Alle Storys
Folgen
Keine Story von Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern e.V. mehr verpassen.

Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern e.V.

80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn der Donauschwaben: Informations- und Veranstaltungsreihe im Gedenkjahr 2024

  • Video-Infos
  • Download

Wir machen die bewegende Geschichte der Donauschwaben über eine Zeitspanne von rund 250 Jahren anschaulich und begreifbar. Unsere vier kurzen animierten Erklärvideos erzählen in jeweils 100 Sekunden von den wichtigsten historischen Stationen der Donauschwaben: Vom Beginn der Siedlungsbewegung im 18. Jahrhundert ins Königreich Ungarn (Film 1: Aufbruch), dem Aufbau einer neuen Heimat und Kultur der Donauschwaben im Donaubecken (Film 2: Ein neues Zuhause) über die gewaltsame Vertreibung aus ihrer Heimat (Film 3: Nationalismus, Krieg, Vertreibung) bis hin zur Ankunft und dem Neubeginn in Bayern (Film 4: Neustart und Erinnerung). Die animierten Erklärvideos sind ebenso in englischer und serbischer Sprache verfügbar. Im Auftrag des Kulturzentrums Haus der Donauschwaben produziert von: Philipp Bremer, blicken.de Weitere Informationen unter https://www.presseportal.de/nr/171403

Haar bei München (ots)

Mit einer vielseitigen Informations- und Veranstaltungsreihe erinnert das Kulturzentrum Haus der Donauschwaben e.V. in Haar an 80 Jahre Flucht und Vertreibung der Donauschwaben. Lesungen, Diskussionen, ein Kongress, die Veröffentlichung von Erklärvideos und filmischen Zeitzeugenberichten sowie eine begehbare Kunstinstallation flankieren die zentrale Gedenkfeier am 12. Oktober 2024. Schirmherrin des Gedenkjahres ist Dr. Petra Loibl, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

Der Oktober 1944 markierte mit dem Vorrücken der Roten Armee im Osten Europas den Beginn der gewaltsamen Vertreibung der Donauschwaben aus ihren Siedlungsgebieten im heutigen Serbien. Wer im sogenannten blutigen Herbst den Massenerschießungen, Misshandlungen, der Inhaftierung in Vernichtungs- und Arbeitslager und den Deportationen in die Sowjetunion entkommen konnte, floh in die ganze Welt. Viele der heimatvertriebenen Donauschwaben kamen nach teils monate- oder jahrelanger Flucht nach Bayern.

Die Ereignisse um diese deutsche Minderheit liegen inzwischen 80 Jahre zurück und sind doch hochaktuell. Kriege wie gerade jene in der Ukraine oder im Sudan lösen Flucht und Vertreibung aus, Menschen verlieren ihre Heimat und müssen in der Fremde eine neue finden. Es ist ein wiederkehrendes Schicksal, das Menschen bis in die Gegenwart widerfährt. Die Erfahrungen von Krieg, Flucht und Vertreibung wirken oft als transgenerative Traumata bis in die nachfolgenden Generationen fort.

Erinnern und informieren im Gedenkjahr: Veranstaltungen, Filme und Publikationen

Der 80. Jahrestag der Vertreibung der Donauschwaben ist Anlass und Motivation, an die historischen Ereignisse zu erinnern und über diese und ihre Folgen bis in die Gegenwart zu informieren. Hierfür hat das Kulturzentrum Haus der Donauschwaben die Informations- und Veranstaltungsreihe "80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn" konzipiert, die von Dr. Petra Loibl, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, in Form einer Schirmherrschaft unterstützt wird.

Den zentralen Gedenktag am 12. Oktober 2024 beginnen wir mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Konrad in Haar. Im Anschluss daran findet die feierliche Gedenkveranstaltung im Kleinen Theater in Haar statt, zu der Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verbänden und die interessierte Öffentlichkeit eingeladen sind. Der anschließende Empfang im Kulturzentrum Haus der Donauschwaben mit der Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen bildet zusammen mit der Eröffnung der begehbaren Kunstinstallation "Im Fluss der Zeit" den Ausklang dieses besonderen Tages. Zahlreiche Aktivitäten, informative Formate und Veranstaltungen läuten das Gedenkjahr, das am 12.10. seinen Höhepunkt findet, bereits jetzt ein.

