Stiftung Menschen für Menschen
Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe aktiv gegen Mädchenbeschneidung
Anzahl beschnittener Mädchen in den Projektgebieten durch Aufklärung drastisch gesenkt
Addis Abeba (ots)
Die Abschaffung der weiblichen Beschneidung und Frühverheiratung von Mädchen ist seit vielen Jahren eines der wichtigsten Ziele von Menschen für Menschen in Äthiopien. Karlheinz Böhm hatte in den ersten Jahren seiner Arbeit im Osten des Landes immer wieder mit Bauern über schädliche Traditionen diskutiert und dazu angeregt, die Mädchenbeschneidung einzustellen. Tief schockiert durch den Tod der 8-jährigen Safia, einem Nachbarmädchen, das unter schrecklichen Leiden an den Folgen der Genitalverstümmelung starb, startete Karlheinz Böhm mit seiner Organisation Ende 1998 mit der "Safia-Kampagne" eine breit angelegte Offensive gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen. Am Anfang stand die öffentliche Erklärung religiöser Führer, dass Frauenbeschneidung weder im Islam noch im äthiopisch-orthodoxen Christentum gefordert sei.
"Wir sollten daran denken, dass die Natur Menschen, sowohl Frauen als auch Männer, in ihrer endgültigen Vollkommenheit geschaffen hat. Wenn man daran glaubt, kann es nie eine Verstümmelung wie die Beschneidung der Vagina geben", sagt Karlheinz Böhm.
Seit dem Start der Kampagne hat Menschen für Menschen Hunderttausende in unzähligen Veranstaltungen und Programmaktivitäten über FGM (Female Genital Mutilation) aufgeklärt: in Workshops, Fortbildungen für medizinisches Fachpersonal und Hebammen, in öffentlichen Diskussionen und Theatervorführungen, bei Treffen von Kreditgruppen und Schulkomitees, in Dramaserien in Radio und Fernsehen. Gezielt einbezogen in diese Arbeit werden auch ehemalige Beschneiderinnen, von denen einige zu mutigen Streiterinnen gegen weibliche Genitalverstümmelung wurden.
Fast 200 Komitees auf Dorfebene, denen Lokalverwalter, Schuldirektoren, Vertreterinnen von Frauen, Jugend, Religionsgemeinschaften und Gesundheitsverwaltung angehören, überwachen die Einhaltung der zunächst gemeinschaftlich getroffenen Verbotsbeschlüsse. 2005 wurde dann das Verbot jeder Form von Mädchenbeschneidung im äthiopischen Strafrecht festgeschrieben.
Der Erfolg ist überraschend deutlich. In ersten Projektgebieten von Menschen für Menschen in Ost-Hararghe, den Distrikten Fedis und Babile, wo so gut wie alle Mädchen der Infibulation, der drastischsten Form der Beschneidung, unterzogen wurden, ist die Genitalverstümmelung innerhalb weniger Jahre vollständig abgeschafft worden. In den Projektgebieten in Nordshoa, in denen traditionell kleinen Mädchen die Klitorisspitze abgeschnitten wird, wird diese Praxis heute, einer unabhängigen Untersuchung zufolge, von 87 % der Bevölkerung abgelehnt.
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