Inflationserwartung steigt - Altersvorsorge findet immer mehr in Sachwerten statt
Hamburg (ots)
Studie der Sparda-Bank Hamburg zur Untersuchung der Sachwertorientierung in der Kapitalanlage von Privatpersonen
- Sachwerte werden als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten angesehen - Vermögende investieren in Immobilien - Durchschnittsverdiener ziehen Sachwerte zum Gebrauch, wie Autos und Elektrogeräte, vor - Jeder Dritte beschäftigt sich aktuell mit Investitionen in Sachwerte - Der typische Sachwertinvestor: Hohes Einkommen und Anlagevermögen, gute Bildung und hoher Kenntnisstand bei Kapitalanlagen
Die Deutschen sind dem Sparen gegenüber skeptisch geworden. Die Unsicherheit über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung ist groß, ergibt eine Studie der Sparda-Bank Hamburg. Die Mehrheit der deutschen Bürger geht davon aus, dass die Inflationsraten zukünftig deutlich ansteigen. Insbesondere Sachwerte werden in diesem Umfeld als attraktive Anlagemöglichkeit angesehen. Dabei werden Sachwerte zum Gebrauch jedoch echten Sachwerten zur Kapitalanlage vorgezogen. Viele Bürger mit einem Vermögen unter 25.000 Euro investieren bevorzugt in Autos und Möbel. Ein Grund dafür liegt in der finanziellen Situation vieler Haushalte. Nur etwa 40 Prozent können sich "echte" Sachwerte, wie Immobilien, leisten. Die Möglichkeit über Aktien in Sachwerte zu investieren wird vielfach nicht genutzt. Viele Privatanleger sind sogar der Meinung, dass es sich bei Aktien nicht um echte Sachwerte handelt. Nur ein gutes Viertel der Befragten sieht in Aktien einen solchen. Hierin spiegelt sich die deutsche Aktienkultur wider, die von der Angst um größere Verluste geprägt ist.
Die Unsicherheit dominiert - immer mehr Personen wissen nicht, ob sich Sparen überhaupt noch lohnt. Die Einstellung von Privatkunden zum Thema Geld ist derzeit von Unsicherheit geprägt. Die aktuelle Situation an den Finanzmärkten sowie die durch die Staatsschuldenkrise verursachten Entwicklungen in den letzten Jahren haben ihre Spuren auch bei der deutschen Bevölkerung hinterlassen. Etwa 20 Prozent der Deutschen sehen derzeit wenig Sinn darin, Geld für die Zukunft zu sparen. "Es beunruhigt mich, dass 20 Prozent der Deutschen keinen Sinn mehr darin sehen zu sparen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der Altersvorsorgeproblematik", so Dr. Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg eG. Die zunehmende Aversion gegen das Sparen kann dabei auf die schwierig abzuschätzende wirtschaftliche Entwicklung und die zukünftigen Inflationsgefahren durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken zurückgeführt werden.
Geldentwertung trotz eher rezessiver Elemente befürchtet. Das führt dazu, dass Privatpersonen gegenüber dem realen Wert des Geldes äußerst kritisch gestimmt sind und für die Zukunft mit einer deutlichen Geldentwertung rechnen. So erwarten 79 Prozent der Befragten, dass zwanzig Euro auf Sicht von zehn Jahren weniger Wert sein werden als heute. "Dass die Bürger einen derartigen Inflationsanstieg erwarten, hat mich überrascht, sicherlich spielt hier bei vielen auch die 'gefühlte Inflation' eine wichtige Rolle", ergänzt Jens Kleine, Professor an der Steinbeis-Hochschule Berlin. Sachwerte werden als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten angesehen. Investitionen in Sachwerte sind nach Meinung der Studienteilnehmer eine geeignete Möglichkeit, um Kapital im Falle einer starken Inflation oder Inflationserwartung abzusichern. Jeder zweite Befragte würde bei Eintreten eines solchen Szenarios vermehrt in Sachwerte anlegen.
Jeder Dritte beschäftigt sich im Rahmen der aktuellen wirtschaftlichen Situation mit der Investition in Sachwerte. Aktuell würde jeder Zweite - egal ob Frau oder Mann - zum Schutz vor der Inflation vermehrt in Sachwerte investieren. Dabei ist nach wie vor der Werterhalt aus der Substanz das entscheidende Argument. Ein Drittel der Privatpersonen beschäftigt sich im Rahmen der aktuellen wirtschaftlichen Situation sogar verstärkt mit einer Kapitalanlage in Sachwerte.
