Wärmewende im Gebäudesektor: Deutsche Umwelthilfe fordert Bauminister Horst Seehofer dazu auf, Lebenszyklusbetrachtung im Klimaschutz-Sofortprogramm zu verankern
Berlin (ots)
- Der verstärkte Einsatz innovativer Dämmstoffe senkt den Energieverbrauch von Gebäuden und schont Ressourcen
- Klimaschutz-Sofortprogramm für Gebäudesektor muss gesamten Lebenszyklus von Gebäuden betrachten und den Einsatz kreislauffähiger Baustoffe stärken
- DUH fordert Bauminister Horst Seehofer zur Stärkung innovativer und umweltschonender Dämmkonzepte auf
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesbauminister Horst Seehofer dazu auf, die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden im geplanten Klimaschutz-Sofortprogramm für den Gebäudesektor zu verankern. So können Anreize für besonders nachhaltige Dämmkonzepte geschaffen werden. Bisher konnten sich umweltfreundliche Innovationen im Bereich der Wärmedämmung oft nicht durchsetzen. Grund hierfür sind etwa fehlende Anforderungen an die Recyclingfähigkeit und den Energieverbrauch bei der Herstellung und Entsorgung von Baumaterialien. Horst Seehofer muss deswegen die Vorgaben für die Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden nicht erst so wie im Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgesehen 2023 etablieren, sondern im jetzt schon fälligen Klimaschutz-Sofortprogramm.
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, sagt dazu: "Seit Jahren hat es die Bundesregierung versäumt, die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch des Gebäudebestands nennenswert zu senken. Damit muss jetzt Schluss sein, denn die Verschärfung der deutschen Klimaziele erfordert sofortiges Handeln. Horst Seehofer muss jetzt eine klimazielkonforme Sanierungsoffensive auf den Weg bringen, die Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus mitdenkt und für die Kreislauffähigkeit von Gebäuden und Baustoffen sorgt. Ohne eine nachhaltige Bauwende ist der klimaneutrale Gebäudebestand bis 2045 nicht zu erreichen."
Um die Klimaziele zu erreichen, ist es dringend nötig, das Tempo bei der energetischen Sanierung zu erhöhen. Gleichzeitig ist die Produktion von Dämmstoffen teilweise mit einem hohen Energie- und Ressourcenaufwand verbunden, der in der Bilanzierung keine Berücksichtigung findet. Durch den erhöhten Materialeinsatz ist zudem mit einem Anstieg der Dämmstoffabfälle zu rechnen, die bisher kaum recycelt oder wiederverwendet werden. Die DUH fordert Bauminister Seehofer mit den heute veröffentlichten politischen Handlungsempfehlungen dazu auf, Nachhaltigkeitspotenziale im Bereich der Dämmstoffe zu erschließen und bestehenden Innovationen zu einer besseren Marktdurchdringung zu verhelfen.
Damit sich umweltfreundliche Dämm-Innovationen in der Praxis auch durchsetzen können, müssen sie von der Politik unterstützt werden. Hierzu schlägt die DUH etwa den Ausbau von Förder- und Bildungsprogrammen vor sowie gesetzliche Anreize zur Verwendung von Recyclingbaustoffen. Die DUH fordert, dass sich Gebäude grundsätzlich einfacher rückbauen und recyceln lassen, etwa indem digitale Gebäudepässe eingeführt und Bauabfälle besser getrennt werden. Durch die Ausweitung des Prinzips der erweiterten Herstellerverantwortung auf Baustoffe soll zudem deren Ökodesign und umweltgerechte Entsorgung verbessert werden.
"Bei der Dämmung - aber auch allen anderen Baustoffen - müssen Herstellung, Bau, Rückbau und Entsorgung unbedingt zusammen gedacht werden. Aktuell gibt es weder eine Pflicht zur Erstellung von digitalen Gebäudepässen, die festhalten, welche Materialien verbaut wurden, noch verbindliche Bauteilsichtungen vor dem Abriss oder eine konsequente Förderung von Recyclingkonzepten. So wird großes Potenzial zum Umweltschutz verschenkt. Zur Stärkung innovativer und nachhaltiger Dämmkonzepte müssen Förderprogramme und Ordnungsrecht deshalb umgehend auf Klima- und Ressourcenschutz ausgerichtet werden", kommentiert Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter im Bereich Kreislaufwirtschaft der DUH.
Eine neue Informationsbroschüre der DUH zu diesem Thema zeigt die Vielfalt an nachhaltigen und innovativen Dämmkonzepten. So hat Dämmung aus recycelten Jutesäcken beispielsweise eine besonders gute Ökobilanz, während die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen wie Rohrkolben Natur- und Klimaschutz zusammen denkt. Neue Herstellungsverfahren senken zudem den Energieeinsatz etablierter Dämmstoffe. Erstmals können auch mit dem Flammschutzmittel HBCD behandelte Polystyrol-Dämmstoffe aus dem Rückbau recycelt werden.
Hintergrund:
Ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen und rund 35 Prozent des deutschen Energieverbrauchs entfallen auf den Gebäudesektor. Durch bessere Dämmung kann der Energieverbrauch von Gebäuden massiv reduziert werden. Aufgrund des gravierenden Sanierungsbedarfs in den kommenden Jahren wird der Einsatz von Dämmstoffen von derzeit circa 2 Millionen Tonnen pro Jahr daher stark ansteigen. Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes "Innovationen Wärmedämmung" lokalisiert die DUH in Fachgesprächen mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft deshalb Marktbarrieren und Hemmnisse für umweltfreundliche Innovationen und Verfahren bei der Wärmedämmung von Gebäuden. Durch das Projekt sollen Dämmkonzepte, die Klima- und Ressourcenschutz zusammendenken, gestärkt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Links:
- Politische Handlungsempfehlungen zur Stärkung umweltfreundlicher Innovationen der Wärmedämmung: http://l.duh.de/p210615
- Informationsbroschüre "Innovationen der Wärmedämmung": http://l.duh.de/p210615
- Weitere Informationen und Hintergrundmaterialien zum Thema Wärmedämmung: http://l.duh.de/waermedaemmung
Pressekontakt:
Kontakt:
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Philipp Sommer, Stellvertretender Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-462, sommer@duh.de
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