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Holzhäuser helfen uns in der CO2-Frage
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PRESSEMITTEILUNG
"Holzhäuser helfen uns in der CO2-Frage"
Interview mit Prof. Hermann Kaufmann über Holz als Baumaterial der Zukunft
Bauen mit Holz war lange in Vergessenheit geraten, heute liegt es wieder im Trend. Überall auf der Welt planen Architekturbüros derzeit Häuser, auch Hochhäuser, aus Holz. Herrmann Kaufmann ist Professor für Entwerfen und Holzbau an der Technischen Universität München (TUM). Im Interview erklärt er, warum Holzhäuser besonders klimafreundlich sind und wie man damit bezahlbaren Wohnraum schaffen kann.
Professor Kaufmann, woher kommt der Trend zum Bauen mit Holz?
Hermann Kaufmann: Angesichts des Klimawandels gewinnen nachwachsende Rohstoffe an Bedeutung und da ist Holz definitiv ein Hoffnungsträger. Denn Holzhäuser helfen uns in der CO2-Frage: Bäume entnehmen CO2 aus der Atmosphäre und binden dieses in Form von Kohlenstoff im Holz. Verbauen wir das Holz, schaffen wir Platz für neues Waldwachstum. Man muss sich vorstellen, dass wir uns mit Holzhäusern in gewisser Weise einen zweiten Wald, einen zusätzlichen Kohlenstoffspeicher, in unsere Dörfer und Städte stellen. Darüber hinaus ersetzt Holz aber auch Baustoffe, die mit fossiler Energie erzeugt werden. Und wenn ein Holzhaus schließlich am Ende seines Lebens angekommen ist, kann das Material entweder weiterverwertet werden oder zur CO2-neutralen Energieerzeugung beitragen.
Sie haben sich dem Holz bereits verschrieben, bevor nachhaltiges Bauen ein großes Thema in der Öffentlichkeit war. Was fasziniert Sie an diesem Material?
Holz ist ein natürliches und damit sinnliches Material. Es riecht gut, hat eine angenehme Haptik und ist dem Menschen schon von alters her vertraut. Holz gilt als Inbegriff von Gemütlichkeit und Wohlbefinden. Als Sohn einer Zimmererfamilie im Bregenzer Wald hatte ich schon immer einen besonderen Bezug zum Holz. In der Moderne verwendete man aber hauptsächlich Stahl, Beton und Glas, der Holzbau war in Vergessenheit geraten. Im Architekturstudium wurde mir dann klar: Ich will mithelfen, den Holzbau wiederzubeleben - und zwar durch gute Architektur.
Was heißt "gute Architektur" im Holzbau?
Die Verwendung eines nachwachsenden Rohstoffs entbindet Architektinnen und Architekten nicht einer engagierten Gestaltung - und die steht für mich im Vordergrund. Jeder Baustoff bestimmt durch seine eigenen konstruktiven Gesetzmäßigkeiten den Entwurf und gute Holzarchitektur folgt den gestalterischen Regeln, die das Material vorgibt. Rückblickend kann ich sagen, dass vor allem architektonisch interessante Projekte dem Holzbau Aufmerksamkeit verschafft haben. Zum Beispiel das Gemeindezentrum, das ich vor circa 20 Jahren in Ludesch gebaut habe. Es besteht aus schadstoffarmen Materialien, hat einen sehr geringen Energiebedarf - und ist eben auch architektonisch sehr gelungen. Das Gebäude wurde viel besucht und hat einige dazu animiert, auch mit Holz zu bauen.
Unterscheidet sich ein modernes Holzhaus von einem traditionellen im Bregenzer Wald?
Ja und nein. Um Häuser im alpinen Raum beheizbar zu machen, wurden sie früher aus aufeinander geschichteten Balken konstruiert, also "gestrickt" wie man bei uns sagt. An moderne Holzhäuser werden höhere energetische Ansprüche gestellt. Man verwendet deshalb oft dicke Wärmedämmungen. Diese besteht aus vielen Schichten, die eine große Sorgfalt beim Bau erfordern und zudem eine Herausforderung für die umweltfreundliche Entsorgung, Weiterverwertung und Rückbaubarkeit darstellen. Aus diesen Gründen beobachte ich aktuell eine Rückbesinnung auf die alten Bauprinzipien. Wieder einfacher zu werden, ist die Devise.
Auch wenn es immer mehr Holzhäuser gibt, in der Breite ist das Bauen mit Holz noch nicht angekommen. Sind Holzhäuser ein Luxus für die, die es sich leisten können?
Man ist heute durchaus in der Lage, auch im sozialen Wohnungsbau mit Holz zu bauen. Durch Standardisierungen vereinfacht sich der Bauprozess zunehmend. Fertigt man Bauteile vor, das heißt, verlagert man den Bauprozess größtenteils in die Werkhalle, lässt es sich schneller bauen - und man erreicht eine sehr hohe Qualität. Außerdem benötigt man nur ein Drittel oder Viertel der Bauzeit im Vergleich zum herkömmlichen Bauen.
Trotzdem sind Gebäude aus Holz noch die Ausnahme ...
Im Moment ist der Holzbau leider noch mit vielen Vorurteilen behaftet. Eines davon ist, dass Holz brennt und deshalb ein Sicherheitsrisiko darstellt. Da muss ich sagen: Ja, Holz brennt, aber die Wahl des Baumaterials hat keinen Einfluss auf die Zahl der Brandtoten. Feuerwehrleute sehen in brennenden Holzgebäuden rechtzeitig, wann die Konstruktion versagen wird - das ist bei anderen Materialien teilweise nicht der Fall. Holz brennt also "sicher". Außerdem hört man oft, Holz sei nicht dauerhaft. Dabei gibt es im Alpenraum, wo es viel regnet und windet, 500 bis 600 Jahre alte Bauernhäuser aus Holz.
Denken Sie, dass der Holzbau sich durchsetzen wird?
Wir werden in Zukunft nicht an den nachwachsenden Rohstoffen vorbeikommen, wenn wir klimaneutral bauen wollen. Deshalb sollten wir Bauentscheidungen auf der Basis von seriösen Erkenntnissen zur Leistungsfähigkeit des Materials treffen.
Mehr Informationen:
- Die Professur für Entwerfen und Holzbau an der TU München ist in Europa bislang die einzige dieser Art. Mit ihrer Einrichtung legte die Universität einen Schwerpunkt auf die Erforschung und Weiterentwicklung des Holzbaus. https://www.holz.ar.tum.de/aktuell/
- Profil von Professor Herrmann Kaufmann: http://www.professoren.tum.de/kaufmann-hermann/
- Im Projekt TUM.wood arbeiten sieben Professorinnen und Professoren der TU München, darunter auch Prof. Kaufmann, zusammen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema Holz befassen. Sie wollen dazu beitragen, dass sich das Potenzial des Materials Holz besser nutzen lässt. https://www.holz.tum.de/
Hochauflösende Bilder zur redaktionellen Berichterstattung:
https://mediatum.ub.tum.de/1455868
Kontakt:
Prof. Hermann Kaufmann
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Professur für Entwerfen und Holzbau
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kaufmann@tum.de
Die Technische Universität München (TUM) ist mit rund 550 Professorinnen und Professoren, 41.000 Studierenden sowie 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit dem Campus TUM Asia in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands.