NABU und Deutsche Umwelthilfe fordern Neustart der Naturschutzfinanzierung
Berlin (ots)
- Bei Koalitionsverhandlungen muss neben Klimaschutz auch Erhalt der biologischen Vielfalt Priorität haben
- Verbände fordern zusätzlich mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr für Naturschutz
- Moore, Wälder und Gewässer müssen großflächig renaturiert werden
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordern zur Abschlussrunde der Koalitionsverhandlungen einen Neustart der Naturschutzfinanzierung. Bei den Koalitionsverhandlungen kommt es jetzt darauf an, neben dem Klimaschutz auch die Erhaltung der biologischen Vielfalt zur Priorität zu machen. Eine echte Naturschutz-Offensive ist überfällig: Moore, Wälder und Gewässer müssen großflächig renaturiert, Schutzgebiete aufgewertet und ökologische Mindeststandards in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft endlich durchgesetzt werden. Die EU-Agrarmilliarden müssen im Sinne des Klima- und Umweltschutzes umverteilt und Landwirtinnen und Landwirte für ökologische Leistungen honoriert werden. Das europaweite Schutzgebietssystem Natura 2000 muss aufgewertet und auch in Deutschland komplettiert werden. Nur so kann die neue Bundesregierung weitere Strafverfahren durch die Europäische Kommission und Strafzahlungen in Millionenhöhe abwenden.
Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer: "Wir brauchen für die großen Aufgaben, die im Naturschutz vor uns liegen, zwei stabile Pfeiler: Erstens einen Sonderrahmenplan Biodiversität in der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz, primär für Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen. Und zweitens einen eigenständigen Renaturierungsfonds, der sich beispielsweise aus dem Energie- und Klimafonds der Bundesregierung speisen könnte, und die Wiederherstellung von Ökosystemen voranbringt. Naturschutz ist auch Klimaschutz. Intakte Ökosysteme speichern große Mengen Kohlenstoff und tragen außerdem zur Anpassung an den Klimawandel bei. Gesunde Wälder speichern beispielsweise Wasser und Flussauen halten Hochwasser zurück. Der Naturschutz braucht deshalb eine eigenständige Finanzierung mindestens in Höhe von 10 Prozent des Energie- und Klimafonds der Bundesregierung. Zudem kann es Kompensationszahlungen für dringend notwendige Projekte der Energiewende und der ökologischen Verkehrsinfrastruktur geben - diese können die dringend notwendige Finanzierung der gesellschaftlichen Aufgabe Naturschutz aber bestenfalls ergänzen, keinesfalls jedoch ersetzen."
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Vor der Weltnaturschutzkonferenz, die im Frühjahr 2022 in Kunming in China stattfindet, muss die neue Bundesregierung die Mittel für die internationale Naturschutzkooperation und den Wälderschutz deutlich aufstocken und eine große globale Initiative zur Renaturierung von Ökosystemen ins Leben rufen. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine Aufgabe, die nicht hinter den ebenso wichtigen Klimaschutz zurücktreten darf. Die Ankündigung zum globalen Wälderschutz auf der heute zu Ende gehenden Klimaschutzkonferenz in Glasgow kann so mit Leben gefüllt werden."
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