Prozent zählen es zu den drei besten Systemen der Welt. Das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2014. Besonders ausgeprägt ist die Skepsis in der Altersgruppe von Menschen über 55 Jahren, die am meisten Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen haben. Unter ihnen stimmen lediglich noch 40 Prozent der Aussage zu, dass das deutsche Gesundheitssystem zu den Top 3 weltweit gehört. Die größten Herausforderungen sehen die Menschen im Fachkräftemangel (65 Prozent), in Fragen der Finanzierbarkeit (56 Prozent) und Versorgungsdefiziten im ländlichen Raum (49 Prozent). Das sind zentrale Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2025“, einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland unter 1.000 Bürger:innen.

Auch die geplanten Reformen können daran nichts ändern, im Gegenteil: Viele der Befragten sehen den Reformplänen des Bundesgesundheitsministeriums ausgesprochen skeptisch entgegen; sie fürchten längere Wege, eine schlechtere Versorgung und mehr Wartezeiten. „Die Patientenversorgung verbessern und gleichzeitig Gesundheitskosten senken – das ist das Ziel der aktuellen Reformbemühungen. Doch die Menschen glauben nicht mehr daran, dass so die aktuellen Probleme unseres Gesundheitswesens im Kern gelöst werden können“, sagt Michael Ey, Co-Leiter Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland.

Krankenhäuser: Sorgen bei Reform überwiegen

Das betrifft insbesondere die Krankenhausreform, das Herzstück der Reformpläne: 59 Prozent der Studienteilnehmer:innen sind sehr oder eher skeptisch, dass durch sie eine flächendeckende, qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung gewährleistet werden kann. Die Krankenhausreform sieht unter anderem vor, dass eine Vorhaltefinanzierung das bisherige Vergütungssystem der Fallpauschalen ablöst. Damit einher wird auch eine Konzentration von Krankenhäusern zugunsten einer stärkeren medizinischen Spezialisierung gehen. Genau diese Auswirkungen fürchten viele Bürger:innen. So machen sich 63 Prozent Gedanken um längere Anfahrtswege und Wartezeiten, 58 Prozent erwarten die Schließung kleiner Krankenhäuser, und 52 Prozent rechnen mit höheren Eigenbeteiligungen oder zusätzlichen Kosten. Gleichzeitig wären die Studienteilnehmer:innen aber bereit, für einen geplanten komplizierten oder aufwändigen Eingriff längere Wege in Kauf zu nehmen, wie 81 Prozent bestätigen.

„Die Zahlen spiegeln, dass die Menschen offenbar das Vertrauen in die Reformkraft der deutschen Krankenhauslandschaft verloren haben“, sagt Michael Ey. „Offenbar schätzen die Bürger:innen richtig ein, dass es sich bei der Reform nur um ein einzelnes Puzzlestück handelt, der Blick auf das große Ganze aber fehlt und die anderen Akteure des Gesundheitswesens nicht angemessen eingebunden sind.“ Die aktuelle Versorgung im Krankenhaus bewerten die Studienteilnehmer mit 51 Prozent aber recht positiv – gegenüber dem Vorjahr ist der Wert nur um einen Prozentpunkt gesunken. Zudem sind Frauen spürbar kritischer als Männer (46 versus 57 Prozent Zustimmung).

Ärztliche Versorgung: Die Kritik an der Zeitnot wächst

Kontinuierlich gesunken ist hingegen die Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung. Nur noch 32 Prozent sagen, dass sie mit den Behandlungen einverstanden sind, während es im Jahr 2021 noch 43 Prozent waren. Größter Kritikpunkt ist der Faktor Zeit: 42 Prozent bemängeln, dass Mediziner:innen sich zu wenig Zeit nehmen. In diesem Punkt zeichnet sich ein deutlicher Unterschied zwischen gesetzlich und privat Versicherten ab (44 versus 21 Prozent). Ein weiterer Kritikpunkt sind die Öffnungszeiten von Praxen, die insbesondere Berufstätige bemängeln. „Umso überraschender ist, dass die deutsche Gesundheitswirtschaft beim Ausbau der Telemedizin weiterhin nur schleppend vorankommt, die Versicherte unabhängiger von Wegen und Öffnungszeiten machen würde“, kommentiert Michael Ey. „Digital Health könnte auch die Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten stärken, die nach wie vor eine Herausforderung für unser Gesundheitswesen ist.“ In der Wahrnehmung der Bürger:innen spielt der Ausbau von digitalen Anwendungen mit 13 Prozent aber nur eine untergeordnete Rolle.

Krankenkassen: Zufriedenheit auf hohem Niveau

Kontinuierlich hohe Zufriedenheitswerte bringen die Deutschen hingegen ihren Krankenkassen entgegen. Mit 85 Prozent Zustimmung ist der Wert gegenüber dem Vorjahr nur leicht um zwei Prozentpunkte gesunken. Entsprechend bestätigen 86 Prozent, dass ihnen alle Leistungen gewährt werden, die für eine gute medizinische Versorgung notwendig sind. Die Zufriedenheit mit dem Leistungsangebot unterscheidet sich zwischen privat und gesetzlich Versicherten nur leicht (93 versus 86 Prozent). „Das Vertrauen in die Arbeit der Krankenkassen ist bemerkenswert hoch“, bestätigt Thorsten Weber, Leiter Beratung GKV bei PwC Deutschland.

Pharmaindustrie: Der Standort Deutschland soll gestärkt werden

Die Bedeutung und auch die Erwartungen an die deutsche Pharmabranche zeigen sich vor allem im Hinblick auf die heimische Produktion, Innovationen und ihre Unabhängigkeit: 60 Prozent wünschen sich, dass die Unternehmen innovative Produkte entwickeln, die neue Heilungschancen bieten. Dabei ist es den Befragten wichtig, dass Deutschland unabhängiger von globalen Lieferketten wird: 66 Prozent möchten, dass Medikamente innerhalb Europas produziert werden. Entsprechend soll auch der Forschungsstandort Deutschland ausgebaut werden, 85 Prozent der Befragten befürworten höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung. „Angesichts der aktuellen geopolitischen Herausforderungen steht die Pharmabranche einmal mehr vor der dringenden Aufgabe, ihre Finanzierung sowie strategische Abhängigkeiten innerhalb der Lieferketten neu zu bewerten. Um auch in Zukunft innovativ und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen realisiert sowie Lieferketten widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet werden. Dabei können Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eine Schlüsselrolle einnehmen“, prognostiziert Roland Werner, Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma.

Über PwC

PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 370.000 Mitarbeitende in 149 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.

Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.

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