Fünf Jahre Pariser Klimaabkommen: Profitgier der Kühlgerätehersteller Bosch, AEG, Bauknecht & Co. für über 1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich
Berlin (ots)
- Um pro ausgedientem Kühlgerät wenige Euro Entsorgungskosten zu sparen, weigern sich Kühlgerätehersteller europäische Entsorgungsstandards einzuhalten
- BSH-Vorständin Carla Kriwet verantwortet 266.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, Electrolux Geschäftsführer Michael Geisler (AEG-Geräte) 150.000 Tonnen CO2 und der Geschäftsführer von Bauknecht Jens-Christoph Bidlingmaier 92.000 Tonnen CO2
- Deutsche Umwelthilfe fordert Kühlgerätehersteller bis Jahresende zur Umsetzung europäischer Entsorgungsstandards nach dem Stand der Technik auf
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) macht anlässlich des fünften Jahrestages des Pariser Klimaschutzabkommens am 12.12.2020 auf das ungeheure Ausmaß der Klimabelastung durch unsachgemäß entsorgte FCKW-haltige Kühlgeräte aufmerksam. Aktuelle Daten belegen, dass durch die Nichteinhaltung von Entsorgungsstandards in Europa jedes Jahr Klimagasemissionen von 6,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten entstehen. Allein für Deutschland ergeben sich vermeidbare Emissionen von mehr als einer Million Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Für die Entsorgung alter Kühlgeräte sind deren Hersteller verantwortlich.
Obwohl seit langem die umweltfreundlichen europäischen Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 bestehen, hat sich in Deutschland kein Hersteller zu deren verbindlicher Einhaltung verpflichtet. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband fordert deshalb von den Geschäftsführern der fünf großen deutschen Kühlgeräteproduzenten, Carla Kriwet (BSH), Michael Geisler (Electrolux), Jens-Christoph Bidlingmaier (Bauknecht Hausgeräte), Andreas Böhm und Kristian Koch (beide Liebherr) sowie Jacek Rutkowski (Amica), unsachgemäße Entsorgungspraktiken sofort zu stoppen, europäische Entsorgungsstandards nach dem Stand der Technik verbindlich umzusetzen und echten Klimaschutz zu betreiben.
"Für die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele sind enorme Kraftanstrengungen aller gesellschaftlichen Akteure notwendig. Große Mengen FCKW aus nicht sachgerecht entsorgten Kühlgeräten heizen massiv den Klimawandel an, nur, weil deren Hersteller ein paar Euro Entsorgungskosten einsparen wollen. Das ist nicht akzeptabel! Besonders dreist ist es, wenn führende deutsche Unternehmen wie Bosch sich als sehr nachhaltig präsentieren, aber alles andere als nachhaltig handeln. Kühlgerätehersteller müssen endlich Verantwortung übernehmen und den beauftragten Recyclingunternehmen verpflichtend Entsorgungsstandards nach dem Stand der Technik vorgeben sowie deren Einhaltung sicherstellen", sagt die Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz.
Weil die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer festlegen, was in der Verantwortlichkeit ihres Unternehmens geschieht, hat die DUH auf Basis aktueller Daten den Spitzenvertretern der großen deutschen Kühlgerätehersteller ihren persönlichen Beitrag zum Klimawandel zugeordnet. So verantwortet die Geschäftsführerin des Marktführers BSH Carla Kriwet in Deutschland jährliche Emissionen von umgerechnet 266.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. Electrolux-Geschäftsführer Michael Geisler (Hersteller von AEG-Geräten) ist für jährliche Emissionen von 150.000 Tonnen CO2 verantwortlich. 92.000 Tonnen CO2-Äquivalente entstehen jährlich durch die unsachgemäße Kühlgeräteentsorgung des Herstellers Bauknecht, dem Jens-Christoph Bidlingmaier vorsitzt. Die Geschäftsführer Andreas Böhm, Kristian Koch (Liebherr-Geräte) sowie Jacek Rutkowski (Amica- und Samsung-Geräte) verantworten jeweils Emissionen von 69.000 Tonnen CO2 jährlich.
"In ihren Nachhaltigkeitsberichten brüsten sich die Kühlgerätehersteller mit ihrem Umwelt- und Klimaengagement. Die Realität sieht anders aus. Die Entsorgungspraxis in Deutschland gehört zu den schlechtesten in ganz Europa. Dabei könnten sie als Auftraggeber den Recyclern sehr einfach höhere Umweltstandards vorgeben. Wenn Nachweise zur sachgerechten Entsorgung ausgedienter Kühlgeräte von den beauftragten Recyclern nicht erbracht werden können, muss das Konsequenzen haben und durch die Gerätehersteller knallhart sanktioniert werden. Ein Wegschauen, so wie bisher, darf es nicht länger geben", fordert Thomas Fischer, Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft bei der DUH.
Hintergrund
Viele ältere Kühlgeräte enthalten noch immer FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), obwohl diese wegen ihrer Schädlichkeit für die Ozonschicht und das Klima schon lange verboten sind. Die im Kühlmittel und der Isolierung enthaltenen FCKW eines Kühlschranks besitzen ein Treibhauspotential von 2,7 Tonnen CO2 und dürfen deshalb auf keinen Fall in die Atmosphäre gelangen. Insgesamt haben die etwa 3 Millionen Kühlgeräte, die jedes Jahr in Deutschland ausgemustert werden, ein Treibhauspotenzial von etwa zwei Millionen Tonnen CO2. Nach dem gesetzlich vorgegebenen Stand der Technik müssen aus alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent der enthaltenen Treibhausgase entnommen werden. Tatsächlich sind es in deutschen Recyclinganlagen aber deutlich weniger, da viele Anlagen FCKW aus der Isolierung der Kühlgeräte nur unzureichend zurückgewinnen und bei der Mengenermittlung fälschlich Wasser als FCKW werten.
Links:
Eine Übersicht zur vermeidbaren Belastung des Klimas durch die fünf größten deutschen Kühlgerätehersteller und über die Verantwortung von deren Geschäftsführern finden sie unter: http://l.duh.de/p201211
Grafiken, Flyer, Hintergrundpapiere sowie weitere Informationen zur Kühlgeräteentsorgung finden Sie unter: http://l.duh.de/kuehlgeraete
Pressekontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-43, 0151 18256692, fischer@duh.de
Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft
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