Heizen mit Abwasser: Ein neuer Weg der Wärmenutzung
Nürnberg (ots)
Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, ist in Wahrheit eine saubere Sache: Wärmegewinnung aus Abwasser für Wohn- und Geschäftsimmobilien.
Es gibt eine alternative Energieressource, die unbemerkt nur ein paar Meter unter der Erde liegt: Ein enormes Wärmepotenzial steckt in Abwasser, das ungenutzt in die Kanalisation fließt. Das Brauchwasser hat eine Durchschnittstemperatur von 12 bis 20 Grad. Mit Hilfe einer Wärmepumpe kann dem Abwasser die Wärme entzogen und für die Heizung genutzt werden. Die Idee, die dahinter steht ist simpel: Ein Wärmetauscher wird in der Kanalisation angebracht der bei dem technischen Verfahren bis zu 60 Grad heißes Wasser erzeugt. Wirtschaftlich interessant wird ein Abwasserwärmesystem ab 50 Wohnungen, berichtet das Immobilienportal Immowelt.de. Weiterer Vorteil: im Sommer lässt sich mit der gleichen Technik Kälte für Klimaanlagen erzeugen.
Bewilligung einholen
Um Abwärme aus einem Kanal zu gewinnen, ist das Einverständnis der Stadtwerke erforderlich. Der Grund: Abwasser kühlt beim Wärmeentzug ab. Dadurch wird der Betrieb der Abwasserreinigungsanlage beeinflusst.
Wärmequelle Abwasser bisher weitgehend ungenutzt
Für die Wärmenutzung und Installation der Wärmetauscher muss ein minimaler Kanaldurchmesser von 80 Zentimetern vorhanden sein. Solche Abwasserröhren sind in der Regel in Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern vorhanden. Spätestens wenn eine Kanalsanierung ansteht, kann die Abwasserwärmenutzung zur Energie sparenden Wärmeversorgung größerer Gebäude oder Wohnsiedlungen in Erwägung gezogen werden, berichtet das Immobilienportal Immowelt.de. Unsere Nachbarn in der Schweiz sind in diesem Punkt fortschrittlich: Bei Zürich wurde eine Pilotanlage zur Abwasserwärmenutzung gebaut. Bereits seit Herbst 1999 werden damit rund 900 Wohnungen von zwei Baugenossenschaften und einer Versicherungskasse beheizt. 40 Prozent der Energie für die Wassererwärmung und Raumheizung von Wohnungen, Büroräumen, Läden und einem Restaurant werden so gewonnen. Damit wurden rund 600.000 Liter Heizöl eingespart.
Interessante Alternative bei steigenden Energiepreisen
Die Grundlastversorgung im Rahmen eines Gesamtwärmebedarfs von 300 Kilowatt kostet 350.000 Euro. Dazu kommen Verlegearbeiten, die noch einmal mit 30.000 Euro zu Buche schlagen. Wegen knapper werdender Energieressourcen und weiter steigender Ölpreise ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Abwasser-Heizverfahren rechnet. Im so genannten Gesundheitshaus in Leverkusen, wurden dank Abwasserwärmenutzung bislang rund 20.000 Euro eingespart. Theoretisch reicht die Abwasserwärme in Deutschland aus, um den Heizbedarf von rund zehn Millionen Einwohnern zu decken, so das Immobilienportal Immowelt.de.
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