Wenn Pferde vor Übermüdung plötzlich zusammenklappen: Cavallo auf Spurensuche im Schlaflabor
Stuttgart (ots)
Es stimmt, dass Pferde im Stehen schlafen können - nicht aber träumen! Weil im Traumschlaf die Muskeln erschlaffen, müssen sich die Pferde für diese sogenannte REM-Phase hinlegen. Genau das trauen sie sich jedoch manchmal nicht, und das kann gefährlich werden: Je weniger REM-Schlaf Pferde bekommen, desto eher treten sie übergangslos in diese Phase ein - mitunter sogar aus dem Wachzustand heraus - und verlieren aus dem Stand oder der Bewegung sehr plötzlich jegliche Muskelspannung. Sie klappen dann einfach zusammen.
Da solche Situationen sowohl für das Tier eine Verletzungsgefahr darstellen wie auch für die Menschen in seiner Umgebung, ist es wichtig zu diagnostizieren, ob tatsächlich eine Schlafstörung vorliegt. Dafür können Pferde in spezialisierten Schlaflaboren untersucht werden, von denen es zwei in Deutschland gibt. Das Magazin CAVALLO aus dem Special-Interest-Medienhaus Motor Presse Stuttgart war bei den Untersuchungen eines Wallachs in der niedersächsischen Tierklinik Lüsche dabei und berichtet darüber in der heute erscheinenden Ausgabe (12/2021).
Begonnen hat die Erforschung dieser Schlafstörung mit einem Aufruf in CAVALLO, in dem nach Probanden gesucht wurde und sich fast 20 Mal mehr Pferdebesitzer meldeten als erwartet. Inzwischen hat sich bestätigt, dass das Phänomen viel verbreiteter ist als ursprünglich gedacht. "Wenn weiß, worauf man achten muss, kann man das Phänomen fast in jedem Stall beobachten", sagt CAVALLO-Chefredakteurin Linda Krüger. "Es gibt eben sehr viele Gründe, warum ein Pferd zu gestresst sein kann, um sich entspannt hinzulegen, wie beispielsweise Konflikte in der Herde, Schmerzen durch Arthrose, zu wenig oder ungeeignete Liegeflächen."
Mit der Diagnose allein ist es allerdings nicht getan. Bestätigen die Daten aus dem Schlaflabor den Verdacht auf einen REM-Schlaf-Mangel, geht für die Besitzer die Arbeit erst richtig los: Dann müssen sie herausfinden, was ihre Pferde individuell brauchen, um sich künftig wieder gemütlich schlafen zu legen und entspannt zu träumen. Und manchmal reicht es nicht einmal, die Stressoren erfolgreich zu beseitigen, weil sich die Angst vor dem Hinlegen schnell verfestigt. "In einem Fall musste dem Pferd erst antrainiert werden, sich auf Kommando hinzulegen - fast wie bei einem Zirkustrick", erzählt Linda Krüger. "Dabei hat es dann erneut gelernt, dass im Liegen ja gar nichts Schlimmes passiert und sich dann endlich auch wieder zum Träumen hingelegt."
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