"Echte" Sachwerte en vogue - Immobilien, Gold, aber auch Aktien werden von Kennern überproportional geschätzt. Generell ziehen die Studienteilnehmer den Kauf von 'Sachwerten zum Gebrauch' den 'Sachwerten zur Kapitalanlage' vor. Über alle Befragten hinweg würden 40 Prozent ein Auto kaufen und 30 Prozent Elektrogeräte erwerben. "Dass die Deutschen spitz formuliert eher in einen Kühlschrank investieren, als tatsächlich Geld auf die hohe Kante zu legen, zeugt tatsächlich von tiefen Inflations-Ängsten", so Wings weiter. Eine 'typische' Sachwertinvestition, wie der Kauf von Gold oder der Erwerb einer Immobilie zur Kapitalanlage, würden 25 Prozent bzw. 23 Prozent tätigen. Vor allem Personen mit hohem Einkommen und Vermögen wählen diese Variante des Sachwertinvestments. Aktien als Sachwertanlage sind ebenfalls eher bei hohen Einkommens- und Anlagevermögensclustern beliebt. "Sowohl für den Vermögensaufbau der Bürger als auch volkswirtschaftlich wäre es wünschenswert, wenn sich die Aktienkultur in Deutschland wandelt", merkt Wings an.
Bei Immobilienbesitzern stehen Investitionen in die eigene Immobilie hoch im Kurs. Fast 40 Prozent der Studienteilnehmer sind Immobilienbesitzer. Weit über die Hälfte der Immobilieneigentümer würden im Rahmen einer Sachwertinvestition eine energieeffiziente Sanierung bzw. Renovierung ihrer Immobilie vornehmen. Etwa 30 Prozent würden den Ausbau der eigenen Immobilie erwägen.
Der typische Sachwertinvestor: Hohes Einkommen und Anlagevermögen, gute Bildung und hoher Kenntnisstand bei Kapitalanlagen. Insgesamt sind insbesondere Männer mit hohen Bildungsabschlüssen, die aus den höheren Einkommensclustern kommen, sowie Kenntnisse im Bereich Kapitalanlagen haben, besonders sachwerteaffin.
Sachwerte machen Investoren zufrieden. Dass der Kauf von Sachwerten zu Kapitalanlagezwecken eine gute Entscheidung war, zeigt die Zufriedenheit der Sachwertbesitzer mit ihrer Investition. Nur 15 Prozent von ihnen sind unglücklich mit ihrer Sachwertanlage, 60 Prozent dagegen sind zufrieden.
Private befürchten, professionelle Investoren hätten einen Wissensvorsprung. Allerdings sind immerhin 69 Prozent der Ansicht, dass die Informationen an den Finanzmärkten ungleich zu Gunsten von professionellen Investoren verteilt sind.
Die meisten Kunden werden von ihrer Bank nicht auf Sachwerte als Investitionsmöglichkeit angesprochen. Obwohl die Zufriedenheit mit der Anlage in Sachwerte hoch und Sachwerte nach Ansicht der Studienteilnehmer ein geeignetes Mittel zur Absicherung gegen Inflation sind, werden diese selten von Banken angesprochen. Lediglich etwa jeder Vierte wurde im Beratungsgespräch von seinem Bankberater auf Sachwertinvestitionen angesprochen.
Methodik
Die Studie "Sachwertorientierung in der Kapitalanlage von Privatpersonen" ist die zweite Studie der Sparda-Bank Hamburg eG und des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin zum Thema Sachwertanlagen von Privatpersonen. Die erste Erhebung wurde im Jahr 2011 durchgeführt. Sie soll die Einstellung und Bedeutung von Sachwerten für Privatpersonen in Deutschland analysieren. Dabei soll insbesondere deren Stellenwert in Bezug auf die aktuelle wirtschaftliche Situation dargestellt werden. Im Rahmen der Studie wird explizit auf einkommens-, vermögens- und altersbezogene Unterschiede in der Bevölkerung sowie Differenzen nach Risikobereitschaft eingegangen. Die Sparda-Studie stützt sich auf repräsentative Befragungen von mehr als 2.000 Personen über 18 Jahren sowie eigene Berechnungen.
Die Haupt-Ergebnisse der soeben erschienenen Studie "Sachwertorientierung in der Kapitalanlage bei Privatpersonen" werden auch in dem Buch "Sachwerte: Anlagemöglichkeiten, Investitionsmotive und Einstellungen von Privatpersonen" festgehalten. Die Schrift wurde von Dr. Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg eG und Professor Jens Kleine vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin veröffentlicht.
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