Den Auftakt bildet die Veröffentlichung einer Reihe von Erklärfilmen, die das Kulturzentrum eigens in Auftrag gegeben hat. Vier kurze animierte Videos à 100 Sekunden veranschaulichen leicht verständlich und zugleich informativ die bewegte und bewegende Geschichte der Donauschwaben in zeitgemäßem Format: Vom Beginn der Siedlungsbewegung im 18. Jahrhundert, dem Leben und der Kultur der Donauschwaben im Donaubecken bis zu ihrer gewaltsamen Vertreibung aus der Heimat, der Ankunft und dem Neubeginn in Bayern. Die Kurzfilme machen die Ereignisse der Zeitspanne von rund 250 Jahren kompakt für alle Generationen begreifbar und fördern damit das Geschichtsverständnis. Sie sind zusätzlich zur deutschen Fassung auch auf Englisch und Serbisch verfügbar und auf unserer Website einzusehen und so öffentlich zugänglich. Link: www.donauschwaben.bayern/geschichte#erklaervideos

Ein weiteres Dokumentarfilm-Projekt erzählt die Vertreibung der Donauschwaben aus sehr persönlicher Sicht: In einem Zusammenschnitt von verschiedenen Interviews, die der Fernsehjournalist Bastian Kellermeier geführt und produziert hat, berichten Zeitzeugen der Erlebnisgeneration von ihren individuellen Erinnerungen an Vertreibung, Flucht und Internierung, die sie als Kinder erlebt haben. Entstanden sind eindrückliche Erzählungen, die dank der filmischen Dokumentation nun vor dem Vergessen bewahrt werden. Auch diese filmischen Berichte sind online abrufbar. Link: www.donauschwaben.bayern/80-jahre-gedenken#zeitzeugen

Lesungen und Diskussionsrunden beleuchten verschiedene Aspekte der Vertreibung, wie die Frage nach der eigenen Identität, nach dem Heimatbegriff und den transgenerativen Traumata. Die Psychotherapeutin und Schriftstellerin Dr. Dorothea Steinlechner-Oberläuter, die auf Einladung des Kulturzentrums am 11. Juni 2024 im Haus des Deutschen Ostens München zu Gast sein wird, begibt sich auf die Suche nach den Mosaiksteinen der donauschwäbischen "Gefühlserbschaft" und nimmt ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine biografische Spurensuche. "Mein Donauschwabien. Wie ich nicht aufhören konnte, über meine Herkunft nachzudenken" ist der Titel ihrer Familiengeschichte, die sie nach Südosteuropa in die alte Heimat der Donauschwaben führt.

Für einen international besetzten Diskussionsabend konnten Helena Rill und Nenad Vukosavljevic vom Zentrum für gewaltfreie Aktion (Centar za nenasilnu akciju) gewonnen werden. Die regionale Friedensorganisation aus Sarajevo und Belgrad arbeitet auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens an friedenstiftenden Projekten. So leistet ihre Publikation "Auf den Spuren der Donaudeutschen in der Vojvodina" wichtige Aufklärungsarbeit und strengt einen Perspektivwechsel auf die historischen Ereignisse und deren heutige Erzählung an - besonders im eigenen Land, wo die Recherche-Projekte des Zentrums sehr kritisch gesehen werden. In vielen ehemaligen donauschwäbischen Gebieten wissen die jetzigen Einwohner teils immer noch nichts von den Lagern, in denen damals selbst Kinder interniert wurden.

