Ratenkredite: Rückzahlungsquote lag auch im Corona-Jahr 2020 auf hohem Niveau
Wiesbaden (ots)
SCHUFA veröffentlicht im Risiko- und Kredit-Kompass 2021 Analysen zum Kredit- und Konsumverhalten von Verbrauchern in Deutschland für das Jahr 2020 // Rückzahlungsquote auf konstant hohem Niveau // Kein Anstieg der Zahlungsstörungen und Insolvenzen // Regionale Unterschiede im Zahlungsverhalten erkennbar // Nord-Süd-Gefälle auch beim Privatverschuldungsindex
Auch im wirtschaftlich schwierigen Corona-Jahr 2020 zahlten Verbraucher ihre Ratenkredite sehr zuverlässig zurück: Wie in den beiden Vorjahren wurden 97,9 Prozent der Kredite ordnungsgemäß bedient. Das ist das Ergebnis des SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2021. Die Studie bildet das Zahlungsverhalten der Verbraucher in Deutschland für das Jahr 2020 ab, inklusive regionaler Auswertungen bis hinunter auf Kreisebene.
"Seit mehr als einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie den Alltag der Menschen in Deutschland. Doch die deutsche Wirtschaft zeigt sich bisher äußerst widerstandsfähig. Auch die Welle von Überschuldungen und Privatinsolvenzen, die in der öffentlichen Diskussion häufig beschworen wird, ist bisher ausgeblieben", sagt Dr. Ole Schröder, Mitglied des Vorstands der SCHUFA Holding AG. Dies liege zum einen an den umfassenden Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung - aber auch an dem im internationalen Vergleich sehr stabilen deutschen Kreditsystem: "Das Rückzahlungsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ist auch in der Corona-Krise auf konstant hohem Niveau. Das zeigen nicht nur unsere Auswertungen für das Jahr 2020, sondern auch die ganz aktuellen Zahlen auf unserem Corona-Dashboard."
Über 90 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine positive Kreditbiographie
Zu 91 Prozent der Verbraucher über 18 Jahren in Deutschland hatte die SCHUFA 2020 ausschließlich sogenannte Positivinformationen gespeichert. Zu der überwiegenden Mehrheit der Menschen in Deutschland liegen demnach keine Informationen zu Zahlungsstörungen vor. Die SCHUFA hatte 2020 zu insgesamt neun Prozent der Verbraucher in Deutschland mindestens ein weiches oder hartes Negativmerkmal gespeichert - darunter zum Beispiel Informationen zu fälligen, gemahnten und unbestrittenen Forderungen oder Informationen zu einem Verbraucherinsolvenzverfahren. Der leichte Rückgang der Vorjahre setzt sich weiter fort (2019: 9,1 Prozent; 2018: 9,2 Prozent).
Regionale Unterschiede bei den Zahlungsstörungen erkennbar
"Unsere Analysen zeigen, dass sich die regionalen Unterschiede bei Zahlungsstörungen der vergangenen Jahre weiter verfestigt haben. Örtliche Unterschiede im Zahlungsverhalten, die mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie in Verbindung gebracht werden können, sehen wir aktuell jedoch nicht. Die Lage ist stabil," so Ole Schröder.
Der regionale Vergleich zeigt, dass in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg 2020 am wenigsten Zahlungsschwierigkeiten zu verzeichnen waren. Der Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte, erreichte in Bayern 6,6 Prozent, in Baden-Württemberg waren es 7,1 Prozent (gegenüber 9 Prozent im Bundesdurchschnitt). In Hessen, Niedersachsen, Brandenburg, Thüringen und Sachsen lagen die Anteile der Personen mit Zahlungsschwierigkeiten 2020 knapp unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt, in Rheinland-Pfalz erreichte der Anteil genau den Bundesdurchschnitt.
In Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt lagen die Anteile der Personen mit Zahlungsschwierigkeiten mindestens einen Prozentpunkt über dem Bundesdurchschnitt. In Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, im Saarland und in Schleswig-Holstein verzeichnet die Studie ebenfalls eine überdurchschnittliche Anzahl von Verbrauchern mit mindestens einem Negativmerkmal. In den Bundesländern Bremen und Berlin war der Anteil der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten auch 2020 am höchsten.
Interaktive Karten finden sich auf dem Corona-Dashboard.
