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Der Tagesspiegel: Diakoniepräsident: Mindestlöhne in der Pflege sind ein Ablenkmanöver

Berlin (ots)

Berlin - Vor dem Treffen des Koalitionsausschusses
am Montag abend hat sich Diakoniepräsident Klaus-Dieter Kottnik gegen
Mindestlöhne in der Pflege ausgesprochen. Die überwiegende Mehrzahl 
der Diakonie-Einrichtungen bezahlten ihre Mitarbeiter ohnehin bereits
nach Tarifen, die über dem geforderten gesetzlichen Mindestlohn 
lägen, sagte Kottnik dem Berliner "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe). 
Allerdings gebe es auch kleinere Einrichtungen, die das nicht mehr 
könnten. "Die Gefahr, dass der Tarif angewendet, aber nicht 
refinanziert wird und die Einrichtungen dann kaputt gehen, ist 
gegeben", sagte Kottnik.
Gewerkschaftsvorwürfe, wonach die kirchlichen Arbeitgeber sich 
unsolidarisch gegenüber deutlich schlechter bezahlten Beschäftigten 
privater Anbieter verhielten, wies  Kottnik zurück. Billiganbieter in
der Pflege könnten" ihre Niedriglöhne so oder so nicht mehr lange 
aufrechterhalten", sagte er. Viele fänden deshalb schon jetzt nicht 
mehr genügend qualifizierte Mitarbeiter. Er halte die Diskussion über
Mindestlöhne in der Pflege für ein "Ablenkmanöver". Das eigentliche 
Problem liege darin, "dass die Kostenträger nicht mehr bereit sind, 
in ihren Pflegesätzen die gültigen Tarifverträge zu berücksichtigen".
Nötig sei "eine adäquatere Finanzierung", sagte der 
Diakoniepräsident. Die beschlossene Beitragserhöhung reiche nicht 
aus. "Wenn wir gutes Personal haben wollen, müssen wir es auch 
entsprechend bezahlen. Dieses Problem erledigt sich auch nicht durch 
Mindestlöhne."
Kottnik wandte sich auch gegen die geplante Veröffentlichung von 
Qualitätsberichten des Medizinischen Dienstes aus überprüften 
Pflegeheimen. "Wir stellen uns nicht gegen Kontrolle und 
Qualitätsvergleich", betonte er. Die MDK-Berichte aber seien 
"überhaupt nicht aussagefähig hinsichtlich der tatsächlichen Qualität
von Einrichtungen". Es werde "nicht gefragt, wie die Atmosphäre ist, 
wie mit den alten Menschen umgegangen wird, ob sie zufrieden sind". 
Es gehe darin ausschließlich um äußere Faktoren, um Struktur-, nicht 
Ergebnisqualität.  "Das ist zu wenig."
Der Tagesspiegel
Politikredaktion
Tel. 030-26009-389

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
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