Konstante Leistung liefern? Expertin verrät, warum die Leistung auf dem Turnier plötzlich nachlässt
München (ots)
Die Turniersaison ist für viele Turnierreiter der Höhepunkt ihres Jahres, auf welchen sie sich in der kalten Winterpause intensiv vorbereitet haben. Doch trotz hartem Training und der nötigen Routine kommt es oft vor, dass die Leistung in den Prüfungen plötzlich schwankt oder sogar komplett einbricht. Der Reiter ist nicht mehr fokussiert, kommt nicht zum Reiten, Pferd und Reiter reagieren mit Anspannung und der gewünschte Erfolg bleibt aus.
Häufig liegt das Problem jedoch nicht an mangelndem reiterlichen Können, sondern an mentalen Barrieren, die den Reiter im entscheidenden Moment blockieren. Mentale Stärke ist der Schlüssel, um konstant gute Leistungen zu bringen. Viele Reiter unterschätzen den Einfluss ihrer Gedanken und Emotionen auf ihre Performance im Parcours oder Viereck. Nachfolgend lesen Sie Tipps, wie man in der Prüfung mental stark bleibt und sein Potenzial voll ausschöpft.
Wenn mentale Barrieren den Reiter ausbremsen
Reiten und die Arbeit mit dem Pferd sind von Natur aus herausfordernd. Doch oft sind es vor allem die Prüfungssituationen, die viele Reiter regelmäßig an ihre Grenzen bringen. Das betrifft sogar erfahrene Turnierreiter. Sie schaffen es schlichtweg nicht, ihren Kopf auszuschalten und ihre Leistung auf den Platz zu bringen. Die Folge: Es kommt zu Fehlern, die nicht nur den Erfolg kosten, sondern oft auch das Verletzungsrisiko für Reiter und Pferd erhöhen. Auf lange Sicht führen Druck und Frustration außerdem dazu, dass sich die Beziehung und Vertrauensbasis zwischen Reiter und Pferd verschlechtern. Von dem "Glück der Erde auf dem Rücken der Pferd" kann da oft kaum mehr die Rede sein.
Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, müssen Reiter lernen, ihre mentalen Barrieren zu überwinden. Es geht dabei nicht nur darum, Symptome zu bekämpfen, sondern die tiefliegenden Ursachen der Ängste anzugehen. Dabei können die folgenden Tipps helfen:
1. Nervosität reduzieren
"Nervosität ist ganz normal. Das hat jeder und das schärft die Sinne!" – das hört man im Reitsport oft. Doch diese Annahme ist falsch. Stress und Leistung funktionieren nicht zusammen. Denn wenn der Stress zu groß wird, lässt unsere Leistung nach, wir können uns nicht mehr richtig konzentrieren und machen Fehler. Bei Routineaufgaben kann etwas Stress kleine Flüchtigkeitsfehler vielleicht vermeiden. Doch Reiten ist keine Routineaufgabe, sondern eine Aufgabe, bei der ständig auf das Pferd eingegangen und Entscheidungen getroffen werden müssen. Bei solchen für das Gehirn "schwierigeren" Aufgaben ist Stress Gift. Schließlich wollen wir beim Lösen einer Matheaufgabe auch keinen zusätzlichen Stress haben, sondern brauchen unsere Ruhe. Beim Reiten ist es genauso – vor allem in der Prüfung, wenn es drauf ankommt und der Reiter abliefern will. Der Kopf muss also einfach frei sein, um nachdenken zu können. Nervosität – also schlichtweg Angst darüber, dass etwas schiefgehen könnte – erzeugt Stress und bremst eben diese notwendige Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und klar die richtigen Hilfen in der Prüfung zu geben, immer weiter ab. Teilweise kann der Kopf sogar komplett blockieren und jeglichen Abruf der eigenen Fähigkeiten ausschalten. Dann kommt es zu dem bekannten "Blackout", der sich in der Prüfung beispielsweise mit dem Vergessen des Parcours oder der Aufgabe bemerkbar machen kann.
Dass in der Reiterwelt überhaupt der Gedanke herrscht, Nervosität sei gut, liegt schlichtweg daran, dass viele Reiter es gewohnt sind, tagtäglich mit Angst, Unsicherheit und grundlegendem fehlendem Selbstvertrauen zu kämpfen zu haben. Denn leider werden mentale Blockaden und auch die gerade in der Arbeit mit einem Tier doch so wichtige mentale Komponente von Leistung immer noch unterschätzt und nicht ernst genommen. Und so bleiben viele Reiter lieber in ihrer Komfortzone und verändern nichts an ihrem Kopf. Ganz nach dem Motto: Alle sind auf dem Turnier nervös, dann bin ich es selbst eben auch. Doch so kann ein erfolgreicher Reiter nicht denken! Wer seine Nervosität nicht ablegen kann, sollte das Problem im Kopf angehen, und zwar richtig.
