opta data Zukunfts-Stiftung gGmbH
Jetzt kommen die Pflegekräfte zu Wort: Wie sieht die Zukunft Deutschlands stationärer Pflege aus?
Essen (ots)
Pflegestationen in Deutschland stehen vor dem Burnout. In Zeiten des demografischen Wandels und der belastenden Corona-Erfahrungen sprechen alle über die Pflegekräfte und den großen Mangel an Personal, aber kaum eine Studie lässt sie dann selbst zu Wort kommen.
Diese Lücke wird nun durch die WeCare4Us Studie geschlossen. Im Auftrag der Stiftung Universitätsmedizin Essen haben die opta data Zukunfts-Stiftung und das Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement (IZZ) der Sigmund Freud PrivatUniversität in Wien von 2021 bis 2022 mehr als 200 Pflegekräfte des Universitätsklinikum Essen interviewt.
In der WeCare4Us Studie geht es um die zentrale Frage, wie die stationäre Pflege ihre eigene Zukunft einschätzt. Wie sieht der Beruf in 10 Jahren aus? Was verändert sich in der Kommunikation, Digitalisierung und Zusammenarbeit? Und was muss sich heute schon tun, damit die Pflege der Zukunft gesichert ist?
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Die Prognose der Befragten könnte klarer nicht sein: Wenn die Entwicklungen auf den Pflegestationen weitergehen wie bisher, wird "Pflege" in Deutschland bald zur Fließbandarbeit. 87,4% erwarten, dass die Belastungen in der stationären Pflege in Zukunft weiter zunehmen werden.
Die Befragten sind an ihrer Schmerzgrenze angelangt. Sie kämpfen mit Schuldgefühlen gegenüber den Patienten. Wie soll jemand, der selbst durch vor Stress erkrankt, noch andere Menschen pflegen?
> 23% listen "Belastbarkeit" als eine essenzielle Fähigkeit für den Nachwuchs auf.
> 24% sehen die zu erwartenden medizinischen Kompetenzen und neue Verantwortungen als Belastung an.
> 36% erwarten in Zukunft Überforderung und mehr Zeitaufwand durch zu komplexe Software und langsame Geräte.
> 21% geben bei der Frage nach Belastungsgrenzen die unzureichenden Fachkenntnisse des Nachwuchses durch die aktuelle Ausbildung an.
> 56% denken, es braucht in Zukunft einen besseren interdisziplinären Austausch, Informationsfluss & Kommunikation.
Nicht zuletzt sehen 29,3% die Entwicklung der Pflege in Zukunft durchaus positiv. Sie begrüßen, dass momentan überhaupt eine Diskussion um die Pflegeproblematik geführt wird.
Und wer denkt, die Pfleger*innen könnten sich selbst auch nicht weiterhelfen, irrt sich: 39% der Befragten hatten in den Interviews konkrete Vorschläge, wie Digitalisierung, Arbeitsprozesse und Zusammenarbeit besser gestaltet werden könnten. Ohne eine Einbindung der Pflegekräfte in die Entscheidungsprozesse zu ihrer eigenen Zukunft, gehen ihre vielversprechenden Ideen verloren.
Studienleiter Prof. Dr. Thomas Druyen: "Es wäre naiv zu übersehen, dass die längst bekannten Phänomene dieses Pflegedesasters politische und ökonomische Ursachen haben. Das Schicksal von Pflegenden und Gepflegten wird auf dem Krankenhausmarkt und in der Gesundheitsindustrie spekulativ zerrieben. Vor diesem Hintergrund ist es ein Wunder, mit welcher Hingabe sich die meisten Pflegekräfte ihren existentiellen Aufgaben widmen. Das eigentliche Drama steckt in jenem Wertedefizit, das eine Gesellschaft aufweist, wenn sie den Dienst am Menschen nicht belohnt, sondern bestraft."
Die gesamte Studie ist für die interessierte Öffentlichkeit hier einsehbar.
Pressekontakt:
Daniel Tobias Preuß
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