Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Volksbund birgt den einmillionsten Kriegstoten in Litauen
Identifizierung in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv in Berlin
Kelme / Berlin / Niestetal (ots)
Es ist ein Meilenstein in der Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.: Heute haben Umbetter in Litauen symbolisch den einmillionsten Kriegstoten seit 1992 in Osteuropa ausgebettet. Das Bundesarchiv, mit dem der Volksbund eng zusammenarbeitet, hat ihn identifiziert.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und mit Abschluss des deutsch-russischen Kriegsgräberabkommens begann die neue Zählung. Die Wegmarke von einer Million kam Anfang September in Sicht. Nach Sondierung der Grablage nahe Kelme stand fest, dass dort ein Toter mit vollständiger deutscher Erkennungsmarke ruht.
Das Foto der Erkennungsmarke ging ans Bundesarchiv Berlin, deren Fachleute in der Abteilung Personenbezogene Auskünfte die Identität des Toten ermitteln konnten: ein Sanitätsgefreiter aus dem heutigen Sachsen-Anhalt - im April 1943 zur Wehrmacht eingezogen und in der 5. Kompanie der Panzer-Aufklärung-Ersatz und Ausbildungs-Abteilung 1 eingesetzt.
Jetzt sucht das Bundesarchiv nach Angehörigen, um die Erkennungsmarke auszuhändigen, stellt Todeszeitpunkt und -ort fest und zeigt den Sterbefall an - das übliche Vorgehen der Kooperation mit dem Volksbund. Dort lagen beim Gräbernachweis weder Verlustmeldung noch sonstige Grablagehinweise vor. Demnach handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen bislang Vermissten.
"Dass hier ein Toter so rasch identifiziert werden konnte, ist die absolute Ausnahme", sagt Arne Schrader, Abteilungsleiter Kriegsgräberdienst, "und war nur möglich, weil wir diese Ausbettung symbolisch vorbereitet und die Erkennungsmarke gefunden haben. Bei 12.000 bis 15.000 Toten, die wir jährlich exhumieren, geht das sonst nicht."
Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan verfolgte die Exhumierung: "Eine Million Menschen ist die Bevölkerung einer Großstadt. Jeder einzelne ist ein Verlust und hat eine Lücke in einer Familie, einem Freundeskreis hinterlassen."
Bundesarchiv-Präsident Michael Hollmann erklärte: "Wir bewahren rund 75 Kilometer personenbezogene Wehrmachts-Unterlagen auf, mit deren Hilfe wir Weltkriegsschicksale klären können. So bleibt die Erinnerung an die Schrecken des Krieges lebendig."
Die Aufgabe, Kriegstote im Ausland zu finden, umzubetten und ihre Gräber zu pflegen, ist noch lange nicht erfüllt. Darum will der Volksbund mit dem "Eine-Million-Projekt" parallel zu den Ausbettungen eine Million Euro Spenden sammeln. Der gemeinnützige Verein finanziert seine Arbeit überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Auf mehr als 830 Kriegsgräberstätten in 46 Ländern pflegt er die Gräber von über 2,8 Millionen Kriegstoten.
Mehr unter www.volksbund.de sowie www.bundesarchiv.de
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