Vom 18. bis 20. Oktober 2024 findet im österreichischen Marktrenk ein Donauschwäbischer Kongress statt, der in einer Kooperation zwischen der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft Österreich (DAG), der Landsmannschaft der Donauschwaben Bundesverband e.V., dem Deutschen Humanitären Verein "St. Gerhard" (Humanitarno Udruzenje Nemaca "Gerhard") aus Sombor/Serbien und dem Haus der Donauschwaben in Haar organisiert wird. Die mehrtägige Veranstaltung stellt in vielzähligen Fachbeiträgen unterschiedliche Perspektiven und Fragestellungen der donauschwäbischen Geschichte vor: Wie sah die Diskriminierung der deutschen Minderheit aus? Wer waren die Menschen, die die enteigneten Häuser der Donauschwaben bezogen? Was geschah mit denjenigen, die nicht flüchten konnten? Was nehmen Kinder von den dunklen und verborgenen Seiten ihrer Vorfahren wahr? Welche Auswirkungen hatte das Erlebte auf die eigene Lebensführung? Ergänzt wird der Kongress durch Workshops und Lesungen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf die erlebte Geschichte der Vertriebenen blicken.

Die Rauminstallation "Im Fluss der Zeit" wird im Kulturzentrum vom 12. Oktober bis 13. Dezember 2024 den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben, in die Geschichte der Schicksalsgemeinschaft der Donauschwaben interaktiv einzutauchen, ihr nachzuspüren und sich dank multimedialer Unterstützung in das historische Geschehen hineinzuversetzen. Das begehbare Objekt wurde von dem Künstler Jurij Dietz im Auftrag des BKRD (Bayerisches Kulturzentrum der Deutschen aus Russland) konzipiert und thematisch für das Haus der Donauschwaben weiterentwickelt.

Historischer Hintergrund: Die Ereignisse im Herbst 1944

Der von Deutschland begonnene Zweite Weltkrieg hat millionenfaches Leid verursacht. In Jugoslawien forderte die Bombardierung Belgrads am 6. und 7. April 1941 zigtausende Tote und Verletzte, Tausende von Häusern wurden zerstört. Die Deutsche Wehrmacht und die SS taten ihr Übriges an Gräueltaten in den Dörfern und Städten. Das blieb nicht folgenlos.

Im Oktober 1944 trat der Zweite Weltkrieg dann in seine letzte blutige Phase. Im Osten Europas war die Rote Armee auf dem Vormarsch. Die russischen Soldaten besetzten das Siedlungsgebiet Vojvodina, im Norden des heutigen Serbiens, wo sie zahlreiche donauschwäbische Zivilistinnen und Zivilisten vorfanden. Die "Schwaben", insbesondere die Zivilbevölkerung, wurden in der Folge pauschal für die Gräuel des nationalsozialistischen Besatzungsregimes mit seiner menschenverachtenden Vernichtungspolitik verantwortlich gemacht und kollektiv bestraft. Es kam zu willkürlichen Erschießungen sowie zu massenhaften Vergewaltigungen durch Soldaten und serbische Partisanen. An die 7.000 Donauschwaben fielen den Mordaktionen zum Opfer. Darüber hinaus verfolgte die jugoslawische Volksbefreiungsbewegung die Vorstellung von einem ethnisch homogenen Nationalstaat und plante das Land von der deutschen Minderheit zu säubern. In der Folge wurden die Donauschwaben zu Volksfeinden erklärt, entrechtet und enteignet. Diese als "blutiger Herbst" in die Geschichte der Donauschwaben eingegangene Tragödie setzte den Anfangspunkt zu Deportationen, Internierungen, Flucht und Vertreibung. Bis in die 1950er Jahre flohen mehr als eine halbe Million Donauschwaben in die ganze Welt, viele von ihnen kamen nach Bayern.

Die insgesamt ca. 12 Millionen Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland leisteten einen wichtigen Beitrag für den Wiederaufbau - auch in Bayern, wo sie mit 1,9 Millionen ein Viertel der Bevölkerung stellten.

