Entweder-Oder: Die Ära der friedlichen Koexistenz zwischen Atomkraft und Erneuerbaren Energien geht zu Ende
Berlin (ots)
Deutsche Umwelthilfe nennt Aufforderung der Atomlobby zur Zusammenarbeit "Scheinangebot ohne Realitätsbezug" - Aus- und Aufbau von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse erfordert flexible Kraftwerke, Umbau der Stromnetze und neue Speicher
Als "Scheinangebot ohne Realitätsbezug" hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) die Avancen des Präsidenten des Deutschen Atomforums, Walter Hohlefelder, zur gemeinsamen Stromversorgung aus Atomkraft und Erneuerbaren Energien zurückgewiesen. "Die von der Atomlobby behauptete friedliche Koexistenz zwischen unflexiblen Atomkraftwerken und fluktuierenden Erneuerbaren Energien ist schon in wenigen Jahren aus handfesten physikalischen Gründen eine Schimäre", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake nach einer entsprechenden Äußerung Hohlefelders anlässlich der am heutigen Dienstag in Dresden eröffneten Jahrestagung Kerntechnik 2009.
Wer heute die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke anstrebe, werde morgen gegen den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien zu Felde ziehen und dazu vor allem die vorrangige Einspeisung von Ökoenergie ins Stromnetz ins Visier nehmen, prophezeite Baake. Die habe der Bundestag mit der Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) aber erst zu Jahresbeginn fast einmütig bekräftigt. Baake erinnerte daran, dass der Atomstrombetreiber Eon vor wenigen Wochen im Rahmen einer Anhörung der britischen Regierung schriftlich gefordert hatte, den Anteil der Erneuerbaren Energien im Stromnetz für die Zukunft bei etwa einem Drittel einzufrieren, weil sonst neue Atomkraftwerke nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten. "Weil für Deutschland exakt dasselbe gilt und Hohlefelder das genau weiß, erfüllt die scheinheilige Aufforderung zum friedlichen Miteinander von Atomkraft und Erneuerbaren den Tatbestand der Volksverdummung", sagte Baake. "Es geht eben keineswegs mehr um ein Sowohl-Als-Auch, sondern um Entweder-Oder." Darüber werde die Bundestagswahl am 27. September entscheiden.
Auch Hohlefelders Warnung vor einer im Fall des Ausstiegs-Vollzugs bevorstehenden "Stromlücke" werde durch ständige Wiederholung nicht richtiger. Die Erneuerbaren Energien hätten längst bewiesen, dass sie die Strommengen, die mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie wegfallen, vollständig ersetzen können. Die eigentliche Herausforderung ergebe sich aus dem notwendigern Umbau der Stromnetze und der ebenso dringlichen Flexibilisierung des restlichen Kraftwerksparks. Außerdem müsse in neue Stromspeichertechnologien und ein modernes Verbrauchsmanagement investiert werden. "Hätten die Atomkonzerne in den vergangenen zehn Jahren selbst in großem Stil erneuerbare Stromkapazitäten aufgebaut, statt diese durch alle Gerichtsinstanzen zu bekämpfen, wäre die Diskussion über die Integration der Erneuerbaren in das absterbende alte Stromsystem heute eine unspektakuläre Begleiterscheinung der Energiewende." Mit ihrer nach wie vor großen Macht hätten die Konzerne bei eigenem Engagement schon aus reinem Eigeninteresse dafür gesorgt, dass der Systemumbau mit dem Auf- und Ausbau der erneuerbaren Stromkapazitäten Schritt hält.
Baake forderte die Atomkraftbetreiber auf, "zum vor acht Jahren unterzeichneten Atomkonsens zurückzukehren, statt um kurzfristiger Gewinninteressen Willen, immer und immer wieder die Schlachten von gestern zu schlagen". Heute seien die Erneuerbaren Energien die größte Chance des Industriestandorts und Exportweltmeisters Deutschland. Ihr Erfolg werde weit über die Branche hinaus dafür sorgen, dass Deutschland als ökologisch orientiertes High-Tech-Land einen guten Weg aus der Wirtschaftskrise finde. 27.000 Megawatt Windenergie sind allein im Jahr 2008 weltweit neu ans Netz gegangen und 0 Megawatt Atomkraft, rechnete Baake vor. Der heutige Präsident des Deutschen Atomforums habe als damaliger Eon-Manager Anfang dieses Jahrzehnts mit der Bundesregierung eine Vereinbarung über den Atomausstieg ausgehandelt, in der der Satz stehe: "Beide Seiten werden ihren Teil dazu beitragen, dass der Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird." Baake: "Es wäre hilfreich, wenn sich Walter Hohlefelder und andere ehrbare Kaufleute an die von ihnen unterzeichneten Vereinbarungen halten würden".
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