Nord-Süd-Gefälle auch beim Privatverschuldungsindex
Der von der SCHUFA entwickelte Privatverschuldungsindex (PVI) ist eine statistische Kennzahl, die zeigt, wie stark kritische Anzeichen der privaten Verschuldung in einzelnen geographischen Regionen Deutschlands ausgeprägt sind. Darunter fallen zum Beispiel offene oder erledigte Negativ-Merkmale sowie Insolvenzinformationen. Für den PVI gilt: Je niedriger der Wert, desto besser. Der PVI ermöglicht zudem Prognosen für die zukünftige Entwicklung der privaten Verschuldung in Deutschland.
Die Entwicklung des PVI für Gesamtdeutschland war im Zeitraum 2019 bis 2020 positiv, da sowohl die Anzahl der insgesamt bei der SCHUFA gespeicherten Negativmerkmale als auch der Privatinsolvenzen rückläufig ist. Der PVI verbesserte sich 2020 um 60 Punkte auf 931 Punkte.
Insgesamt zeigt die Auswertung für die Bundesländer eine positive Entwicklung - also einen sinkenden PVI. Wie in den vergangenen Jahren zeigt sich allerdings auch hier ein Nord-Süd-Gefälle: So wiesen die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg die niedrigsten und damit besten Indexwerte auf. Das bedeutet, dass dort die Überschuldungsgefahr für Privatpersonen am geringsten war. Am unteren Ende der Ränge befanden sich 2020 Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Sachsen-Anhalt. Diese Bundesländer weisen die höchsten PVI-Werte auf.
Für das laufende Jahr 2021 prognostiziert die SCHUFA einen gesamtdeutschen PVI-Wert von 855 Punkten, was einer Verbesserung um 8,2 Prozent entspricht. Allerdings kennzeichnet eine bisher kaum gekannte Dynamik den Verlauf und die Bekämpfung der Pandemie, in deren Folge sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und damit die finanzielle Betroffenheit einzelner Bevölkerungsgruppen schnell ändern kann. Darüber hinaus haben viele Verbraucher möglicherweise ihre Privatinsolvenz herausgezögert, um von einer für Schuldner vorteilhafteren Verkürzung des Insolvenzverfahrens zu profitieren, so dass es zu einer steigenden Zahl an Privatinsolvenzen im aktuellen und im kommenden Jahr kommen kann.
Interaktive Karten findet sich auf dem Corona-Dashboard.
Kleinkredite werden wieder stärker nachgefragt
2020 hat sich der seit längerem rückläufige Anteil der Kleinkredite von bis zu 1.000 Euro erstmals wieder erhöht und lag bei 19,9 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite (2019: 17,6 Prozent). Allerdings blieb der Anteil der hohen Kreditsummen von mehr als 10.000 Euro mit 43,7 Prozent weiterhin mit Abstand der größte Anteil an den neu abgeschlossenen Ratenkrediten - ein konstanter Wert gegenüber dem Vorjahr.
"Der große Anteil an hohen Kreditsummen zeigt, dass Ratenkredite in Deutschland häufig der Anschaffung größerer langlebiger Konsumgüter dienen. Dass 2020 allerdings der Anteil der kleinen Kredite von bis zu 1.000 Euro wieder gestiegen ist, lässt einen "Lockdown-Effekt" vermuten" interpretiert Ole Schröder "Da auch der Online-Handel aufgrund der Schließungen des stationären Handels boomte, wurden die hier oft angebotenen Finanzierungen auch häufiger nachgefragt"
Die 2020 stärker nachgefragten Kleinkredite beeinflussen auch die durchschnittliche Kredithöhe. Diese ist 2020 im Gegensatz zu den Vorjahren nur noch leicht um 2,2 Prozent auf 12.988 Euro gestiegen. 2019 nahm sie gegenüber 2018 noch um 14,1 Prozent zu (2018: 11.140 Euro; 2019: 12.710 Euro).
Den kompletten SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2021 mit weiteren Auswertungen zum Kreditverhalten der Verbraucher in Deutschland, sowie begleitendes Pressematerial finden Sie in unserem Pressebereich.
Interaktive Karten zu den regionalen Auswertungen finden Sie auf dem Corona-Dashboard.
Aktuelle Zahlen zur Entwicklungen im Kredit- und Rückzahlungsverhalten von Verbrauchern und Unternehmen in der Corona-Krise veröffentlicht die SCHUFA online im Corona-Dashboard.
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