Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Ungedeckter Verhütungsbedarf in Afrika - Eine Frage der Selbstbestimmung
Hannover (ots)
Knapp jedes zehnte Mädchen in Afrika bekommt ihr erstes Kind im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Grund dafür ist auch, dass eine große Zahl von ihnen zwar nicht schwanger werden möchte, aber keine moderne Verhütungsmethode nutzen kann - etwa 7 Millionen junge Frauen in diesem Alter. Im Alter zwischen 20 und 49 Jahren betrifft dies 51 Millionen Frauen. Anlässlich einer Aktionswoche zum Weltverhütungstag (26. September) und zum Internationalen Tag für das Recht auf sichere Abtreibung (28. September) weisen die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) und das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung darauf hin, dass dieser ungedeckte Verhütungsbedarf allein in der Afrikanischen Union jedes Jahr geschätzt zu 27 Millionen unbeabsichtigten Schwangerschaften führt. Davon werden 8 Millionen unter medizinisch unsicheren Bedingungen abgebrochen, was jährlich für 15.000 Frauen tödlich endet.
"Jede Frau muss selbstbestimmt entscheiden können, ob und wie sie verhütet und eine unbeabsichtigte Schwangerschaft sicher beenden können", fordert Angela Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der DSW. Das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ist ein Kernelement der Geschlechtergerechtigkeit. Die unbeabsichtigten und insbesondere auch die viel zu frühen Schwangerschaften haben meist zur Folge, dass die Mädchen die Schule abbrechen und auf lange Sicht kein selbstbestimmtes Leben führen können. "Es braucht altersgerechte Verhütungsmittel, in deren Erforschung und Weiterentwicklung dringend investiert werden muss", erklärt Bähr. In Afrika südlich der Sahara, wo 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt sind, ist aber nicht nur der Bedarf an altersgerechten Verhütungsmethoden, sondern auch an Sexualaufklärung enorm hoch. Neben der entsprechenden, jugendfreundlichen Beratung bedarf es vor allem Gesundheitsdiensten zur Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten, zur Mütter- und Neugeborenenversorgung und zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen.
"Wie sich die Region in Zukunft entwickelt, ist auch davon abhängig, wie selbstbestimmt Frauen und Mädchen Entscheidungen über ihre Familienplanung treffen können", betont die Direktorin des Berlin-Instituts, Catherina Hinz. "Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Geschlechtergerechtigkeit einer der Schlüsselfaktoren für die Entwicklung von Staaten ist." Im Sinne einer feministischen Außen- und Entwicklungspolitik ist nicht nur in Afrika ein stärkeres politisches und gesellschaftliches Engagement im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte dringend erforderlich. "Körperliche Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht, das weltweit zunehmend wieder in Frage gestellt wird", mahnt Hinz. Die verschärften Gesetzgebungen gegen die LGBTQIA-Community in mehreren afrikanischen Staaten weisen ebenso in diese Richtung, wie die Einschränkungen des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in den USA und Entwicklungen bei europäischen Nachbarn wie Polen, Ungarn oder Malta. Nicht zuletzt geht es hier um ein Kernthema im Kampf für mehr Geschlechtergerechtigkeit, bei dem die Bundesregierung eine führende Rolle einnehmen sollte.
Aktuelle Zahlen und Fakten finden Sie in dem heute gemeinsam von Berlin Institut und DSW veröffentlichten Factsheet
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Ungedeckter Bedarf an Familienplanung bei verheirateten Frauen
Über die DSW
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation, mit dem Ziel, das Potenzial der größten Jugendgeneration aller Zeiten zu fördern, um damit zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Sie ermöglicht jungen Menschen in Ostafrika den Zugang zu jugendgerechten Gesundheitsinformationen und modernen Verhütungsmitteln, und setzt sich auch auf politischer Ebene für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ein, insbesondere für junge Frauen und Mädchen. Darüber hinaus arbeiten die Büros in Europa und Ostafrika für die gendergerechte Förderung von Forschung und Innovation zur Bekämpfung armutsassoziierter Krankheiten.
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