2. Die Konkurrenz ausblenden
Ein häufiges Problem im Reitsport ist außerdem das ständige Vergleichen mit anderen Reitern. Meinungen anderer stehen bei vielen Reitern an oberster Stelle und beeinflussen die eigene Leistung stark. So überprüfen die meisten schon Tage vor dem Turnier die Starterlisten und überlegen nonstop, ob sie denn überhaupt eine Chance gegen ihre Mitreiter haben. Da ist es kaum verwunderlich, dass sie schon viele Tage vor der Prüfung nicht schlafen können und unter Schlafmangel, Verdauungsproblemen und Stress leiden. Auch jene, die sich bis zum Turnier noch von den negativen Gedanken befreien konnten, fangen spätestens am Abreiteplatz damit an. Die eigene Vorbereitung und Arbeitsroutine gerät komplett in den Hintergrund und das Vergleichen und Zerdenken beginnt. Jeder Reiter wird so zum Auslöser für den eigenen Leistungsdruck und die inneren negativen Gedanken, wie: "Ich bin nicht gut genug. Warum klappt das nicht? Das wird doch eh nichts."
Dabei ist es notwendig, dass Reiter in der Lage sind, sich nur auf sich zu konzentrieren und äußere Einflüsse und somit auch andere Reiter auszublenden. Denn erstens kann ein deutlich besserer Mitreiter in der Prüfung jetzt eh nicht mehr ohne Weiteres auf dem Abreiteplatz leistungsmäßig einfach eingeholt werden und zweitens hat das Abrufen der eigenen Bestleistung sowieso nichts mit der Konkurrenz zu tun. Schließlich kann ein Reiter mit seiner besten Leistung auf dem letzten Platz landen und mit seiner schlechtesten Leistung auch Erster werden. Eine Platzierung sagt somit gar nichts über den Grad der eigenen Leistung aus. Es ist daher wichtig, sich immer auf die eigene Leistung und vor allem die eigene Leistungssteigerung zu konzentrieren und dabei bessere Mitreiter als Chance zu sehen, um noch etwas zu lernen. Denn mit einem klaren Fokus auf die eigene Leistung und ihrer Verbesserung kommen die Schleifen mit der Zeit von ganz alleine.
3. In Gedanken nicht schon zum Ergebnis springen
Es ist ein immer wiederkehrendes Phänomen: Viele Reiter sind noch während der Prüfung mit ihrem Kopf bereits im Ziel. Ob der Kopf gerade an die Wertnote denkt, die mögliche Platzierung oder die null Fehler, die gerade noch an der Anzeigetafel stehen – solche Gedanken ziehen Aufmerksamkeit auf das Endergebnis der Prüfung und damit weg von der gerade eigentlich zu lösenden Aufgabe im Parcours oder Viereck, die erfüllt werden muss, um dieses Endergebnis schließlich zu erreichen. Und genau in solchen Momenten passiert dann der entscheidende Fehler. Genau der Fehler, der die Nullrunde, die erhoffte Wertnote und die Platzierung kostet.
Umso wichtiger ist es also, dem entgegenzuwirken, fokussiert zu sein und sich auf den Moment und seine eigene Leistung zu konzentrieren. Die gesamte Prüfung über sollten einzig Gedanken an sich selbst, das Pferd, die nächste Lektion oder den nächsten Sprung im Kopf des Reiters vorhanden sein. Jegliche andere Gedanken rauben Fokus und schränken den Leistungsabruf stark ein. Denn was soll es schließlich für einen Vorteil bringen, mit den Gedanken schon im Ziel zu sein?
Zusatztipp: Im Winter an mentalen Blockaden arbeiten
Viele Reiter sind während der Turniersaison zeitlich und auch mental stark gefordert. Darüber hinaus denken die meisten fälschlicherweise, mentale Arbeit kann immer nur in der kritischen Prüfungssituation auf dem Pferd sitzend stattfinden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Zu Beginn müssen Reiter ihren Kopf erst einmal grundlegend aufräumen und neu aufsetzen – das braucht Zeit und Ruhe und findet daher auch immer vom Boden aus statt. Doch genau das fehlt während der Turniersaison. Die Winterpause eignet sich deshalb bestens, um mental an sich zu arbeiten und das nötige Selbstvertrauen zu entwickeln. So können Reiter ihre alten Denkmuster durchbrechen, den schädlichen Leistungsdruck loswerden, neue Routinen ausprobieren und reibungslos in die neue Saison starten.
Über Vanessa Klett:
Vanessa Klett ist Mental-Coach für Reitsportler und hilft ihnen, im Training und auf Turnieren Bestleistungen abzurufen. Als Reiterin kennt sie die Herausforderungen, die viele Reiter ausbremsen: Ängste und Unsicherheiten, Selbstzweifel und hoher Leistungsdruck. In ihrem Coaching macht sie Reiter stark, ihre Leistung in jeder Situation abzurufen, egal wie hoch der Sprung oder wie wichtig die Prüfung ist. Mehr Informationen unter: https://vanessaklett.de/
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