Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Der neunhunderttausendste Tote hat einen Namen
Gedenkveranstaltung am 9. September in Sebesh
Kassel (ots)
Wer war Vinzent Cieluch? Wir wissen nicht viel über ihn. Seine Eltern kamen aus Polen. Er wuchs in Borgsdorf in Brandenburg auf und hatte sechs Schwestern. Als er mit 32 Jahren als Angehöriger des 323. Infanterie-Regimentes am 10. März 1944 fiel, hinterließ er eine Ehefrau und einen kleinen Sohn.
Vinzent Cieluch ist der neunhunderttausendste Kriegstote, den der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Osteuropa seit 1992 geborgen hat. Seit 25 Jahren existiert das deutsch-russische Kriegsgräberabkommen. Seitdem sucht und birgt der Volksbund im Auftrag der Bundesregierung Kriegstote in Osteuropa. Das sind häufig gefallene deutsche Soldaten, aber auch Kriegsgefangene und Zivilisten.
Behutsame Beziehungspflege in frostigen Zeiten
Nach 1945 wurden Millionen Menschen in Osteuropa vermisst. Es ist kaum zu beziffern, wie viele von ihnen die Mitarbeiter des Volksbundes bergen konnten. Der Volksbund arbeitet gemeinsam mit der Deutschen Dienststelle in Berlin daran, die Gebeine der Toten in mühevoller Recherchearbeit zu identifizieren und für ein würdiges Begräbnis zu sorgen. Für viele Menschen war und ist die Nachricht, dass der vermisste Bruder, Sohn, Vater oder Großvater gefunden wurde, eine traurige Gewissheit. Gleichzeitig tröstet es sie, zu wissen, dass er würdig bestattet wird und dass es für sie einen Platz zum Trauern gibt.
Es gibt mehrere Anlässe zur Gedenkveranstaltung am 9. September in Sebesh (Russ. Föderation). Der Friedhof wurde vor zehn Jahren eingeweiht. Bis 31.12.2016 wurden dort 34.991 Tote bestattet und Stelen mit 18.477 Namen beschriftet. Die Zubettungen von Toten und Beschriftungen von Namen werden kontinuierlich weiter durchgeführt. Ebenfalls seit zehn Jahren führen deutsche und russische Soldaten gemeinsam Pflegeeinsätze auf den Kriegsgräberstätten durch - eine behutsame Beziehungspflege in Zeiten, in denen das Verhältnis beider Staaten eher frostig ist. Dabei ist auch das 25-jährige Bestehen des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommen eine Grundlage der Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und den Ländern der Russischen Föderation.
Der 900.000ste Tote in Osteuropa wird beigesetzt
Am 9. September wird Vinzent Cieluch als einer von fünf Toten feierlich auf der Kriegsgräberstätte in Sebesh eingebettet. Er starb am 10. März 1944 in Schestowo. Dass er nun auf dem Friedhof in Sebesh ein würdiges Grab findet, ist für seine Angehörigen ein großer Trost. Die zwanzigjährige Urenkelin hatte sich nach erfolgloser Suche an den Volksbund gewandt und erhielt vor wenigen Tagen die Gewissheit, dass Vinzent Cieluch gefunden und identifiziert wurde.
Die Gedenkveranstaltung auf der Deutschen Kriegsgräberstätte in Sebesh am 9. September beginnt gegen 11.30 Uhr nach einer Kranzniederlegung zum Gedenken an die sowjetischen Kriegstoten. Vera Wassiljewna Jemeljanowa, Erste Stellvertreterin des Gouverneurs des Gebietes Pskow und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Rüdiger Freiherr von Fritsch-Seerhausen werden sprechen, die Gedenkansprachen halten Walerij Bronislawowitsch Kudinskij als Vertreter des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation und der Präsident des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan. Zu der Gedenkveranstaltung werden zahlreiche Angehörige aus Deutschland und viele russische Gäste erwartet.
Wenn Menschen auf den Kriegsgräberstätten zusammen arbeiten oder der Toten gedenken, dann engagieren sie sich für den Frieden. Wenn Soldaten die Gräber ihrer Vorfahren, die gegeneinander Krieg führten, nun gemeinsam pflegen und Jugendliche und junge Erwachsene sich in Workcamps kennen und schätzen lernen, dann lebt der Volksbund sein Motto vor: Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, er berät öffentliche und private Stellen, er unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.
Ansprechpartner vor Ort: Arne Schrader (0049 (0)173-5468788) Ansprechpartnerin für die Presse: Diane Tempel-Bornett (0049 (0)173-8688067)
Lage des Friedhofs: 6 Kilometer nordöstlich von Sebesh, am nördlichen Rand der Siedlung Michelewschina
Hinweis: Auf dem Soldatenfriedhof in Sebesh liegt auch ein Sohn von Berthold Brecht begraben: Frank Banholzer. In einem ausführlichen Artikel hat Fritz Kirchmeier sein Leben nachgezeichnet. http://ots.de/Ka1oO
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