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Der Tagesspiegel: Allianz-Vorstand erwartet Ölpreis von über 200 Dollar - Zinsszenario im Umbruch - Kritik an G8

Berlin (ots)

Die Allianz, Europas größter Finanzkonzern, rechnet
in den nächsten zwei Jahren mit einem Anstieg des Ölpreises um 
mindestens ein weiteres Drittel. "Ich kann nicht sehen, wie wir nach 
dem Jahr 2010 längerfristig einen Ölpreis von unter 200 Dollar haben 
können", sagte Vorstandsmitglied Joachim Faber dem Tagesspiegel 
(Montagausgabe). Die Marke von 200 Dollar hat jüngst auch die 
US-Investmentbank Goldman Sachs genannt. Faber ist im Konzernvorstand
der Allianz für die Tochter Global Investors zuständig, die rund eine
Billion Euro verwaltet und damit zu den fünf größten 
Vermögensverwaltern der Welt gehört.
Kurz vor Beginn des Gipfeltreffens der sieben wichtigsten 
Industrienationen und Russlands (G8) in Japan kritisierte Faber, dass
es in diesem Kreis "immer noch keine verbindlich festgelegten 
Klimaziele" gebe. "Die EU ist vorangegangen, aber die G 8 sind nicht 
gefolgt. Das ist enttäuschend." Der Klimawandel schlage sich im 
Versicherungsgeschäft nieder, biete der Allianz als Investor aber 
auch große Chancen, weil er neue Technologien, Unternehmen und 
Branchen hervorbringe. Aus Pflanzen erzeugter Kraftstoff sei aber 
keine gute Antwort: "Biomasse kann nicht die richtige Lösung bei den 
erneuerbaren Energien sein, wenn dadurch plötzlich der Preis für 
einen Fladen Maisbrot mit dem von einem Fass Öl zusammenhängt."
Auch in Bezug auf die Finanzmärkte kritisierte Faber die G8. "Die 
Finanzkrise ist keineswegs ausgestanden, und ich hoffe sehr, dass sie
auch in den Köpfen der G-8-Vertreter noch nicht abgehakt ist." Zwar 
sei denkbar, dass die Transparenz an den Kapitalmärkten erhöht werden
könne. "Aber ich bin skeptisch, ob wir international zu einheitlichen
und verbindlichen Regeln kommen." Die Finanzkrise habe das Vertrauen 
in die Banken geschwächt und schlage vor allem in den USA, aber auch 
in Deutschland auf die Realwirtschaft durch.
Derzeit drohe steigende Inflation bei stagnierendem Wachstum. "Die
Gefahr einer globalen Stagflation zeigt sich gerade sehr deutlich." 
Deswegen hätten die  Aktienmärkte mindestens "noch ein paar 
schwierige Monate" vor sich, sagte Faber. "Das Zinsszenario ist 
momentan kein besonders gutes. Wir befinden uns möglicherweise in 
einem Umbruch. Seit 1982 sind die Zinsen praktisch stetig gefallen. 
Das ändert sich jetzt." Die Europäische Zentralbank werde auch nach 
ihrem Zinsschritt vom Donnerstag einschreiten, "um einem anhaltenden 
Inflationsdruck zu begegnen".

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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