VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
CeBIT 2001:VDI Verein Deutscher Ingenieure zur CeBIT 2001: "Informatikerausbildung bedarfsgerecht steuern!"
VDI sieht hohen Informatikerbedarf für Standort Deutschland
Düsseldorf (ots)
Obwohl sich die Zahl der Studienanfänger in der Informatik seit 1995 fast verdreifacht hat, ist nach Einschätzung des VDI Verein Deutscher Ingenieure ein Überangebot studierter Informatiker für die nächsten Jahre nicht zu befürchten. Allerdings müssen die Qualifikationsanforderungen exakt definiert werden, um den Arbeitsmarkt hier mittel- und langfristig bedarfsgerecht versorgen zu können. Dies forderte VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hubertus Christ zum Auftakt der CeBIT 2001.
Softwarekompetenz sei bereits jetzt, aber vor allem in Zukunft ein kritischer Wettbewerbsfaktor für den Standort Deutschland. Studienanfängern empfiehlt der VDI-Präsident dabei eine verstärkte Hinwendung zu anwendungsorientierten Studiengängen. Denn zukünftig könnte der Bedarf an IT-Spezialisten in anwendungsorientierten Informatikbereichen etwa doppelt so hoch sein wie in der IT-Kernbranche.
Kurzfristig sieht der VDI-Präsident für den Arbeitsmarkt nur Lösungen, wenn alle Möglichkeiten konsequent genutzt werden. Dazu zählt die "Green Card"-Initiative für ausländische Experten - die allerdings über den IT-Bereich hinaus ausgedehnt werden sollte - ebenso wie die Umschulung stellensuchender Informatiker und Ingenieure, die Ausweitung von Weiterbildungsangeboten und die Vergabe von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen an ausländische Absolventen deutscher Hochschulen. Langfristig müsse technische Bildung einen höheren Stellenwert in den allgemein bildenden Schulen bekommen, und auch der Frauenanteil in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern müsse deutlich erhöht werden.
In Richtung Bildungspolitik fordert der VDI, die Hochschulkapazitäten für Informatik bedarfsgerecht zu erhöhen, allerdings ohne die vorhandenen Ingenieurstudiengänge abzubauen. Denn auch hier gebe es auch künftig einen ungebremsten Bedarf.
VDI Verein Deutscher Ingenieure zur CeBIT 2001: "Informatikerausbildung bedarfsgerecht steuern!"
Ungeachtet der aktuell deutlich gebremsten Euphorie in der "New Economy" ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland nach wie vor ein wachsender Bedarf an qualifizierten IT-Spezialisten zu verzeichnen. Um den Arbeitsmarkt hier mittel- und langfristig bedarfsgerecht versorgen zu können, müssen jedoch die Qualifikationsanforderungen exakt definiert werden, forderte jetzt der VDI Verein Deutscher Ingenieure zum Auftakt der CeBIT 2001. Denn Softwarekompetenz sei bereits jetzt, aber vor allem in Zukunft ein kritischer Wettbewerbsfaktor für den Standort Deutschland. Vor diesem Hintergrund stellte der VDI in Hannover zudem eine wegweisende Initiative seines Kompetenzfeldes Informationstechnik vor.
Anforderungen des Arbeitsmarktes stärker berücksichtigen
"Es stellt sich die Frage, wie viele Informatiker mit Hochschulabschluss und vor allem mit welchem Hochschulabschluss tatsächlich benötigt werden", formulierte VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hubertus Christ die Kernfrage. Denn die Studienanfängerzahlen in der Informatik hätten sich seit 1995 fast verdreifacht. Ein Überangebot studierter Informatiker ist nach Einschätzung des VDI gleichwohl für die nächsten Jahre nicht zu befürchten, auch wenn die Anzahl der Stellenangebote in Tageszeitungen hier nicht so stark gestiegen ist wie z.B. in den Bereichen Nachrichtentechnik und Maschinenbau. Denn insbesondere Informatikerstellen werden inzwischen überwiegend online über verschiedene Jobbörsen vermittelt, so dass die Aussagekraft von Statistiken über Stellenausschreibungen in Printmedien in diesem Zusammenhang stark relativiert werden muss.
Studienanfängern empfiehlt der VDI-Präsident eine verstärkte Hinwendung zu anwendungsorientierten Studiengängen. Denn zukünftig - so auch die Einschätzung des IT-Branchenverbandes BITKOM - könnten auf einen Arbeitsplatz in der IT-Kernbranche zwei in anwendungsorientierten Informatikbereichen kommen.
