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Der Schweinswal in der Ostsee ist vom Aussterben bedroht

Radolfzell (ots)

Dem Schweinswal in der Ostsee ist jeder dritte
Sonntag im Mai gewidmet. Doch der Ehrentag, in 2006 der 21. Mai, ist 
kein Tag zum Feiern. Der Kleine Tümmler, wie der etwa 1,60 m lange 
schwarz-weiße Wal mit der stumpfen Schnauze auch heißt, hat in der 
Ostsee kaum eine Überlebenschance. In der Östlichen und Zentralen 
Ostsee leben nach Hochrechnungen noch höchstens 600 Schweinswale, in 
der Westlichen Ostsee etwa 800 bis 2000. Etwas besser geht es ihnen 
in Kattegat und Beltsee, so wie in der Nordsee. "Doch auch hier 
sterben jedes Jahr mehr Tiere als geboren werden", sagt die
Meeresbiologin Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der 
Meeressäugetiere (GSM). "Das kann kein Bestand verkraften".
Schadstoffe, Unterwasserlärm und Kiesabbau vom Meeresboden, aber 
vor allem die Fischerei machen den sensiblen Meeressäugern das 
Überleben schwer. Zu viele sterben in nicht für sie ausgebrachten 
Fischernetzen, im sogenannten Beifang. Sie können die modernen Netze 
aus Kunststoffgarn weder sehen noch mit ihrem Echolot erfassen. Sie 
verheddern sich und ersticken elendig.
Um den einzigen Wal der Ostsee vorm Aussterben zu bewahren, wurde 
unter dem "Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee" 
(ASCOBANS) ein Rettungsplan entwickelt. Er rät zur Umrüstung auf 
weniger gefährliche Fischfangtechniken: Von Treibnetzen auf 
Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen. Er rät auch zu 
Öffentlichkeitsarbeit und Schutzgebieten, wie sie für 
Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen von "Natura 
2000" ohnehin Pflicht geworden sind.
Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) bittet seit
2002 Seefahrer um Mithilfe: Melden Sie der GSM Schweinswalsichtungen,
möglichst mit ausführlichen Angaben wie GPS-Daten unter 
www.gsm-ev.de. 869 Sichtungen erhielt die GSM für die Saison 2005, 
die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf eine Seekarte übertragen 
hat. In diesem Jahr verbindet die GSM ihr Projekt mit einem Foto- und
Videowettbewerb, der mit Mitteln der Deutschen Umwelthilfe (DUH) 
gefördert wird. "Jedes Lebenszeichen hilft", sagt Jörg Dürr-Pucher, 
Geschäftsführer der DUH. "Zumal manche Politiker und Fischer nur zu 
gern ein Scheitern des Rettungsplans sehen würden." Ihr Motto: Wo 
keine Schweinswale sind, werden Rettungsmaßnahmen überflüssig. Dabei 
haben auch die Fischbestände Schutz längst bitter nötig.
"Die Sichtungsdaten helfen, Schutzgebiete einzurichten - und zu 
verteidigen", sagt Hans-Jürgen Schütte, Initiator des 
GSM-Sichtungsprojektes. "Doch keine Angst. Naturverträglicher 
Wassersport, wird genau wie nachhaltige Fischerei dadurch nicht 
beeinträchtigt werden." Die Ergebnisse des Foto- und Videowettbewerbs
werden am 20. Oktober 2006 im Deutschen Meeresmuseum (DMM) in 
Stralsund bekannt gegeben.
Das DMM führt seit 2002 ein akustisches Monitoring in der gesamten
deutschen Ostsee durch. Schweinswaldetektoren registrieren die 
Echoortungslaute der Kleinwale, mit denen diese sich orientieren und 
jagen. "Ich freue mich sehr, dass uns die Detektoren so hervorragende
Ergebnisse über das Vorkommen von Schweinswalen liefern. Dabei müssen
wir leider aber auch erkennen, dass in der östlichen deutschen Ostsee
nur sehr wenige Schweinswale registriert werden, was für einen sehr 
kleinen Bestand spricht." meint Dr. Harald Benke, Walforscher und 
Direktor des Deutschen Meeresmuseums.
Historische Dokumente belegen, dass Schweinswale einst überall in 
der Ostsee lebten. Sie wurden auch als "Meerschwein" gegessen. Heute 
kommen sie fast nur noch im südwestlichen Teil, vor den Küsten 
Dänemarks, Deutschlands und Schwedens vor, aber nur noch selten in 
finnischen und polnischen Gewässern. Eine etwaige Grenze liegt in 
Höhe der dänischen Insel Bornholm. Ein Rettungsplan kann natürlich 
nur funktionieren, wenn dem Ostsee-Wal keine tödlichen Fallen mehr 
gestellt werden und er eine Chance bekommt, seine angestammte Heimat 
wieder zu erobern: die ganze Ostsee.
Für Rückfragen:
Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), 
Petra Deimer und Hans-Jörg Schütte
Tel.: 0 4106 4712, Fax: 04106 4775, E-Mail:  pdeimer@gsm-ev.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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