TERMINE IM GEDENKJAHR

*11. Juni 2024, Haus des Deutschen Ostens, München, 18.00 Uhr Lesung & Gespräch: Mein - dein - unser "Donauschwabien": Zur Gefühlserbschaft der zweiten Generation

Die Autorin Dr. Dorothea Steinlechner-Oberläuter fächert in ihren Büchern Mein Donauschwabien (2018) und Vielfältiges Donauschwabien (2024) das Thema "Aufwachsen als Kind von Donauschwaben" als persönliche Geschichte und in Form von Protokollen mit anderen Angehörigen der zweiten Generation auf. Der Gesprächsabend wird moderiert von Michaela Erkl-Zoffmann. Haus des Deutschen Ostens (HDO), Am Lilienberg 5, München | Eintritt frei

*12. Oktober 2024: Kleines Theater und Haus der Donauschwaben, Haar

Gedenkveranstaltung: 80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn

10.00 Uhr: Ökumenischer Gedenkgottesdienst, Kirche St. Konrad, Bahnhofstraße 12 a, Haar 11.30 Uhr: Empfang/Imbiss im Kleinen Theater Haar, Casinostraße 6

12.30 bis 14.30 Uhr: Gedenkveranstaltung im Saal des Kleinen Theaters: Festrede Dr. Petra Loibl, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebe

15.00 Uhr: Empfang im Haus der Donauschwaben, Leibstraße 33 in Haar und Eröffnung der Kunstinstallation "Im Fluss der Zeit"

*18.-20.Oktober 2024, Kulturraum TRENK.S, Marchtrenk, Österreich

Donauschwäbischer Kongress: 80 Jahre Flucht, Vertreibung, Ankommen

Eine Kooperation zwischen der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft Österreich (DAG), der Landsmannschaft der Donauschwaben Bundesverband e.V., dem Deutschen Humanitären Verein "St. Gerhard" (Humanitarno Udruzenje Nemaca "Gerhard") aus Sombor/Serbien und dem Haus der Donauschwaben in Haar; TRENK.S, Kulturplatz 1, 4614 Marchtrenk, Österreich

*21. November 2024, Haus des Deutschen Ostens, München, 18.00 Uhr

Den Vorhang öffnen: Die Vergangenheit verstehen,um Zukunft zu gestalten

Diskussionsabend mit Helena Rill und Nenad Vukosavlijevic, Zentrum für gewaltfreie Aktion - Centar za nenasilnu akciju (Belgrad): Vorstellung des Aufklärungsprojekts zu den Donauschwaben in der Vojvodina und deren Ausklammerung aus der serbischen Geschichte; mit anschließender Podiumsdiskussion; Haus des Deutschen Ostens (HDO), Am Lilienberg 5, München | Eintritt frei

INFORMATIONEN

Website: www.donauschwaben.bayern/80-jahre-gedenken

Vier Erklärfilme zur Geschichte der Donauschwaben (à 100 Sekunden): www.donauschwaben.bayern/geschichte#erklaervideos

Dokumentarfilm Zeitzeugen (6 Minuten): www.donauschwaben.bayern/80-jahre-gedenken#zeitzeugen

Instagram: donauschwaben.bayern

Facebook: www.facebook.com/donauschwaben.bayern

DAS KULTURZENTRUM HAUS DER DONAUSCHWABEN BAYERN E.V.

Das Kulturzentrum Haus der Donauschwaben e.V. bewahrt das kulturelle Erbe der Donau- schwaben als Teil deutscher und europäischer Migrationsgeschichte. Es versteht sich als Ort der Begegnung und lädt dazu ein, die Kultur der Donauschwaben kennenzulernen, Brücken zu bauen zwischen den Generationen und Kontakte in die Herkunftsorte der einst Vertriebenen zu knüpfen. Das Kulturzentrum ist ein eingetragener Verein und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert und finanziert. Mehr zum Kulturzentrum: www.donauschwaben.bayern

Pressekontakt:

Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern
Gabriele Schilcher, Leibstraße 33, 85540 Haar
Telefon: 089-456 99 193
schilcher@donauschwaben.bayern
www.donauschwaben.bayern

Original-Content von: Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern e.V., übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern e.V.
Weitere Storys: Kulturzentrum Haus der Donauschwaben Bayern e.V.