Aus Sicht des VDI ist der tatsächliche Bedarf gleichwohl noch nicht hinreichend definiert. VDI-Präsident Christ fordert daher Verbände und auch die Bundesregierung auf, den tatsächlichen Qualifikationsbedarf noch besser zu formulieren. Der VDI selbst unterstützt dies, indem er in einem Expertenausschuss die künftigen Profile der Softwareingenieure erarbeitet.
Informatik als treibende Kraft vieler Technikbereiche
Welche neuen Anforderungen für Informatiker und auch für Techniker sich aktuell ergeben, erläuterte in diesem Zusammenhang der Vorsitzende des VDI-Kompetenzfeldes Informationstechnik, Prof. Dr. Hartwig Steusloff vom Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung. Er hob hervor, dass die Informatik immer mehr mit Informationstechnik, Produktion und Anwendungen zusammenwächst. So sei das "Produkt als Materie gewordene Information" heute nicht nur oftmals das Ergebnis von CAD (Computer Aided Design)-Anwendungen, sondern habe in vielen Fällen bereits als digitale Nachbildung in der "Virtual Reality" Tests absolviert. Dies erspare eine Vielzahl von Versuchsmodellen und beschleunige die Entwicklung. In der zunehmend automatisierten Produktion, aber auch in der Logistikkette von der Bestellung bis zur Auslieferung z.B. eines Automobils sei Informationstechnik heute nicht mehr wegzudenken.
Zudem sei das Automobil ein gutes Beispiel für die Durchdringung der Produkte selbst mit Informationstechnik. Als Beispiele nannte Steusloff die Integration von Sensor, Mikrochip und Stellmotor in einem Bauteil oder so genannte "X-by-Wire"-Systeme, bei denen z.B. Gaszug und Lenksäule durch Datenströme ersetzt werden. "Solche ,mechatronischen' Systeme sind komplexe Anwendungen der Informationstechnik. Programmierer wie Anwender sind hier gefordert, am besten in einer Person", definierte Steusloff den Anspruch an die hier tätigen Ingenieure. Für die erfolgreiche Unterstützung aller Lebensbereiche durch Informationstechnik müsse daher das abstrakte Systemdenken der Informatiker mit dem auf reale Prozesse bezogenen Denken der Techniker gepaart werden.
Service-Angebot des VDI-Kompetenzfeldes Informationstechnik
Mit dem von Steusloff geleiteten Kompetenzfeld "Informationstechnik" wird der VDI hier konkret aktiv. Dabei wird sowohl Informatikern als auch Ingenieuren ein direkter Zugang auf informationstechnisches Know How in den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten gegeben. In einem Service-Paket aus klassischen und neuen Medien der Wissensvermittlung wird dieses Netzwerk den Nutzern zugänglich. "So entsteht der vielleicht universellste Wissensverbund, den es an dieser Schnittstelle der Technikentwicklung gibt", so IT-Experte Steusloff über das umfassende Projekt seines Kompetenzfeldes. Durch nationale und internationale Kooperationen des VDI, unter anderem zwischen der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik und der amerikanischen ISA, werde die Aktualität des Wissensstandes laufend erweitert.
Längerfristige Weichenstellungen für die Zukunft
Für den Arbeitsmarkt sieht der VDI - so VDI-Präsident Christ - kurzfristig nur in Lösungen wie der von ihm unterstützten "Green Card"-Initiative der Bundesregierung für ausländische IT-Experten einen Weg zur Bekämpfung des akuten Fachkräftemangels, die allerdings auch auf andere Fachgebiete ausgeweitet werden sollte. Mittelfristig könne der Weg über die Umschulung stellensuchender Informatiker und Ingenieure, die Ausweitung von Weiterbildungsangeboten auch der Hochschulen und die Vergabe von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen an ausländische Absolventen deutscher Hochschulen führen. Für die längerfristige Zukunft müsse man aber auch grundlegende Weichenstellungen vornehmen, so Christ. So müsse technische Bildung einen höheren Stellenwert in den allgemein bildenden Schulen bekommen, und auch der Frauenanteil in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern müsse deutlich erhöht werden.
In Richtung Bildungspolitik fordert der VDI, die Hochschulkapazitäten für Informatik bedarfsgerecht zu erhöhen, allerdings ohne die vorhandenen Ingenieurstudiengänge abzubauen. Denn auch hier gebe es künftig einen ungebremsten Bedarf. Studierwilligen empfiehlt er, Bachelor- und Masterstudiengänge zu wählen, da diese auf Grund ihres modularen Aufbaus besonders vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung der Studienschwerpunkte bieten.
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