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Mittelmaß darf nicht Maß aller Dinge werden

Münster (ots)

- Wirtschaftlicher Handlungsspielraum stranguliert Wirtschaft
   - Wettbewerbsfähigkeit schwindet durch Ingenieurmangel
   - Rückgang in F&E-Etats wirft uns international zurück
Auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Ingenieurtags 2003
in Münster erklärte VDI-Präsident Prof. Hubertus Christ, dass
Deutschland seine Zukunftschancen verspiele, wenn man nicht
schleunigst in den internationalen Spitzenbereich der
Technologieförderung zurückstoße. Verglichen mit anderen OECD-
Ländern befände sich Deutschland bei öffentlichen Forschungsausgaben
in Höhe von 2,5 Prozent des Bruttosozialprodukts lediglich auf Platz
sieben. Zwischen 2000 und 2002 stiegen in Deutschland die gesamten
staatlichen F&E-Ausgaben (Forschung und Entwicklung) nur um sechs
Prozent. In Schweden investierte der Staat 30 Prozent mehr, die USA
legte um 25 Prozent zu. "Deutschland ist nach wie vor ein
großartiges Land mit großartigen Chancen. Aber der wirtschaftspo-
litische Handlungsspielraum stranguliert die Unternehmen so, dass sie
diese Vorteile nicht ausspielen können. Wir dürfen nicht in
Selbstzufriedenheit erstarren, sondern müssen uns ranhalten, damit
wir den Anschluss nicht verpassen", mahnte Christ angesichts dieser
Situation.
Der Mangel an Ingenieuren lege dem Fortschritt zusätzliche Fesseln
an, so Christ. "20.000 fehlende Ingenieure pro Jahr sind zu viel.
Diese Lücke bringt den Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr.
Wenige Ingenieure bedeuten wenig Fortschritt - und das hat verhee-
rende Folgen für Wirtschaftswachstum, Arbeitslosenzahlen,
Staatsverschuldung und Inflati-on." Ausländische Fachkräfte deshalb
nach Deutschland zu holen, sei das Eine. Das Andere sei, die Gründe
abzustellen, die jährlich tausende von Menschen veranlassen, aus
Deutschland wegzugehen. Die Rahmenbedingungen für Menschen mit
Ambitionen müssten laut Christ deutlich verbessert werden. "Das
Mittelmaß darf nicht das Maß aller Dinge werden".
Von hoher Wichtigkeit sei zudem, den Anteil natur- und
ingenieurwissenschaftlicher Absolventen zu erhöhen. Im OECD-
Vergleich befände sich Deutschland hierbei lediglich auf Rang zehn.
In vielen Schlüsseltechnologien liegen deutsche Unternehmen dagegen
weit vorne. Christ wies auf die Mikrosystem- und die Nanotechnik hin,
in denen Deutschland gemeinsam mit wenigen anderen Ländern weltweit
führend sei. Auch in den Optischen Technologien hätten deutsche
Firmen einen Weltmarktanteil von 25 Prozent, im Bereich der
Industrielaser sogar von 38 Prozent. Und der Photonik-Markt biete
enorme Wachstumspotenziale: Der weltweite Umsatz von heute 80
Milliarden Euro soll in den nächsten zehn Jahren auf 500 bis 800 Mil-
liarden Euro anwachsen.
Um die führende Rolle Deutschlands zu behaupten, müsse sich nach
den Vorstellungen Christs einiges ändern. Verschiedene politische
Hemmnisse machen die Entwicklung und Durchsetzung mancher
Technologien denkbar schwer. Zum Transrapid sagte Christ: "Der
deutsche Bundeskanzler muss nach China reisen, um deutsche Technik in
Betrieb zu sehen. Ein Trauerspiel in Deutschland. Ein Trauerspiel für
Deutschland." Doch auch andere Forschungsgebiete seien durch
politische Entscheidungen stark eingeschränkt, wie etwa die
Kerntechnik. Natürlich, so Christ, müsse man politische
Entscheidungen, bestimmte Technologien nicht anwenden zu wollen,
respektieren, aber die Forschung darf nicht behindert werden. "Wir
stehen dem Gesetzgeben jederzeit gerne mit Rat und Tat zur Seite, um
über Sinn und Folgen von Forschungseinschränkungen zu diskutieren."
Der Deutsche Ingenieurtag 2003 findet vom 12. bis 14. Mai in Münster
statt. Auf diesem alle zwei Jahre stattfindendem Kongress treffen
sich die technischen Führungskräfte Deutschlands. Veranstaltet wird
das Forum vom VDI.
Die komplette Rede von VDI-Präsident Prof. Hubertus Christ zum 
Deutschen Ingenieurtag 2003 steht als Download unter 
www.vdi.de/presse zur Verfügung.

Pressekontakt:

Michael Schwartz
Tel. +49 211 62 14-2 75
Fax. +49 211 62 14-1 56
schwartz@vdi.de

Original-Content von: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., übermittelt durch news aktuell

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